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Viele Schulen halten sich nicht an den Erlass

Viele Schulen halten sich nicht an den Erlass

Zweifel an der 12.30-Uhr-Regelung - Viele Schüler gehen erst gar nicht zum Unterricht und fangen schon morgens an zu feiern - RP will die Entscheidung der Schulen prüfen

Rhein-Sieg-Kreis. Als am Donnerstag um 11.11 Uhr der Straßenkarneval begann, sollten die Mädchen und Jungen an den weiterführenden Schulen laut einer Verfügung der Bezirksregierung Köln noch über eine Stunde in der Schule bleiben.

Regierungspräsident Hans Peter Lindlar aus Hennef hatte erlassen, dass erst um 12.30 Uhr Schulschluss sein sollte. Nicht alle Schulen im Kreis haben sich aber daran gehalten. Unter anderem in Hennef sowie am Heinrich-Böll-Gymnasium in Sieglar konnten die Jugendlichen die Schule wie in den vergangenen Jahren um 11.30 Uhr verlassen.

"Ob die Schüler nun eine Stunde früher oder später gehen, das macht doch keinen Unterschied", meint Jochen Herchenbach, stellvertretender Schulleiter an der Gesamtschule Hennef. "Dann betrinken sie sich eben ab 12.30 Uhr statt ab 11.30 Uhr, wenn sie es denn wollen."

Dass die eine Stunde länger nichts bringe, findet auch Gerd Röhrig vom Deutschen Roten Kreuz, Einsatzleiter in Siegburg. Das Problem verschiebe sich dadurch nur nach hinten, sagte er dem GA an Weiberfastnacht. Laut Jochen Herchenbach hat es unter den vier weiterführenden Hennefer Schulen eine Verabredung gegeben, die Schüler um 11.30 Uhr gehen zu lassen. "Das war ein Beschluss der Schulkonferenz, den sie auf der ersten Sitzung nach der Sommerpause getroffen hat", so Herchenbach. "Zu dem Zeitpunkt gab es der Erlass des Regierungspräsidenten noch nicht."

Ohnehin habe es sich dabei nur um eine Empfehlung gehandelt. Von diesem Beschluss der Hennefer Schulen wusste die Bezirksregierung laut Pressesprecherin Martina Lopsien allerdings nichts. "Wir werden das jetzt weitergeben an die Schulabteilung, und die wird dann mit den Schulleitungen sprechen, um die Gründe zu erkunden, warum sie der Empfehlung nicht gefolgt sind."

Zu möglichen Konsequenzen könne sie noch nichts sagen. Es gehe aber nicht darum, Sanktionen zu erteilen. "Es ging auch nicht um den Unterschied von einer Stunde, sondern darum, dass wir die Zeit bis 12.30 Uhr grundsätzlich für einen sinnvollen Zeitraum halten, in dem sich die Schüler in der Schule aufhalten sollten, um dort Beschäftigung zu haben. Wir wollen ihnen ja nicht den Spaß verderben, es sollte dort Angebote für sie geben."

Dass die verlängerte Schulzeit bis 12.30 Uhr aber nichts nütze, konnte Ingo Junker, Vorsitzender des Stadtjugendrings, der die Party auf dem Markt in Sankt Augustin organisiert, feststellen. Er berichtete, dass viele Jugendliche wegen des Erlasses erst gar nicht in die Schule gegangen seien, sondern stattdessen schon früher angefangen hätten, Alkohol zu trinken. So seien viele bereits betrunken bei der Party angekommen. Die Sicherheitskräfte hätten sie dann aber nicht hineingelassen.

Jochen Herchenbach schlägt vor, den Schülern künftig Weiberfastnacht komplett schulfrei zu geben. "Dann könnten die Jugendlichen nicht schon von der Schule aus in Gruppen losziehen und viele würden sich vielleicht gar nicht erst aufraffen, sondern lieber zu Hause bleiben."

Das sieht die Bezirksregierung laut Martina Lopsien anders: "Es soll gerade kein beweglicher Ferientag sein, sondern die Schulen sollen ihre Verantwortung wahrnehmen und den Schülern etwas anbieten, damit sie keinen Leerlauf haben." Das war an der Gesamtschule auch der Fall. Es gab eine Karnevalsfeier, und laut Herchenbach haben die Lehrer im Unterricht immer wieder auf die Gefahren des Alkoholkonsums hingewiesen.