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Fesche Piraten, frühe Gäste, flotte Pflaumen

Fesche Piraten, frühe Gäste, flotte Pflaumen

Therapiezentrums-Bewohner in Beuel basteln Kostüme selbst - Vilicher Kappensitzung der Rot-Weißen - Bühne frei für jecke Wiever

Beuel. (weh) Alexander Kersken ist Pirat, trägt eine Augenklappe, ein Totenkopftuch und führt den Einmarsch des Prinzenpaares an. Der Bewohner des Therapiezentrums (TZ) ist seit Jahren bei der Karnevalsfeier des TZ dabei und freut sich über den närrischen Trubel, den die Bewohner, ihre Familien und die Betreuer veranstalten.

Erstmalig fand die Feier in der Aula der Gesamtschule statt. "Im TZ ist es viel zu klein. Die Rollstuhlfahrer standen eng hintereinander. Sehen konnte man da nicht viel", so TZ-Leiterin Sabine Rickes. Außerdem seien die Tanzgruppen sehr beengt gewesen, der Einmarsch des Prinzenpaares immer etwas gequetscht.

"Hier könnte man Riesenpyramiden auf der Bühne bauen", freut sich Rickes. "Es ist für die Bewohner auch schön, Karneval mal rauszukommen." Sie ist sicher, dass dieses Jahr fast alle 46 Bewohner zur Feier erschienen sind. Rickes: "Sonst holen sich einige nur etwas zu essen, bleiben höchstens zehn Minuten oder ganz auf ihrem Zimmer, weil man die Musik im TZ ohnehin bis hoch in die Räume hört."

Zusammen mit Betreuerin Nicole Cash und Kollegin Petra Priewe bastelten die Bewohner nicht nur alle Piratenkostüme selbst, sondern auch die Dekoration des Raumes - Piratenschiffe, Totenkopffahnen und goldene Säbel.

"Sogar zwei Gallionsfiguren haben wir angefertigt, aber die kommen erst beim Liküra-Zug zum Einsatz", so Cash. Beeindruckt, besonders von der gemeinschaftlichen Atmosphäre der Feier, zeigte sich das Bonner Prinzenpaar Rico I. und Ina I. "Ich finde es toll, dass ihr die Feier hier gemeinsam macht. Karneval ist nämlich für alle da", freute sich der Prinz, während Bonna Ina schon ihr Karnevalsmotto "Bonn bützt die Welt" erklärte.

Ohne die gemeinsame Arbeit von Betreuern, Eltern und Spendern seien solche Feiern gar nicht möglich, meinte Anneliese Gäb, seit sieben Jahren Organisatorin der Feier. Ihr Sohn lebt seit acht Jahren im TZ. "Ich bin in die Karnevalsfeier reingeschlittert und irgendwie dabei geblieben.

Es macht Arbeit, aber auch viel Spaß." Ihr besonderer Dank geht dabei an die teilweise schon altbekannten Gäste wie die Beueler Stadtsoldaten, das Männerballett "Plüschkissen Witterschlick", die Tanzgruppe Sternschnuppen oder die kleinen Hoheiten aus Eudenbach, Prinz Tobias I. und Prinzessin Julia I.

Als ebenso treue wie ur-rheinische Seele erwies sich Marga Schmitz, seit Jahren Moderatorin der Feier. "Versprecht mir, dass der Saal gleich durch eure Freude explodiert", rief sie. Die Antwort enttäuschte sie nicht .

Bleibt noch eine Bitte: Das TZ sucht noch dringend ehrenamtliche Helfer, die während des Liküra-Zugs am Sonntag, 26. Februar, Rollstühle schieben. Außerdem stehen in einer betreuten Wohngemeinschaft in Beuel-Zentrum noch zwei Plätze zur Verfügung. Interessierte können sich in beiden Fällen bei Sabine Rickes unter der Rufnummer (02 28) 9 77 48 21 melden.

Vilich. (rgu) Eigentlich sollte die Große Kappensitzung der Karnevalsgemeinschaft Rot-Weiße-Senatoren erst um 20.11 Uhr beginnen. Zwei Stunden vorher jedoch waren die ersten Jecken schon an Ort und Stelle im Haus der Begegnung.

