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Aus der Not machen die Niederdollendorfer eine Tradition

Aus der Not machen die Niederdollendorfer eine Tradition

Das Prinzenpaar übernimmt erst beim Zoch das Sagen - "Überrumpelungsaktion" vor zwölf Jahren

Niederdollendorf. Zum 13. Mal wird sich in diesem Jahr der Rosenmontagszug durch Niederdollendorf bewegen. Deutschlandweit einmalig ist die Tradition, das Prinzenpaar erst während des Zuges zu proklamieren. Prinz und Prinzessin amtieren dadurch in Niederdollendorf immer von Rosenmontag zu Rosenmontag.

Geboren wurde die Idee zu einem Veedelszoch in Niederdollendorf 1991. Am Rosenmontag war im Ort nichts los, sämtliche Kneipen hatten geschlossen. Karnevalsbegeisterte Einwohner mussten zum Feiern nach Bonn oder Köln fahren. Einige Verantwortliche der Vereine im Ort beschlossen daher bei dem einen oder anderen Kölsch, dass es auch in Niederdollendorf in Zukunft Straßenkarneval, sprich einen eigenen Karnevalszug, geben solle.

Am Rosenmontag 1992 war es dann so weit. Die Wirte, die Vereine und die Bruderschaft waren informiert, kleine Hand- und Leiterwagen liebevoll geschmückt worden. Wurfmaterial in Form von Kamelle hatte man in den Tagen zuvor bei den benachbarten Zügen gesammelt, und für Musik würde eine Abordnung der Bläserfreunde sorgen.

Während in der Turnhalle des Schulzentrums Niederdollendorf noch die letzten Reste des Balls der Bläserfreunde weggeräumt wurden, trafen auf dem Schulhof bereits die ersten Zugteilnehmer ein. Plötzlich fiel den Organisatoren auf, dass ihnen zu einem richtigen Zoch etwas Entscheidendes fehlte: ein Prinzenpaar! Eilends beriet man sich und binnen kurzer Zeit stand fest: Feuerwehrchef Uwe Wollhöwer und Vereinswirtin Elisabeth "Lisbeth" Klinger von der Gaststätte "Die Pumpe" sollten die ersten Tollitäten sein.

Unter Jubel wurde Uwe I. eine Prinzenkappe aufgesetzt, der Zug setzte sich in Bewegung. Zuerst zum Feuerwehrhaus, dann weiter über die Hauptstraße zur "Pumpe", wo aus der erstaunten Wirtin Prinzessin Lisbeth I. wurde.

In der Zwischenzeit gestaltete die Feuerwehr heimlich das Löschboot samt Zugfahrzeug zum Prinzenwagen um, der nun mit Blaulicht und Martinshorn in Höhe der Kirche auftauchte. Unter lautem Hurra und Alaaf seiner närrischen Untertanen bestieg das frisch proklamierte Prinzenpaar das Boot und der Zug setzte seinen Weg durch den Ort Natürlich ist der Zug über die Jahre größer und "professioneller" geworden.

Doch immer noch stehen die Niederdollendorfer Jecken mit ihrem Engagement für ein Stück ursprünglichen rheinischen Straßenkarneval. Aus der Not von 1992, am Rosenmontag ein Prinzenpaar zu finden, haben sie eine Tradition gemacht. Und so wird das amtierende Prinzenpaar Willi II. und Anja I. sein närrisches Zepter auch diesmal während des Zuges an seine Nachfolger abgeben.

Der Niederdollendorfer Karnevalszug bewegt sich am Rosenmontag, 23. Februar, durch den Ort. Aufstellung ist um 14 Uhr am Sportplatz, Abmarsch ist um 14.30 Uhr. Das Prinzenpaar wird auf einer Bühne vor der katholischen Kirche proklamiert.