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Zwischen Koalitionsaussage und Bützjekanonade

Zwischen Koalitionsaussage und Bützjekanonade

108 Tollitäten fallen auf Einladung von Landrat Frithjof Kühn ins Siegburger Kreishaus ein - Bürgermeisterduo bekommt Schläge mit dem Nudelholz - Selbst Gerhard Schröder war dabei

Rhein-Sieg-Kreis. Da passte kein Blatt Papier mehr dazwischen, so proppenvoll war''s am Mittwoch beim Prinzenempfang im Kreishaus. Die gesamte Karnevalsprominenz aus dem Rhein-Sieg-Kreis, aber auch Gäste aus Bonn, Köln und Windhagen ließen es sich nicht nehmen, dem Landrat ihre Referenz zu erweisen.

Insgesamt 108 gekrönte Häupter samt Gefolge, vielfach begleitet vom jeweiligen Bürgermeister holten sich bei Frithjof Kühn ein Bützje und den Orden des Kreises ab. Mit von der Partie waren die Kreistagspolitiker, die Kreisdezernenten und andere wichtige Leute. Unterm Strich rund 600 Gäste - so viel wie noch nie.

Wer am Kreishaus um 11.11 Uhr ankam, sah schon die Wagenburg aus geparkten Tollitätenkarossen - ein Hinweis darauf, dass die Jecken das Zepter schon übernommen hatten.

Und tatsächlich war zu diesem Zeitpunkt der große Sitzungssaal bereits in Narrenhand, den Conférencier machte Heinz-Josef Nüchel. Auf der großen Treppe stauten sich die Angreifer schon zurück.

Mutig und kühn setzten sich der Landrat, seine Vizelandrätin Uta Gräfin Strachwitz, Kreisdirektorin Monika Lohr und Box-Legende Hein Mück mit Bützjerkanonaden zur Wehr.

Schon durchgeschlüpft waren "Die roten Indianer von Siegelsknippen" von der SPD-Fraktion unter der Führung von Häuptling "Pittbull" Müller. Sie suchten mit ihren Transparenten den Schmusekontakt zu der in Sachen Wahnbachtalsperrenverband (WTV) im Hintergrund operierenden CDU Siegburg.

Doch Bürgermeister Rolf Krieger und sein Freund und Vizebürgermeister Franz Huhn ließen die Avancen jovial abprallen. Was hingegen nicht an ihnen abprallte, war das Nudelholz von Landratsgattin Rosemarie Kühn, die auch in Sachen WTV argumentierte.

Toi, toi, toi. Unterdessen gab sich CDU-Fraktionschef Dieter Heuel mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl koalitionswillig. Der gebürtige Sauerländer zeigte sich nach eigenen Angaben in "Maximalverkleidung" mit einer grün-schwarzen Fliege mit blinkendem Flirtfaktor.

Kreisumweltdezernent Michael Jaeger erfüllte das Vermummungsgebot und zeigte sich mit Gerhard-Schröder-Maske, ein politisches Bekenntnis, das ihm bisher noch niemand nachsagte.

Aufmerksam verfolgt wurde das ganze Spektakel von Stefan Helmschrott, Polizeirat vom Bundesgrenzschutz in Heimerzheim. Der Würzburger war zum ersten Mal dabei, und staunte, wie viele Leute verkleidet waren.

"Schön, so ein Totalitätenempfang", sagte der Imi. Schön, aber auch arbeitsreich. Wenigstens für die 15 Verwaltungsmitarbeiter, die unter der Leitung von Marie-Luise Großmindorf die Speisung der 600 übernahmen.

Sie waren für Kölsch, Sekt und Apfelschorle ständig mit dem Tablett unterwegs unter erschwerten Drängelbedingungen. Und 250 Liter Erbsensuppe mussten logistisch abgehandelt werden.

Auch Cheforganisatorin Marie-Luise Reddmann hatte alle Hände voll zu tun, die ganze Gesellschaft zu koordinieren. Ausnahmsweise tanzte auch der Landrat nach ihrer Pfeife, begrüßte die Tollitäten, wenn sie es sagte und sang auf der Bühne, wenn sie es sagte - Aua.