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Rot-Weißen Funken: So lief die Kölsche Messe in Unkelbach

Rot-Weißen Funken : So lief die Kölsche Messe in Unkelbach

Kein Platz blieb frei in Sankt Remigius bei der Kölschen Messe für die lebenden und verstorbenen Karnevalisten, welche die Rot-Weißen Funken Unkelbach und die katholische Pfarrgemeinde Sankt Remigius gemeinsam vorbereitet hatten.

Neben den Rot-Weißen kamen von der Pfarrei etwa Maria Sibille Schwiperich, Leiterin der Strick- und Häkel- sowie der Bastelgruppe, vom Traditionsverein Unkelbach 1987 Norbert Brüggemann, Mitglieder des Tambourcorps Oberwinter, Remagener Möhnen – Unkelbacher Möhnen gibt es nicht mehr – Vertreter der Remagener KG Narrenzunft und Bürgermeister Herbert Georgi, Ehrenpräsident der Schützen.

Das Stadtsoldatencorps Remagen, musikalischer Begleiter der Messe, intonierte eingangs schmissig „Un wenn dat Trömmelche jeht“, wobei die Gläubigen statt des neuen Textes „Der Herjott lädt en, lädt en“ im Refrain wie gewohnt „Kölle Alaaf, Alaaf“ sangen. Schwamm drüber, denn in der Pfarrkirche begrüßte Hauptzelebrant Pfarrer Frank Klupsch die Gottesdienstbesucher: „Liebe Brüder und Schwestern, endlich ist wieder Karneval.“

Fest der Ausschweifung

Ja, passen denn Kirche und Narrenfest zusammen? Der Karneval ist sogar fest mit dem christlichen Jahreslauf verbunden, denn die Fastenzeit bedingte das vorangehende Fest der Ausschweifung. „Ob Alaaf oder Halleluja erklingt, beides ist richtig, weil es vom Leben singt“, sagte Klupsch.

Dies beleuchtete auch Diakon Willibert Pauels, berühmt als Büttenredner „Bergischer Jung“, in der Predigt „über meinen Glauben“. Er wusste, dass die zuvor gespielte Melodie „Halleluja“ der Kölner Kultband Brings, obgleich Karnevalshit, als Dankgebet für das Überleben eines Mädchens komponiert wurde.

Pauels, der schon in der Kirche stand, „als Marc Metzger seine Veronica hier heiratete“, schwenkte vom Büttenredner zum griechischen Philosophen Epiktet und dessen wichtigen Satz: „Letztendlich entscheiden nicht die Dinge, sondern wie wir sie sehen.“

Am heilsamsten sei es über den Dingen zu stehen – nicht, indem man auf Andere herabsehe, sondern mit Liebe. Das gelinge mit Humor. Obwohl Kritiker 17 Jahre lang Kardinal Meisner baten, Pauels, der ihn als „Kanalmeister“ titulierte, die Bütt zu verbieten, tat er nichts dergleichen. Zwar glaubt der Diakon, „Meisner hatte ein Doppelbett, damit er sich auch nachts querlegen konnte“, doch sei er kein Fundamentalist gewesen. Und schließlich: „Wenn er net fies is, is et richtig, auch Witze über Religion zu machen.“ Schon in Pauels‘ Jugend hieß es: „Der heilige Aloisius war so keusch, der hat sich nicht an einen ausgezogenen Tisch gesetzt.“ Witzfigur Frau Schmitz beichtet dagegen, im Krieg einen Flüchtling versteckt und als Gegenleistung Beischlaf erwünscht zu haben. Das sei verjährt, meint der Pfarrer, doch Schmitz erwidert, sie sei 91, der Mann 86 Jahre alt „und ich habe ihm noch nicht gesagt, dass der Krieg vorbei ist“.

Kirche und Karneval vertragen sich deshalb so gut, weil sie beide „über den Dingen stehen“, so Pauels Fazit. Jesus habe mit der Auferstehung, die den Tod besiege, „die radikalste Form einer anderen Sicht auf die Welt“ verwirklicht.

Zu dieser „wichtigsten Botschaft des Glaubens“, servierte der Diakon in seiner von wohltemperierter Heiterkeit durchdrungenen Predigt noch einen Witz von Tünnes und Schäl: Nachts auf dem Heimweg schlafen die Suffköppe auf dem Friedhof Melaten. Morgens zwischen Gräbern aufwachend, entsetzt sich Schäl: „Wat es he loss?“ Tünnes darauf: „Dat kann ich dir sagen. Et es Auferstehung und mir zwei sin die Ersten.“