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Erpeler Ortsfahne weht traurig auf Halbmast

Erpeler Ortsfahne weht traurig auf Halbmast

Angesichts leerer Kassen lässt Edgar Neustein Jecke kampflos einziehen

Erpel. (khd) Ohne Narrenkappe und in tristes Schwarz gekleidet erschien Bürgermeister Edgar Neustein am Sonntag auf dem kleinen Balkon des Erpeler Rathauses.

Musikalisch auf Trab gebracht vom Tambourcorps war die Große KG mit Stadtsoldaten, Prinzengarde und Möhnen dort aufgezogen, um das Zentrum der kommunalen Macht einzunehmen. Dessen Tür präsentierte sich erstmals nicht verschlossen.

Denn: "Zu holen gib es bei uns eh nichts!", erklärte der Ortschef und lud die Jecken kurzer Hand in den Ratssaal. Jetzt wurde auch seine Gelassenheit verständlich, hatte er doch noch seelenruhig vor dem Rathaus gestanden, als bereits das Tambourcorps deutlich zu hören war.

"Morjen zesamme", grüßte er kurze Zeit später vom Balkon und ließ die Fahne auf Halbmast sinken. Nicht etwa weil VG, Kreis, Land und Bund die Gemeinde so geschröpft hatten, dass die Kasse völlig abgewirtschaftet ist. "Das mache ich in voller Trauer, weil ihr keinen Prinzen habt", klagte er von oben.

So ganz ohne Kampf wollten die Stadtsoldaten den Rathaussturm jedoch nicht vorüber gehen lassen. Dumpfe Böller ertönten vom Biwak aus, während Sprengkörper vor der Rathaustür detonierten.

Dann machte sich der KG-Vorsitzende Andreas Schwager mit seinen Mannen auf in den Ratssaal, wo er von den Ordenträgern "Alt Erpilla" und der Ortsspitze schon erwartet wurde. "Nächstes Jahr fällt die Kölsche Mess aus, hat Euch Pastor Günter (II.) Lülsdorf gesagt, wenn Ihr wieder keinen Prinzen habt.

Und ich fahr' dann einfach in Urlaub", erklärte Neustein. So weit dürfte es allerdings nicht kommen angesichts der viele potenziellen Prinzen in den Reihen der Rotröcke, glaubte er. Froh war er dagegen, die Ex-Tollität Prinz Günter I. begrüßen zu können, der sich als jüngster Heimatordensträger der "Alt-Erpillaner" in das Goldene Buch des Ortes eintrug.

"Ich war unheimlich gerührt über diese Ehre, so dass ich wirklich sprachlos war", gestand Günter Witten. Er hänge an seinem schönen Heimatort seit frühester Kindheit und versuche den Leuten mit seiner Musik Freude zu machen, erklärte er.

Und das unterstrich er mit seinem Freund Karl-Josef Stieldorf umgehend. Gemeinsam trugen die "StiWis" das "Erpeler Känncheleed" vor, dass Vater Witten 1958 zur Melodie von Karl Noll getextet hatte.

"Die Linzer sin Strünzer, in Unkel is Wind, un mir sin datt, wo mit stolz drauf sind!" Und das ist das Erpeler "Jemöd", das befähigt, auch ohne Nüssele ausgelassen - vor allem - Fastelovend feiern zu können.