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Im Karneval halten sie zusammen

Im Karneval halten sie zusammen

Voller Eintracht: Honnefer und Rheinbreitbacher Narren

Rheinbreitbach. "Zu so einem tollen Publikum kommen wir jederzeit wieder!"

Mit diesen Worten quittierte Jürgen Wessel, der Kommandant des Spielmannszuges TV Eiche, die stimmgewaltige Unterstützung, mit der die jecke Narrenschar in der Rheinbreitbacher Hans-Dahmen-Halle auf den Stühlen stehend den Auftritt seiner Mannen bei der Prunksitzung der KG "Me haalen et us" begeistert begleitet hatte.

Dabei waren die Musiker erst am Donnerstagabend angeworben worden, weil eigene Kräfte der KG leider nicht auftreten konnten, wie Co-Präsident Michael Siegel verriet. "Aber auch wenn sich unsere Stadt- und Gemeinderäte gerade nicht so grün sind, wir Karnevalisten helfen uns", freute er sich. Überhaupt blitzte die Wetterlage zwischen den Kommunen immer wieder im Laufe der Sitzung auf.

"Das Breitbacher Tief Ulrike und das Honnefer Tief Wally sorgen noch in den nächsten Wochen für heftige atmosphärische Störungen, bei denen sich die Hochs Werner und Frithjof nur geringfügig bemerkbar machen", erklärte entsprechend auch "Tagesschau-Sprecher" Siegel. Aber auch über "Interna" wusste er natürlich zu berichten. So sei die obere Rheinblickstraße als schwerste Bergprüfung aller Zeiten in die neue Rallye "Rheinbreitbach-Dakar" aufgenommen worden.

"Und wer kann in Rheinbreitbach außer den Anwohnern der Gebrüder-Grimm-Straße schon sagen, dass er einen "echten Jossen" vor dem Haus hatte", kommentiert er in seiner "KG-Tagesschau" die gelben Parkstreifen, "ein Kunstwerk im Stile des modernen Fotorealismus", als Vorläufer der Bonner Guggenheim-Ausstellung.

Mit diesen "Spätnachrichten" traf Siegel natürlich genau den Nerv der Jecken im Saal, die da schon gut vier Stunden ein ausgesprochen närrisches Programm in vollen Zügen genossen hatten, nachdem ihnen die "Barhocker" bereits vor dem Einzug des Elferrat mächtig eingeheizt hatten. Als dieser dann vor dem großen Breitbach-Panorama Platz genommen hatte, entführte die Kleine Burggarde die Narrenschar zunächst nach Moskau.

Auch wenn die Tänzerinnen um ihren Hahn im Korb, den 11-jährigen Kevin Anrade, behaupteten "Wir sind noch lange nicht am Ziel", glauben wollte ihnen das so recht keiner. Zumal sie kurz darauf mit der Großen Burggarde erneut schwungvoll über die Bühne wirbelten. "Man müsste noch mal zwanzig sein", wünschten sich die großen Schwestern, vielleicht weil sie mit Martin Röber erstmals über einen Gardetänzer verfügen.

Dass "Sandhasen" nicht nur am Boden hocken, zumindest wenn sie so fidel sind, wie die aus Oberlahr, davon wurden die Rheinbreitbacher Jecken anschaulich überzeugt. Mit akrobatischen Hebefiguren und gewagten Würfen ließen die Tänzer ihre Partnerinnen die volle Höhe der Halle austesten und hätten sich mit ihrer mitreißenden Darbietung eigentlich eine Rakete verdient. Die aber heimsten "Knubbelefutz und Schmalbedach" ein, Renate Heimann und Dieter Schmitz aus Rhöndorf.

Als Bänkelsänger berichteten sie etwa von ihrer Dresdenreise auf sächsisch: "Wenn da die Käsehappen auf die Tische kommen, droht die Stimmung überzuschwappen!" Dafür brauchten die Jecken im toll dekorierten Rheinbreitbacher Gürzenich nun wirklich keine Molkereiprodukte, zumal Herbert Baumann mit der Saalkapelle, den Burgbläsern, kurze Pausen mit seinen Liedern gekonnt überbrückte.

"Wer he jebore is, is Karnevalist - wejen dem Brauchtum", erklärte Oma Finchen, alias Claudia Stolte-Herdler, die Superstimmung, zu der auch das Tanzcorps Rot-Weiß Vettelschoß als amtierender Weltmeister maßgeblich beitrug. Die 350 Jecken im Saal fühlten sich dann wie auf einer Achterbahn, als die "Chapeau's" einzogen.

Riesige rote Lippen öffneten sich verführerisch bauchnabelgroß über den geschwungenen Schnäuzern und den strahlenden Glupschaugen in Brusthöhe, während unter den mächtigen Zylindern die langen, roten Haarmähnen der "halslosen" Tänzer hervorquollen. Als dann das Männerballett der etwas anderen Art auch noch rote Rosen verteilte, war die zweite Rakete zum Abschluss eines tollen Abends der Extraklasse fällig.