Närrische Notizen

Bonner Stadtsoldaten feiern beim Kinderkostümfest im Festzelt auf dem Münsterplatz. Bonner Protestanten zogen unter dem Motto "KreuzKannKarneval" um die Kreuzkirche.

Bonn. (kpo) Nicolas ist erst vier Monate alt und stand beim Kinderkostümfest im Festzelt auf dem Münsterplatz kurzzeitig im Rampenlicht. "Das ist unser jüngstes Mitglied", teilte Wolfgang Orth, Kadettencorpsführer der Bonner Stadtsoldaten, den Kindern und Eltern mit.

Die Uniform konnte aber noch ein wenig warten: Bei seinem ersten Auftritt trug Nicolas ein flauschiges Bienchen-Kostüm. Im Mittelpunkt standen Kinderspiele wie Sackhüpfen, die die Moderatoren, Kirsten Engbrocks und Orths Sohn Christian (12), auf der Bühne veranstalteten. Weiterhin waren eine Schminkstation und ein Zuckerwattestand aufgebaut, und in einer Ecke befand sich ein Tombolastand mit 1 000 Preisen, darunter zwei Fahrräder und ein Tischkicker.

Das Kinderprinzenpaar Stefan I. und Constanze I. marschierten nicht, wie geplant, mit den Stadtsoldaten ein, sondern mit der Ehrengarde: Die beiden hatten das Angebot genutzt, mit dem "großen" Prinzenpaar eine Tour mitzufahren. Vor dem Zelt verkauften die Stadtsoldaten ihre gute Erbsensuppe, die auch am Samstag beim 11. Bonner Karnevalsfestival gut ankam. Das Zelt war rappelvoll: "Über den Nachmittag verteilt hatten wir etwa 800 Leute hier", so Orth. Neben Tanz, Musik und Tollitätenbesuch unter anderem von Wäscherprinzessin Jenny I. hörten die Besucher den Bauchredner "Gérard" mit den Puppen Dino und Freddi sowie den "Tulpenheini" Roland Paquot.

Bonn. (ga) Protestanten sind keine Schönwetter-Karnevalisten. Um Punkt 12.11 Uhr setzte sich am Sonntag bei Nieselregen rund um die Bonner Kreuzkirche ein historischer Zug in Bewegung: der wohl bundesweit erste, eigene Karnevalszug einer evangelischen Gemeinde. 18 Gruppen, Wagen und Fußvolk zogen rund um die Stadtkirche am Kaiserplatz.

Angeführt wurde der Zug von der "Kreuzkavallerie", Mädchen und Jungen aus dem gemeindeeigenen Kindergarten, die blaue Trachten à la Stadtsoldaten trugen. "Hier wird eine Tradition geboren", lobte "Kreuzkönig", Pfarrer Gerhard Schäfer, in hochroyalem Outfit nebst "Kreuzbauer" Maximilian Brenner und "Kreuzdame" Jörg Budde sein Volk. Das "Kreuz-Dreigestirn" bahnte sich angemessen hoch zu Ross seinen Weg: auf modernen "Segways", kleinen zweireifigen Steh-Motorrollern.

"KreuzKannKarneval" war das Sessionsmotto, das der Festausschuss unter Vorsitz von Katrin Jasper ausgerufen hatte. Die Leiterin des Kindergartens moderierte den Zug von der Bühne vor der zur Turmsanierung eingerüsteten Kreuzkirche, dankte, lobte und besang die vielen kreativen Zugteilnehmer und fand große Worte: "Somit ist ein Vorurteil ab heute endgültig widerlegt: Protestanten können Karneval!" Trotz Regenfront mündete der Zug sogar noch in einem unverdrossen fröhlichen Straßenfest zwischen Kirche und Gemeindezentrum. Drei Mal Kreuzkirche Alaaf!