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Raketen für die Riesen-Jubiläums-Torte

Raketen für die Riesen-Jubiläums-Torte

KG Rot-Weiß fängt schon mal ohne Botzedresse an - Heimspiel für LiKüRa-Prinzessin bei der großen Narrensitzung der Ramersdorfer Junge

Limperich. (aff) Unruhig wirkt er, nicht nervös. Ein paar Hände werden geschüttelt, die Ehrengäste mit einem kleinen Plausch begrüßt, und dennoch - bei aller scheinbaren Gelassenheit schweift Hermann Messingers Blick gelegentlich unruhig zur Eingangstür.

Als Präsident der KG Rot-Weiß Limperich hat er auch allen Grund, angespannt zu sein. Es ist 19.45 Uhr, der Saal zum Goldenen Jubiläum mit knapp 400 Gästen rappelvoll, doch die ersten Showgäste, De Botzedresse, stehen in Bonn-Nord im Stau.

Messinger fackelt nicht lange, wirft das Programm um und gibt das Startzeichen. Seit nunmehr elf Jahren ist er Präsident des Vereins, zum 31. Mal leitet er die Sitzung, da kann ihn sowas nicht mehr erschüttern.

Das närrische Volk ließ sich eh' nicht mehr vom Feiern abhalten. Mit knapp fünfminütiger Verspätung begrüßte es ausgelassen und bestens gelaunt sein Komitee und würdigte die mannshohe Geburtstagstorte aus Pappmaché umgehend mit einer Rakete.

Dass anstatt De Botzedresse nun Charly Plückthun als kölscher Extrembergsteiger im Kardinal-Frings-Gymnasium den Eisbrecher mimen musste, fiel kaum auf. Begeistert waren die Jecken bei der Sache und riefen ihm im Chor den Namen seines Schicksalsbergs entgegen: d' r Drachefels.

So hatten die doch noch erschienenen Botzedresse leichtes Spiel, ihrem Motto nachzukommen: "Stimmung pur in jedem Saal." Stühle waren plötzlich nur noch lästige Hindernisse. So manch einer entschied, dass sie, wenn überhaupt, nur als Standfläche eine Berechtigung hatten.

Als Abschiedslied gaben die Jungs aus Niederzissen den Bläck Fööss Evergreen "Bye, bye, my love" zum Besten - und sorgten dafür, dass LiKüRa-Prinzessin Simone I. samt ihrem Hofstaat frenetisch empfangen wurde.

Sie freue sich sehr, ihre Halbzeit mit den Rot-Weißen feiern zu dürfen, und merke mal wieder, dass die schönsten Auftritte die Heimspiele seien, meinte Ihre Lieblichkeit.

Etwas verwundert schien sie, als Wolfgang Messinger, Bruder des momentanen Präsidenten und hinreißend als Vogelscheuche verkleidet, erst nach mehrmaliger Aufforderung zu ihr auf die Bühne kam: "Wolfgang, du bist einer der wenigen Männer, die ich mehrmals bitten muss, einen Orden von mir anzunehmen."

Zu diesem Zeitpunkt war das Volk im Saal bereits außer Rand und Band, dabei stand noch ein langer programmreicher Abend an.

Neben Engelbert Wrobels Musik zum Feiern, Adam Kranz als Reporter vom Buure Blättche, der Showtanzgruppe Villip und dem Dellbrücker-Boore-Schnäuzer-Ballett wurde vor allem Renate Beckers und Heinz Braschoßes bönnsche Interpretation des Silvester-Klassikers Dinner for One mit Spannung erwartet, nicht zu vergessen das rot-weiße Eigengewächs, die Kölsch Kehlchen.

Einen gesellschaftsinternen Ordenregen gab es nicht. "Wir feiern im Sommer unser Ordensfest und haben außer bei wenigen Externen alle Verleihungen dahin verschoben", so Messinger.

Einer der wenigen Ausgezeichneten: Ferdi Lukisch, Hausmeister des Gymnasiums. "Ohne ihn würde hier gar nichts laufen", schwärmte Messinger.

Küdinghoven. (weh) Eigentlich war die große Narrensitzung der Ramersdorfer Junge ein Heimspiel für die LiKüRa-Prinzessin Simone I.

Obwohl die rund 200 Zuschauer nach ihrem Einzug sichtlich im siebten Narren-Himmel schwebten, war Ihre Tollität nervös: "Da die Ennerthalle der Ort meiner Krönung war, kehrt hier immer das nervöse Gefühl von der Proklamation zurück", verriet sie nach ihrem Aufritt in der blau-gelb geschmückten Ennerthalle.

Nachdem sich Ihre Lieblichkeit aber samt Gefolge mitten im Fastelovend feiernden Volk wiederfand, war von Unsicherheit nichts mehr zu spüren: Zusammen mit den Jecken tanzte sie ausgelassen unter dem Motto "Mir fiere met Häzz em LiKüRa-Staat, on senn für de Karneval parat" und genoss die zahlreichen Darbietungen, etwa von den Poppelsdorfer Schloss-Madämchen.

Das Tanz-Theater brachte den Hallenboden nicht nur durch den Einsatz von neunzehn Madämchen und vier Schloss-Junkern zum Beben, sondern auch durch die ständig wechselnden Requisiten des dargebotenen Theaterstückes: die rührende Geschichte von Jupp, dem "Schiffschöckelbremsermeister", und der schönen Wahrsagerin Lenya, die sich daran erinnerten, wie sie sich einst mit 20 auf dem Kirmesplatz kennen gelernt hatten.

Rührend auch der Moment, als der erste Vorsitzende der Ramersdorfer Junge, Wilfried Faßbender, vom Festausschuss der LiKüRa- Prinzessin mit einem Orden geehrt wurde.

"Faßbender ist im Karneval das, was beim Auto der Motor ist", lobte Vorsitzender Paul Klein den Karnevalisten. Der Elferrat zeichnete zudem Walter Wolff, der 25 Jahre lang Schultheiß war, und Michael Pannes, der das Eigengewächs, die sogenannte "Schlussgruppe", unermüdlich trainiert, mit Verdienstorden aus.

Von Pannes Leistungen konnte sich das Publikum sogleich überzeugen: Die Schlussgruppe kam zuerst grazil als Nonnen verkleidet samt Papst in die Halle getanzt - entpuppte sich aber wenig später als Cheerleader-Team, das für die Prinzessin eine Überraschung parat hatte: Jeder der Tänzer hatte einen Buchstaben auf dem Rücken, die aneinandergereiht den Namen Simone ergaben.

Getoppt wurde dieser Auftritt nur noch von dem selbstgedichteten Elferot's Leed "Ram-Ram-Ram", das der Elferrat auch auf CD gebrannt hat.

Die CD (drei Euro) kommt der Aktion "Hände zu Hilfe" zugute und kann beim Gringes alias Ingo Pelzer erworben werden.