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Von der Ernsthaftigkeit im Karneval

Von der Ernsthaftigkeit im Karneval

Burkhard Sondermeier zelebriert im Ahrweiler Zunfthaus-Forum die Klassik zum rheinischen Fastelär

Ahrweiler. Mit einer Karnevalssitzung, wie es sie sonst überall zur fünften Jahreszeit gibt, hat Burkhard Sondermeiers "Karneval einmal klassisch" wenig gemeinsam. Schon die Begrüßung ließ das erahnen: "Ich begrüße alle Jecken, die, die es sind, die, die es werden wollen, die, die es waren - und auch die, die die Nase von alledem gestrichen voll haben."

Mit dem rheinischen Karneval, wie er sonst in seiner Heimatstadt Köln gefeiert wird, kann der 62-jährige Sondermeier schon seit Jahren nichts anfangen. Ihm fehle dort die Ernsthaftigkeit des Lachens und der Sinn für einen Humor, der sich nicht nur im Gag erschöpft. Deswegen hat er 2002 damit begonnen, sein eigenes Karnevalsprogramm auf die Beine zu stellen, mit dem er die Ernsthaftigkeit wieder in den Karneval bringen möchte.

Am Samstagabend begeisterte er das Publikum im Kabarett Forum Altes Zunfthaus in Ahrweiler mit seinem Programm, in dem er klassische Musik, rheinische Mundart, Literatur und Fastelovends-Lieder verband - alles eigene Bearbeitungen, Texte und Kompositionen von Sondermeier. Sein diesjähriges "Karneval einmal klassisch, opus 1709" hat er ganz dem Duft gewidmet, der Köln bereits vor dem Dom weltweit bekannt gemacht hat: das Kölnisch Wasser.

1709 nämlich schuf Johann Maria Farina den Duft, der nun sein 300-jähriges Jubiläum feiert. Wie ein roter Faden zog sich das Kölnisch Wasser durch das Programm. Zu dem runden Geburtstag wollte Sondermeier das Parfüm zum Beispiel vertonen: "Ich hatte vor, vier einzelne Düfte des Kölnisch Wasser - Jasmin, Pampelmuse, Orange und Lavendel - der Duftklaviatur von Piesse und Dickens zuzuordnen, bis mir auffiel, dass vor 280 Jahren schon jemand diese Idee in die Tat umgesetzt hat", so Sondermeier.

Das Werk bearbeitete er für die "Camarata Carnaval"(Katja Krawietz, Alexandra Schwab, Christiane Karcz, Christoph Ziehmer, Moritz Pietsch, Sonja Asselhofen), das Musikensemble, das Sondermeiers Programm begleitete. Endergebnis war "Oh du cologne!", eine etwas andere Version von Mozarts bekanntem Stück.

Philosophisch und wissenschaftlich wurde es dann bei der "Betrachtung über den Geist des Karnevals und dessen Flüchtigkeit". Da berichtete Sondermeier von der Entdeckung des Karnevalsgens "1111 d", um dessen Suchtpotenzial bereits unsere Vorfahren wussten und den Karneval deswegen wohl wissend dosierten, oder von dem ebenfalls neu entdeckten Element "Karnevalium", das im periodischen System zu den flüchtigen Elementen gehört, die sich nur für Augenblicke halten.

Auch vor Richards Wagners Oper "Tristan und Isolde" machte Sondermeier keinen Halt. Aus Anlass des 150-jährigen Bühnenjubiläums brachte er "Tristan un uns Isolde" in einer noch nie da gewesenen, dem Rheinländer leichter zugänglichen Fassung. "Da die Direktion keine geeigneten Sänger für geringes Geld gefunden hat, übernehme ich alle Partien kurzerhand selbst."

Für Kenner war Sondermeiers Programm eine wahre Freude. Es war am Samstag das vierte Mal, dass er bei "Kabarett für alle Sinne", bei dem die Weinstube Steinfeld und der Ahrweiler Winzerverein für die kulinarischen Genüsse sorgten, im Forum Altes Zunfthaus Ahrweiler das Publikum mit seinem Karneval der gehobenen Art unterhielt. Und hoffentlich auch nicht das letzte Mal.