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Tausende Narren stehen für Sonntagszüge im Rechtsrheinischen Spalier

Tausende Narren stehen für Sonntagszüge im Rechtsrheinischen Spalier

In Kaldauen, Birlinghoven und Rheidt regnet es Süßigkeiten und Strüssje für das fröhliche und bunte Jeckenvolk

Rhein-Sieg-Kreis. Ja, wenn de Sonn schön schingk - besten aufgelegt fierten die Jecken am Sonntag farbenfroh und sonnigen Gemüts auf den Straßen. Haufenweise Strüssjer und Kamelle regnte es bei den Veedelszügen in Birlinghoven, Rheidt und Kaldauen.

Birlinghoven. "Feiern bis der Arzt kommt" war am Sonntag das Motto des Junggesellenvereins Frohsinn Dambroich, der auf dem Birlinghovener Veedelszoch sein 135. Jubiläum feierte. Als Krankenschwestern und Ärzte verkleidet zogen die jungen Leute pünktlich ab 11.11 Uhr mit den etwa 306 anderen Knatschverdötschten durch die Straßen.17 Fußtruppen und Wagen nahmen am schmucken, kleinen Zoch durch Birlinghoven teil. Das erste Mal dabei war der Katholische Kindergarten. Das Jahresthema "Kartoffel" galt selbstverständlich auch für den Zoch. So freute sich so mancher der zahlreichen Jecken am Straßenrand über eine große Kartoffel oder etwa Rosenkohl von den kleinen und großen Kartoffelkönigen.

Erfahrener als die Kindergartenkinder wird da wohl schon Frieda Baumert sein. Die 96-Jährige ist die älteste Bewohnerin des Seniorenheims Barhoff und damit wohl auch die älteste Zugteilnehmerin gewesen. Warm mit Wolldecken verpackt und je einer Wärmflasche an den Füßen und auf dem Bauch saß sie mit anderen Heimbewohnerinnen im Zigeunerplanwagen des Seniorenheims, das von stämmigen Pferden gezogen wurde. "Als lustige Zigeuner vom Seniorenheim" luden sie jeden "zum Feiern ein."

Und selbstverständlich warfen die älteren Herrschaften auch Kamelle.Das sonnige Wetter am Sonntag kam den Dambroicher Jecken gerade recht. Als Paradiesvögel fühlten sie sich richtig wohl in ihrem prächtigen Federkleid. "D'r Klimawandel kütt jewiss, mer föhle uns jetzt ad wie im Paradies", lautete ihr Motto.

Rheidt. Mein Gott, was muss das Trio für eine jecke Kondition haben: Da hatte sich noch keine der 57 Gruppen des Rheidter Karnevalszuges mit seinen geschätzten 950 Teilnehmern in Bewegung gesetzt, und das Dreigestirn tanzte auf dem Prinzenwagen was das Zeug hält.Dabei wirkte die gute Laune von Prinz Dietmar I. (Amrein), Bauer Manfred (Metzger) und Jungfrau Helmi (Uwe Pitzen) so ansteckend auf die vorbeiziehenden Gefolgschaften, dass Rheidt bei strahlendem Wetter einen Festumzug der Extraklasse erlebte. Einfach unglaublich, was Zugführer Hans Klein junior, der ebenfalls eine schwofende Einmann-Show auf seinem als Dampf-Lokomotive drapierten Wagen hinlegte, alles so im Gefolge hatte.

Von Spielkarten in Menschengestalt über ein ganzes Rudel großer und kleiner "Kapitän Blaubären" bis hin zu Schwarzwald-Mädels und einer Pippi-Langstrumpf Formation, die sogar ihre eigene Villa-Kunterbund hinter sich her zog. Klasse auch: Geradezu artistische Einlagen vollführte auf offener Straße ein Karnevalist im Pferde-Kostüm. Etwas Besonderes hatte sich auch die Feuerwehr-Kameraden des Prinzen ausgedacht.

Die marschierten in komplett historischen Uniformen im Zug mit. Stichwort "Prinz": Ungeachtet seines offen zur Schau getragenen jecken Bazillus hätte sich Dietmar I. besser im Verborgenen gehalten. Schließlich führte eine Schar grimmiger Cowboys sein überlebensgroßes Konterfei auf ihrem Wagen mit der Aufschrift: "Wanted - Reward 20 000 Kölsch"

Kaldauen. A la Bonheur: Wäre am Sonntag bei Karnevalsumzug in Siegburgs Stadtteil Kaldauen ein Preis für das schönste Kostüm ausgelobt worden, hätte Dennis Roland wohl gute Chancen gehabt. Ganz in Grün, als Ninja-Turtle, hatte sich der junge Mann kostümiert und war dabei voller Vorfreude.Denn an seinem Standort, den er "Am Sonnenhang" bezogen hatte, würde der Zug vorbeiziehen und mit ihm jede Menge weiterer Kostümierter. Das Beste daran: Hier in Kaldauen ist man im närrischen Treiben fast unter sich. "Ich kenne jeden im Zug, der hat einfach was Familiäres." Bestes Beispiel: Neben Rolands Kumpels vom SV Kaldauen, waren auch seine Eltern mit von der Partie.

Mitmachen beim Kaldauer Zug hat einfach Tradition. Wer wüsste das besser als die "Lustigen Clowns" um Rosy Huber. Seit zehn Jahren sind Mitarbeiter und Freunde ihres "Frisurenstübchens" nun schon als farbenprächtig geschminkte Clowns dabei und von Verschleißerscheinigen keine Spur: Die Clowns brachten die Kamelle gleich mit beiden Händen und lauten Salven unter die Leute.