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"Der Prinz überreicht, die Prinzessin bützt"

"Der Prinz überreicht, die Prinzessin bützt"

Intergalaktisches bei den Kaasseler Jonge Grün-Weiß - Äffchen Willi und die Silberlocke in der Ennerthalle - Mini-Zoch in Heidebergen

Oberkassel. (bss) Das Schöne am Kinderprinzendasein? "Man kann immer Kamelle werfen und wird berühmt", schwärmte Patrick I. kurz vor seinem Auftritt in der Jupp-Gassen-Halle. Nur zwei Minuten später erfolgte die Aufstellung für den Einmarsch des Oberkasseler Kinderprinzenpaares in die Bürgersitzung der Karnevalsgesellschaft Kaasseler Jonge Grün-Weiß.

Zusammen mit seiner Prinzessin, der achtjährigen Sarah Adrian, schritt Patrick Knott würdevoll in den Saal, winkte ausgelassen und verteilte Rosen ins Publikum. Die kleine Prinzessin verschenkte ihre Gaben mit vollem Körpereinsatz und machte bei jedem Wurf einen kleinen Sprung, damit die Rosen auch an die weiter entfernt stehenden Narren gelangten.

Bei der Ordensverleihung an den ersten Vorsitzenden Frank Sülzen legte Sitzungspräsident Peter Hoffmann noch einmal die Regeln fest: "Der Prinz überreicht, die Prinzessin bützt", aber Patrick und Sarah kannten sich bei ihrem mittlerweile vierten Auftritt auch ohne Erwachsenenhilfe bestens aus. Kurz darauf stürmten vier junge Männer in bunten Star-Trek-Kostümen die Bühne.

Die schwarzen Perücken und das haarsträubend komische Auftreten der Musikgruppe "Fuffzichzehn" war unverkennbar an die Darsteller des deutschen Kino-Erfolgs "Starship Surprise" angelehnt. Das Quartett bot während seines "intergalaktischen Pappnasen-Wettbewerbs" ein musikalisch wildes Potpourri aus bekannten Liedern wie "Ab in den Süden" oder "La Bamba".

Die Texte klangen freilich ganz anders als sonst: "Mein Lama hat mich gestern angespuckt. Eklig! Hätt ich mich doch geduckt!" Der grandiose Schwachsinn zeigte schnell Wirkung: Man sah die ersten Tänzchen im Saal und der sonst so würdevolle Elferrat sprang auf und klatschte.

Eine stürmisch geforderte Zugabe musste nur deshalb ausbleiben, weil der kölsche Liedermacher Uli Teichmann zur Ablösung an der Saaltür bereit stand. Als Büttenredner hatte man Willi Armbröster und das Blödel-Duo "Body & Schmal" verpflichtet. Außerdem trat der Bauchredner Klaus Rupprecht mit seinem frechen Äffchen Willi auf, der es gegenüber der Obrigkeit an Respekt mangeln liess. "Wie? Ein Sitzungspräsident und so viele Bewährungshelfer?", höhnte es etwa in Richtung Elferrat. Der nahm es - natürlich - mit Humor.

Küdinghoven. (bss) Der Blumenstrauß in dem Basketballkorb thronte würdevoll über den kostümierten Narren in der Ennerthalle, die anlässlich der Bürgersitzung der großen Küdinghovener Karnevalsgesellschaft in freundliches Rot und Gelb gekleidet worden war. Pünktlich um 18.55 Uhr zog der Elferrat unter großem Applaus in die bis auf den letzten Platz gefüllte Halle ein.

Nach der Begrüßung durch den Schultheiß Wolfgang "Balloo" Klein folgte der traditionell erste Auftritt des Tanzcorps der Ennertfunken, die vier schnelle Karnevalsnummern lang zeigen konnten, welche Fortschritte sie außerhalb der fünften Jahreszeit gemacht hatten: Unter anderem bauten sie beeindruckend hohe Mädchenpyramiden auf.

