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Interview mit Siebengebirgsprinzessin Anna I (Pütz) aus Bad Honnef

Interview Anna I. (Pütz) : Warum Siebengebirgsprinzessin Anna I. mehr Frauen in Vorstandsposten sehen will

Anna Pütz verzaubert als Siebengebirgsprinzessin Anna I. die Jecken im Gebiet des Festausschusses Siebengebirge zwischen Beuel und Erpel. Elf plus eine Fragen an Ihre Tollität auf Wieverfasteler, von dem Anna I. sagt: „Es gibt einen Tag im Karneval, der den Frauen gewidmet ist. Dieser Tag ist nicht gegen Männer, sondern für Frauen.“

Was bedeutet Ihnen die Zahl Elf?

Anna I. (Pütz): Die Elf ist die karnevalistische Zahl schlechthin und steht für Brauchtum, Tradition, Frohsinn und Sorglosigkeit und natürlich für die fünfte Jahreszeit.

Dreimol Null es Null es Null. In der „Selhofer Schull“ Sankt Martinus haben Sie das Einmaleins jeliehrt. Werden Sie dorthin als Prinzessin zurückkehren – und mit den Kindern vielleicht auch das schöne alte Lied vom Lehrer Welsch von der Kayjass singen?

Anna I.: Die Grundschule besuche ich leider nicht, aber heute meinen alten Kindergarten Sankt Martin. Darauf freue ich mich schon sehr. Die Idee, einen kölschen Klassiker mit den jüngsten Jecken zu singen, finde ich super, danke.

Apropos Lied: Mit Ihrem Prinzessinnenlied sind Sie längst vorn in der jecken Hitliste. Haben Sie noch Lampenfieber oder werden „Ihre Tonität“ womöglich auf den Bühnen des Karnevals eine zweite Karriere als Sängerin anstreben?

Anna I.: Nervös bin ich kaum noch, das war am Anfang natürlich anders. Mit der Zeit entwickelt man eine Art Routine, trotzdem gehe ich bei jedem Auftritt individuell auf das Publikum und die jeweilige Veranstaltung ein. Dafür werfe ich vor jedem Auftritt selbst einen Blick in den Saal und entscheide dann spontan auf der Bühne, was ich sage. Sängerin werde ich wohl nicht mehr werden, da Singen nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt. Um gut und schlecht geht es aber im Karneval nicht, die Hauptsache ist, dass ich als Tollität mit meiner Darbietung Frohsinn verbreite.

Es mussten 35 Jahre vergehen, ehe mit Ihnen die erst dritte Siebengebirgsprinzessin im jecken Reich zwischen Beuel und Erpel inthronisiert wurde. Was sagt Ihnen Ihr Spiegel, wenn Sie sich – allein, ohne Hilfe durch Visagisten – für die Auftritte schminken und frisieren? Immerhin lautet Ihr Slogan: „Spieglein, Spieglein an der Wand, Fastelovend fest in Frauenhand“.

Anna I.: Der sagt mir, dass es gut und richtig ist, sich dafür einzusetzen, dass mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen im Karneval gewählt werden. Es gibt sehr viele aktive Karnevalistinnen, sie sind aber meist im Hintergrund tätig und werden, plump gesagt, ab und an mal als gute Seele mit einem Orden geehrt. Ich finde aber, dass Frauen auch Vorstandspositionen übernehmen sollten. Was spricht dagegen? Ein gutes erfolgreiches Team besteht meiner Meinung nach aus Männlein und Weiblein.

Lieber ein Dior-Kleid aus Paris oder ein staatses Kostüm aus der „Helau-alaaf-Couture“ Arenz im Westerwald?

Anna I. (lächelnd): Ganz klar: Arenz. Übrigens trage ich kein Kostüm, sondern ein Ornat.

Stimmt, pardon. Sie haben zur Prinzenmütze mit Federn gegriffen statt zum Krönchen. Warum?

