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Manege frei in der knatschverdötschten Schule

Manege frei in der knatschverdötschten Schule

Hauptschule Lohmar feiert Karneval - Die Hälfte des Fünf-Stunden-Programms war selbstgemacht

Lohmar. "So einen jecken Lehrer hätte ich gerne gehabt: Mir han se immer nur op de Hingersch jekrät." Lohmars Tollität Prinz Heinrich III. (Löffelsender) ist schier außer sich vor Freude. Die Aula der Gemeinschafts-Hauptschule in Lohmar ist am Freitagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. 420 Jecke klatschen und singen ausgelassen.

Nur einer schaut immer wieder auf die Uhr: Erwin Rußkowski. Kein Wunder, denn der Sitzungspräsident des SKL - des Schulkarnevals Lohmar - hat 22 Programmpunkte in viereinhalb Stunden Narretei gepackt. Doch eigentlich ist Rußkowski Lehrer für Deutsch, Englisch und evangelische Religion und Leiter der Karnevals-AG an der jecken Schule. Das ringt dem Herrscher über alle Jecken Lohmars mächtigen Respekt ab: "Wenn ich so eine volle Halle sehe, ist mir um den jecken Nachwuchs nicht bange."

Erst recht keine Sorgen musste er sich machen, als er sah, was die Schüler alles auf die Beine stellten. 50 Prozent der 270-Minuten langen Sitzung hatten die Schulkarnevalisten unter dem Motto "Manege frei" selbst ausgetüftelt. Sie wandelten akrobatisch über rollende Fässer, jonglierten mit so ziemlich allem, was sich in die Luft werfen lässt, stiegen in die Bütt oder tanzten zu ausgefeilten Choreografien.

Oder sie zeigten den ganzen normalen Wahnsinn einer Schulstunde an der knatschverdötschten Schule. "Du leeve Jott, dat hätt noch jefällt", verkünden die Schüler beim Sketch in Mundart. "Um dem Motto sinnvollen Gehalt zu geben, wurden Mitarbeiter des "Kölner Spielezirkus" für vier Projekttage an der Hauptschule Lohmar verpflichtet", sagte Sitzungspräsident Rußkowski. Es hat sich herum gesprochen, dass die Schulkarnevalisten zu feiern wissen.

Aus der ursprünglichen Schülersitzung - die erste war 1963 - ist ein Publikumsmagnet geworden. "Das ist doch einzigartig, was hier an der Schule geschieht", sagte Heidi Drossard, Vorsitzende des Fördervereins. "Als die ersten Proben begannen, hatten wir 40 Minuten Programm zuviel", rechnete Rußkowski vor. Einzigartig auch der Elferrat: Der saß nicht brav auf seinen Plätzen, sondern wechselte während des Programms ständig. Manch einer aus dem Präsidium trat selber auf oder verdingte sich als Bühnenhelfer. Auch das gibt es nur in Lohmar. Einmarsch: "elleff Minute füür sebbe Uhr" - wegen der Programmfülle.