Dann betrat der eigens aus Moers angereiste Bauchredner Klaus Rupprecht mit seinem frechen Affen Willi die Bühne und versuchte immer wieder scheinbar verzweifelt zu verhindern, dass das Tier permanent Gäste, Kellnerinnen und den Elferrat beleidigte. Ein Mann mit Glitzer-Umhang wurde kurzerhand "Silberlocke" getauft und ab dann ständig zur Zielscheibe des Affenspots: "Ja, Silberlocke, du weißt doch bestimmt, was ein Stringtanga ist, oder? Zahnseide für den Hintern!"

Die beiden Spaßvögel durften erst nach einer musikalischen Zugabe von der Bühne. Das Vater- und Sohn-Duo "Weber und Weber" duellierte sich gegenseitig, indem es mit Gitarren in der Hand abwechselnd die diversen Vorzüge des "Mannes ab 50" und dann die Jugend besang: "So ein Junger ist beim Lieben einfach nicht kaputtzukriegen."

Nach diesem Auftritt war die Stimmung im Saal so angeheizt, dass man nun, so Schultheiß Klein, "das Beste" empfangen konnte, "was wir haben": LiKüRa-Prinzessin Tatjana I. Die sympathische wie energische Schönheit übte "Alaaf zusammen" mit dem Publikum, eh sie KG-Mitglied Paul Klein auf die Bühne rief.

Der bekam zum 59. Geburtstag ein Ständchen und ein "Menü für einen ganz Süßen", Marzipan, Schokocreme und Cognacbohnen. Die Prinzessin bot im Anschluss daran ganz uneigennützig ihre Mithilfe beim Vernaschen an.

Christel Klein bekam als königliche Hofkleidnäherin im LiKüRa-Staat eine herzliche Umarmung und Dankesworte.

Die Enttäuschung über das unentschuldigte Fehlen der "Putzfrau aus Ründerroth" alias Heinz Baumeister überbrückte der Schultheiß mit einer beeindruckenden Büttenrede aus dem Stegreif. Das Aggertal-Swingtett sorgte bis halb vier Uhr morgens dafür, dass in Küdinghoven die Nacht zum Tage wurde.

Heidebergen. (tni) "Wann kommt denn der richtige Zug?" Ganz unberechtigt war die Frage nicht, die aus einem Kindermund herausplatzte. Der wahrscheinlich kleinste Karnevalszug im Rheinland ist eben kein "richtiger Zug". "Es gibt keine Wagen", erklärte die achtjährige Katharina den Unterschied zu anderen Zügen.

Dafür können aber alle Kinder selbst mitgehen, und die Kamelle werden nicht an den Straßenrand, sondern mitten in den Zug rein geworfen. Der Bürgerverein Heidebergen organisiert diesen ungewöhnlichen Karnevalszug jedes Jahr für die Kinder des Ortes.

Der Vorsitzende, Kurt Springer, im Auto mit Musikanlage vorneweg, Axel Frank mit blumengeschmücktem und kamellebeladenem Handkarren in der Mitte und Brigitte Schäfer mit einem zusätzlichen Gummibärchenkorb hintendran: Mehr als drei Leute braucht es nicht, um einen Karnevalszug auf die Beine zu stellen.

Aber so ein Mini-Zug, in dem kleine Prinzessinnen, Hexen, Indianer und Feuerwehrmänner durch den Ort tapsen, hat seinen ganz eigenen Charme. Nur die Eltern schienen noch nicht so richtig in der jecken Zeit angekommen. Die meisten gingen in Zivil mit. Einer der wenigen Erwachsenen, die nicht in Zivil gekommen waren, war Polizist Holger Lorenz.

Seit sieben Jahren begleitet er den Kinderzug. "Leider gehen jedes Jahr weniger Kinder mit", bedauerte der Bezirksbeamte. Nach dem Zug, der traditionell an dem Sonntag vor Karneval geht, findet ein Kinderkostümfest in der Gaststätte "Am Wolfsbach" statt. Wäscherprinzessin und LiKüRa hatten sich angesagt, außerdem hatte der Bürgerverein für einen Zauberer gesorgt.