Rathausstürme im Kreis Ahrweiler : Vom Bürgermeister zum Maurer
KREIS AHRWEILER Fest in Narrenhand sind seit Donnerstagmorgen die Rathäuser von Remagen, Sinzig, Bad Breisig, der Grafschaft und von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Beigeordnete, Bürgermeister und Beamte kapitulierten.
BAD NEUENAHR. (mm) Sie hatten die Hoheit über Stadt und Haus und trieben den Amtsschimmel raus: Sieben Möhnengesellschaften der Kreisstadt wurden von Bürgermeister Guido Orthen, den Beigeordneten und Abteilungsleitern als Herzbuben empfangen. Der sich zur Sitzung mausernde Empfang begann schon mit einem Knaller: "Rio Palace" enführten mit Alice und dem Hutmacher ins Wunderland. Doch wie immer gab es am schmutzigen Donnerstag auch schmutzige Wäsche zu waschen. Zum umgetexteten Bläck-Fööss-Song "Dat Wasser von Neuenahr is jot", hatten die Möhnen einiges zu sagen: "Wir wünschten wir wären's quitt, Chlor im Wasser ist kein Hit." "So habt Ihr wenigstens das Gefühl, jeden Tag im Schwimmbad zu sein", konterte Orthen. Für "Frikadellchen und Käsewürfel" auf den Tischen gab's auch nur eine logische Erklärung: "Die Tische sind gedeckt, seitdem die Stadt sich für die Knöllchen in den Büschen versteckt."
BAD BREISIG. (GS) Angriff im Morgengrauen. Dieser Taktik haben sich die Bad Breisiger Möhnen um Gisela Monien seit jeher verschrieben. "Unchristlich" Punkt 8 Uhr stürmten sie das Rathaus. Ihr Begehr: der Schlips des Bürgermeisters. Da mussten die Damen sich umgewöhnen, denn erstens hat die Stadt seit der Kommunalwahl eine Bürgermeisterin und zweitens heißt diese Gabriele Hermann-Lersch. Doch die Schere war nicht umsonst geschliffen. Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach wurde natürlich nicht verschont.
GRAFSCHAFT. (GS) Kölsch und Frikadellchen, Cola und Berliner waren Grundnahrungsmittel im Grafschafter Rathaus. Jecke Wiever von Gels- bis Nierendorf wurden von Bürgermeister Achim Juchem samt Räten empfangen. Wobei Juchem zu seinem Hawaiihemd erklärte: "Nach der Ratssitzung vom Dienstag bin ich reif für die Insel." Doch davon war ihm beim Bützchen-Verteilen nichts mehr anzumerken. Und auch flotte Beine flogen: Die "Wendböggele" hatten ihre Funken dabei, aus Birresdorf kamen die "Red Got Maries". Aus Ahrweiler war zudem Kreis-Möhnerich Jürgen Pföhler angerückt, mit dem neuen Wahrzeichen: ein großer Goldbär.
SINZIG. (frv) Vom Bürgermeister zum Maurer mit Schüppe und Zementeimer: Beruflich hat sich Sinzigs Stadtoberhaupt Wolfgang Kroeger nicht gerade verbessert, seit gestern die Möhnen die Macht ergriffen haben. Der stets joviale Verwaltungschef machte aber das Beste draus und drehte im Ratssaal mit den Wievern tanzend seine Runden. "Jetzt ist es soweit: Wir haben die Macht", riefen die närrischen Damen dem verdutzten Bürgermeister zu.
REMAGEN. (frv) Nicht viel besser erging es seinem Remagener Amtskollegen. Bürgermeister Herbert Georgi hat seine Amtskette gegen die Arbeitskleidung eines Kochs eintauschen müssen und kann nun sein eigenes Süppchen kochen. Die Möhnen haben das Rathaus der Römerstadt zumindest vorübergehend im Griff, der Bürgermeister ist vorerst abgemeldet. Ohne die Stadtsoldaten, die Auftritte in der Region hatten, blieb der Rathaussturm etwas mau.