Anna I.: In meiner Vision von meinem Ornat habe ich mich direkt mit Mütze gesehen. Vor allem die Federn sind für mich der Inbegriff des „Tollitätseins“, und ich habe mir immer gewünscht, diese auch mal tragen zu dürfen. Als ich die Federvariante dann bei Arenz ausprobiert habe, hat sie mir auch viel besser gefallen als eine Krone. Meine Federn sind zudem bunt und sollen somit Symbol für alle Vereine im Festausschuss Siebengebirge sein.

Wenn die Federn gerupft sind und Sie auch aus dem Prinzessinnenornat geschlüpft sind, was passiert dann mit dem Gewand?

Anna I.: Da das Ornat maßgeschneidert und somit gekauft ist, werde ich es natürlich behalten. Ich kann mir vorstellen, es nach der Session auf einer Schneiderpuppe quasi als Deko aufzustellen. Es erinnert mich natürlich an eine unvergessliche Zeit.

Sie haben mit Ihrer Regentschaft und dem Motto „Halt Pol – 150 Jahre Tradition – 150 Jahre Zukunft“ Ihre KG schon auf die Jugend eingeschworen. Möchten Sie in Ihrer Gesellschaft, die maßgeblich auch durch Ihre Familie geprägt wurde, künftig Verantwortung im Vorstand übernehmen, vielleicht irgendwann sogar der erste weibliche Präsident werden?

Anna I.: Das sind Dinge, die wir beziehungsweise die Mitglieder des Vereinsvorstands nach der Session besprechen müssen. Jeder Verein hat ja auch eine Satzung, an die sich gehalten werden muss - da diese Satzungen meist auch schon sehr alt sind, sind sie nicht immer besonders frauenfreundlich formuliert. Dem Ganzen mache ich keinen Vorwurf, das war eben damals eine andere Zeit. Würde man mich fragen, wäre ich aber grundsätzlich nicht abgeneigt, eine verantwortungsvolle Position zu übernehmen. Dazu ermutige ich ja schließlich in dieser Session auch alle anderen Frauen.

150 Jahre Halt Pol: Was begeistert Sie an der Geschichte Ihrer Gesellschaft am meisten?

Anna I.: Die Beständigkeit. Dass der Verein ohne Unterbrechungen schon 150 Jahre existiert und sich immer weiterentwickelt hat und zudem auch stark gewachsen ist und einige Meilensteine wie zum Beispiel den Erwerb unseres Vereinsheims Hontes gemeistert hat.

Für Karnevalssamstag hat Bürgermeister Otto I. seine Federfuchser schon zur Verteidigung des Rathauses eingeschworen. Steht Ihre Strategie für die Eroberung der Beamtenburg schon fest?

Anna I. (schelmisch): Die Strategie steht fest unter dem Motto „Frauenpower“, aber ich werde im Vorhinein natürlich nichts davon verraten. Otto: Mach die gefasst.

Was wünschen Sie sich für den Siebengebirgszug am Sonntag, wie viele Auftritte liegen dann hinter Ihnen?

Anna I.: Meine Traumvorstellung ist natürlich Sonnenschein und blauer Himmel. Ich wäre sehr dankbar, wenn wir gutes Wetter hätten. 120 Auftritte haben wir dann ungefähr hinter uns - und jeder Einzelne war einzigartig.

Über Halt Pöler Tollitäten wurde sogar schon in der Presse von Teneriffa berichtet. Ihr Onkel Dirk versenkte dort in Begleitung seines Dreigestirns nach der Session 2011 die unbequemen Prinzenschuhe im Meer. Machen Sie nach Aschermittwoch auch erst einmal den Abflug?

Anna I.: Für mich und meine Adjutantin geht es nach Karneval für zehn Tage in die Sonne nach Mauritius. Dort können wir in sommerlicher Atmosphäre die Session Revue passieren lassen und uns erholen. Meine Schuhe sind allerdings sehr bequem, daher werde ich sie nicht versenken.