Singend und schunkelnd brachten sich die frühen Gäste in Stimmung, bis es dann tatsächlich los ging - unter dem Motto "Ob gruss - ob klehn, ob ärm - ob rich, in Vilich sin all Jecke jlich". Es war die 57. Sitzung der Rot-Weißen, die Präsident Hans Klein eröffnete, vor 126 Gästen, der Saal war damit restlos ausverkauft. Das Programm war ebenso bunt wie die Dekoration.

Den Anfang machten die schon legendären Alten Kameraden aus Oberkassel mit ihrem Männerballett, seit nunmehr 30 Jahren karnevalistische Unterhaltung vom Feinsten. Nach dem Auftritt der KG Rot Weiß Buchholz "So sind wir" begrüßte Präsident Klein die hohen Gäste des Abends, unter anderem Wäscherprinzessin Melanie II. Weiter ging es dann mit Otto, den Poppelsdorfer Schlossmadämchen, Plitsch und Plum, die Sternschnuppen Bockeroth und der Een on der Anne.

Das Finale des Abends bestritt die LiKüRa Ehrengarde. Derzeit haben die Rot-Weißen Senatoren 32 Mitglieder, sie alle waren natürlich mit von der Partie, vom jüngsten mit 39 Jahren bis hin zum ältesten mit 81 Jahren. "Unser Durchschnittsalter liegt bei 66 jecken Jahren", meinte Vorsitzender Klein, aber die Stimmung, betont er, sei immer hervorragend.

Wesentlich jünger, aber mindestens ebenso stimmungsvoll ging es am Tag darauf für die Rot-Weißen mit dem Kinderkostümfest weiter. Auch dort fehlte es nicht an karnevalistischem Programm: Neben dem Kindercorps der Beueler Stadtsoldaten und den Poppelsdorfer Schloss Pänz standen auch Vilich-Müldorfer Kinderprinzenpaar auf dem Programm.

Holtorf. (rgu) Endlich war es wieder soweit: Die "Jecken Wiever vom hellijen Tünn" kamen samt Gästen zu ihrer Sitzung im Pfarrheim St. Antonius zusammen. Seit 1992 existiert das Holtorfer Damenkomitee, seither wird jedes Jahr eine Sitzung für die Holtorfer Mädchen veranstaltet.

Der Saal der Pfarrgemeinde war, wie jedes Jahr zum Karneval, buntgeschmückt und: ausverkauft. "Wer jetzt noch kommt, muss eben stehen" meint Betti Braun, sie ist die langjährige Präsidentin des Holtorfer Komitees. Zu acht haben sie die Sitzung organisiert, moderiert, besungen und mit ihrem bunten Programm zum Jahres-Highlight gemacht.

Alle acht "Wiever" sind Teil der Frauengemeinschaft des Dorfes. Auch wenn das Organisieren viel Arbeit sei, der Spaß käme nicht zu kurz, sagen sie. Und das zeigten die "Wiever" schon beim Einzug in den Festsaal: Karnevalistisch pünktlich zur elften Minute nach 15 Uhr präsentierten sich die Bühnendamen zunächst als das Gesangs-Oktett "Die flotten Pflaumen".

Nach obligatorischem Kaffee und Kuchen nahm das karnevalistische Programm seinen Lauf: Märchentante Betti, de Höhner, Miss Schrubber, Bärbelche und Oma und am Ende eine Mini-Playback-Show - alles gespielt, gesungen und getanzt von den acht Damen um Betti Braun. Zwischendurch begrüßten die Holtorfer hohen Besuch: Das dorfeigene Kinderprinzenpaar machte ebenso seine Aufwartung wie die Beueler Wäscherprinzessin Melanie II.

Für die Mädchen aus Holtorf ist damit die Session allerdings nicht vorbei. An den jecken Tagen werden sie auch dabei sein - als eines der 15 Beueler Damenkomitees. "Wir werden zwei Züge begleiten", versprach Betti Braun, "und dann klingt für uns der Karneval so langsam aus", sagt sie.

Die Männer des Dorfes mussten diesmal draußen bleiben, mit Ausnahme des Pastors. Dem schweren Gang und der tiefen Stimme nach zu urteilen, hatte sich aber mindestens noch ein Mann in die Veranstaltung geschummelt - immerhin als Frau verkleidet.