Beamte erwachen aus dem Winterschlaf
Behörden im Kreis entpuppen sich als Jecken-Hochburgen - Wenn ab 11.11 Uhr die Arbeit ruht, verwandeln sich die Verwaltungsfachleute in verdötschte Zeitgenossen
Sankt Augustin. "Flowerpower meets discofever" war das Wieverfastelovend-Motto der Jecken im Bundespolizeipräsidium West. Pünktlich um 9.11 Uhr erstürmten die jecken Weiber unter der Führung von Obermöhn Walli, Gleichstellungsbeauftragte Waltraud Mandt, das Gebäude.
Für tatkräftige Unterstützung sorgte Augustina Gabi II., die mit der Prinzengarde der Stadt Sankt Augustin gekommen war. Dabei hatte sich Präsidiumspräsident Matthias Seeger solche Mühe gegeben, seine Führung zu verteidigen. Seine ganze Hoffnung hatte er auf eine "Söldnertruppe" gesetzt, die er eigens für den Tag angeheuert hatte.
Doch die Bundespolitessen konnten mit ihren Verbotsschildern, Winkerkellen und Trillerpfeifen nicht viel ausrichten. Die anstürmenden Wiever waren nicht unter Kontrolle zu bringen. Ob der Übermacht übergab Seeger schließlich resignierend die Schlüssel zum Präsidialstabsgebäude. Doch er erwies sich als guter Verlierer und marschierte gemeinsam mit den jecken Wievern zur Sitzung im Wirtschaftsgebäude.
Siegburg. Auch die Verwaltung des Siegburger Rathauses stellte am Donnerstag unter Beweis, wie knatschverdötscht sie sein kann. Ab 11.11 Uhr ruhte die Arbeit und die weibliche Stadtspitze übernahm das Kommando. Allen voran Vizebürgermeisterin Doris Römer und Baudezernentin Barbara Guckelsberger.
Rund 200 Jecken - mit dabei auch Bürgermeister Franz Huhn im Piratendress - fröhnten dem rheinischen Frohsinn. Unter dem Motto "Sagen und Helden" hatten Andrea Meister vom Schulverwaltungsamt und Personalratsvorsitzender Siggi Mohaupt das närrische Spektakel organisiert.
Ein umfangreiches Programm gab es zwar nicht. Doch an ausgelassener Stimmung mangelte es trotzdem nicht. Höhepunkte waren der Besuch von Prinz Heinz II. und Siegburgia Roswitha I. Außerdem heizten die jecken Damen einer Showtanzgruppe aus Dattenfeld der städtischen Verwaltung tüchtig ein.
Am vollsten war es am Donnerstag ohne Zweifel im Kreishaus. Bis in den Abend hinein fanden rund 2 500 knatschverdötschte Frauen und Männer den Weg in die Kantine. Es konnte noch so eng sein. Das hielt jedoch keinen Jeck davon ab, trotzdem ausgelassen zu tanzen.
Personalratsvorsitzender Dietger Knott hatte mit seinen Mitarbeitern ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Erkennbar an Spinnennetz-Umhängen waren er und rund 15 seiner Kollegen ehrenamtlich im Einsatz und schenkten unter anderem Getränke aus und halfen bei der Eingangskontrolle.
Höhepunkt des Programms, das bis abends dauerte, war der Besuch des Siegburger Prinzenpaares. Mit tosendem Applaus begrüßten die Kreishaus-Mitarbeiter und Gäste von auswärts den ehemaligen Leiter des Straßenverkehrsamtes. Auch seine Gattin Roswitha I. genießt in der Behörde einen hohen Bekanntheitsgrad.
28 Jahre lang war sie dort Verwaltungsangestellte. Für ausgelassene Stimmung sorgte zudem die Tanzgruppe "Das wilde Dutzend" aus Eudenbach. Zur Feier des Tages hatten die Organisatoren vor allem an die jecken Wiever gedacht. Die waren außer Rand und Band, als das Lohmarer Männerballett "De Drömdöppe" seinen Auftritt hatte. Und das lag nicht zuletzt an der gekonnten Beinarbeit.
