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Interview mit Gary Smillie: Der LiKüRa-Zugleiter über lustige Briten, wilde Pferde und dicke Gutachten

Interview mit Gary Smillie : Der LiKüRa-Zugleiter über lustige Briten, wilde Pferde und dicke Gutachten

Hochwasser, wie sein Kollege in Beuel, muss LiKüRa-Zugleiter Gary Smillie nicht fürchten. Seine Feinde am morgigen Sonntag könnten ab 13 Uhr Schnee und Eis heißen. Warum die Vorarbeit anstrengender ist als der Karnevalszug selbst, darüber sprach der 53-Jährige mit Silke Elbern.

Man erwartet nicht unbedingt einen gebürtigen Briten an der Zugspitze von LiKüRa.
Gary Smillie: Der Engländer ist jemand, der immer lacht, also keinen bestimmten Anlass braucht. Der Rheinländer auch, aber er hat eben einen Zeitpunkt im Jahr, wo er sagt, jetzt lache ich um so mehr.

Was sind Ihre Aufgaben als Zugleiter?
Smillie: Im Grunde genommen dreht sich alles um sehr viel Formalismus und Bürokratie. Wir haben ein Anmeldeverfahren, das durch Sicherheitsfragen bedingt sehr ausgeprägt ist. Ein Mottowagen braucht ein eigenes TÜV-Gutachten, das sind alleine vier Seiten. Pro Mottowagen kann man auf zehn Seiten für die Anmeldung kommen.

Was passiert, wenn Sie alles zusammenhaben?
Smillie: Zwei Wochen vor dem Zug haben wir der Stadt Bonn den dicken Ordner zur Prüfung vorlegen müssen. Deshalb fangen wir mit dem Anmeldeprozedere schon Anfang November an. In diesem Jahr haben wir versucht, für die Gruppen alles noch plastischer und plausibler darzustellen. Deshalb zeigen wir die Bögen auch bewusst Nicht- Karnevalisten, um zu sehen: Verstehen die das?

Gibt es neue Regelungen?
Smillie: Diesmal brauchen sonst nicht zugelassene Wagen, die an Traktoren hängen, kein rotes Fünf-Tage-Kennzeichen. Der Wagen ist dann über das Zugfahrzeug versichert. Das erspart den Vereinen Kosten.

Wonach entscheiden Sie, welche Gruppe wo läuft?
Smillie: Gruppen, die selber Musik haben, sollten nicht unbedingt vor einer Musikkapelle laufen. Dieses Jahr läuft Ramersdorf vorne wegen der scheidenden Prinzessin, in der Mitte ist Limperich und hinten Küdinghoven wegen der amtierenden Prinzessin. Die letzte Wagennummer, die 111, gehört traditionell der Prinzessin, in diesem Jahr Kerstin II.

Welche Rolle spielen die Sponsoren?
Smillie: Eine große, ohne die würde es eng. Sie finanzieren zum Beispiel die Spielmannszüge.

2011 gab es auf Höhe des Finkenbergs einen Zwischenfall mit einem Pferd der Stadtsoldaten. Sind wieder Tiere dabei?
Smillie: Das ist witterungsabhängig. Die Stadtsoldaten entscheiden das mit uns zusammen. Bei Schnee und Eis eher nicht. Wenn es ganz dicke kommen sollte, muss sowieso zuerst geräumt werden. Danach würden wir mit der Polizei die Strecke einmal komplett abfahren, um zu gucken, ob der Zug durchgeführt werden kann.

Wie sieht es mit der Sicherheit während des Zuges aus?
Smillie: Ich stehe in Handykontakt mit der Polizei. Außerdem gibt es die Zugordner, damit wir immer wissen, wo der Zug steht. Das Schlimmste sind Lücken.

Gibt es kritische Stellen, die der Zug passieren muss?
Smillie: An der Kreuzung Küdinghovener Straße/Königswinterer Straße. Da kommen viele Menschen in den Kreuzungsbereich, und wir haben die zwei Ampelinseln. Aber für solche Situationen schulen wir die Ordner. In den engen Gassen in Ramersdorf ist fahrerisches Können gefragt.

Was macht den Zug so besonders?
Smillie: Das ist ein Zug mit viel Herzblut, nicht einer der großen politischen Motti. Jeder Verein macht sich außergewöhnliche Gedanken um die Kostümierung. Das ist handgemachter Karneval.

Der LiKüRa-Zug ist auch ein Zug der Zahlen. Legen Sie los.
Smillie: Wir haben 1500 Teilnehmer, die in 70 Fußgruppen und auf mehr als 30 Wagen dabei sind. Außerdem laufen 15 Spielmannszüge mit. Wenn das Wetter einigermaßen vernünftig ist, haben wir bis zu 40 000 Menschen am Zugweg.

Welchen Standort würden Sie empfehlen?
Smillie: Ich bin vielleicht nicht das Maß der Dinge, ich brauche viele Menschen und viel Musik. Wenn man freier stehen will, bietet sich die Königswinterer Straße zwischen Kreuzherrenstraße und Burggrafenstraße an.

Der Zug (Start 13 Uhr) geht durch Maarstraße, Königswinterer Straße, Mehlemstraße, Lindenstraße, Gallusstraße, Kirchstraße und Wehrhausweg bis zum Erlenweg.

Zur Person
Gary Smillie wurde am 2. Februar 1960 in London geboren - als Sohn eines Schotten und einer Deutschen. Seit 1968 lebt er in Deutschland, absolvierte später eine Ausbildung zum EDV-Fachmann, arbeitete als Unternehmensberater und ist nun Immobilienmakler. Seit 15 Jahren engagiert er sich intensiv im Karneval, zu dem ihn seine Frau Elli gebracht hat. Derzeit ist er Zugleiter, Geschäftsführer und Pressesprecher des LiKüRa-Festausschusses.