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Das ABC des rheinischen Frohsinns

Das ABC des rheinischen Frohsinns

Das Damenkomitee Lustige Bucheckern führt in die Geheimnisse und die Geschichte des Karnevals ein

Bonn. Die Weihnachtsferien sind vorbei und die rheinischen Karnevalisten tauschen Weihnachtsmannkostüme wieder gegen Sitzungskappen und Ordensbänder ein. Und auch die Schule hat wieder angefangen, erst recht "In der Kayjass Nummero Null", wo die Mitglieder des Damenkomitees Lustige Bucheckern mittlerweile in die vierte Klasse gehen.

So verkleidet bringen die Damen getreu dem Motto: "Karneval kann man nicht lehren, aber lernen", jedes Jahr ein kleines Theaterstück auf die Bühne, um in das Mysterium Karneval einzuführen.

Am Dienstagabend nahm also Präsidentin Marlies Stockhorst als Lehrerin Welsch den Neulingen im Rheinischen Landesmuseum die Prüfung ab, und die Klasse erklärte dem Publikum in rheinischer Mundart alles über die "Rolle der Frau im rheinischen Karneval".

Und diese Rolle ist sowohl alt als auch vielfältig. Sie umfasst die einer frühen Emanzipationsbewegung, schmückenden Beiwerks oder der bösen Zunge, die die Männer durch den Kakao zieht. Volker Gröbe, Gründer der Akademie für ons kölsche Sproch, machte den Anfang und zitierte aus einem Karnevalslied, das die Nonne Anna von Köln im 15. Jahrhundert geschrieben hat. Schon damals hätten auch die Frauen fleißig gezecht, mit den Männern geschäkert und mit dem Aschenkreuz am Aschermittwoch die göttliche Vergebung erhalten.

Und auch später sind die Frauen im Karneval häufig aufgetaucht. In schöner bönnscher Mundart trugen die Schülerinnen vor, dass Frauen sowohl bei den "Buurehuhzigge un Redutten vum Ähhzbischoff" allein stehende Männer begleitet hätten.

Die wohl herausragendste Rolle übernahmen aber die Beueler Wäscherinnen, als sie 1824, ein Jahr nach dem ersten Straßenkarneval in Köln und der Zechtour ihrer Männer, das "Alte Beueler Damenkomitee" gründeten, dessen Vorsitzende als Obermöhn noch heute den Straßenkarneval im Rheinland mit dem Sturm auf das Rathaus eröffnet. Begleitet wird sie seit 1958 von der Wäscherprinzessin.

"Damals ist die Obermöhn auf die Idee gekommen, dass Männer besser gucken als denken können und hat sich eine hübsche Begleiterin zur Unterstützung der Rathauserstürmung geholt", erklärte Lara I., die sich noch ganz in Zivil zeigte. Sie bekommt ihr Ornat erst am Freitag bei der offiziellen Proklamation.

Neben all dem Wissenswerten bekamen die Zuschauer, viele davon sahen die Stunde auf der Bühne zum ersten Mal, auch das Bönnsche und seine Eigenheiten vorgeführt, als Training für die kommende Zeit. "Auch wenn sich das Bönnsch vom Kölsch sehr unterscheidet", wie Alexandra Pfeiler, ehemalige Bonna und Mitglied der Bucheckern, weiß.

Bei ihr zu Hause sei wenig rheinisch gesprochen worden, der Vater ist aus Süddeutschland. "Das meiste habe ich von Mutters Seite der Familie und natürlich als Bonna gelernt", erinnerte sie sich. Der Karneval ist also Mittler für den hiesigen Dialekt, selbst wer zu Hause nie rheinisch spricht oder hört, im Karneval mitsingen kann jeder.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete der Auftritt des Prinzen Amir I. mit seiner Bonna Uta I., auch wenn sie leider keine mundartlichen Beiträge zum Unterrichtsgeschehen beitrugen. Den Erlös der ausverkauften Veranstaltung spenden die Bucheckern übrigens dem Verein "Sterntaler". Dieser finanziert davon warme Mahlzeiten für Kinder aus finanziell schwachen Familien.