1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Die Landstürmer trotzen in der Stadthalle der Sintflut

Die Landstürmer trotzen in der Stadthalle der Sintflut

"Arche Noah Rheinbach - Et Wasser steht os bes zom Hals" lautete das Motto des Landsturms, der an drei Abenden zu seinem Sitzungsmarathon in die Stadthalle eingeladen hatte.

Rheinbach. "Arche Noah Rheinbach - Et Wasser steht os bes zom Hals" lautete das Motto des Landsturms, der an drei Abenden zu seinem Sitzungsmarathon in die Stadthalle eingeladen hatte. Bunt gemischt, mit sehr guten Einfällen und einer Umsetzung ganz nach dem Geschmack des Publikums mit viel Musik und Gelegenheit zum Feiern kam die erste Hälfte des mehr als vierstündigen Nonstop-Programms daher.

Dagegen fiel der zweite Teil deutlich ab - zumindest am Freitag, als sich ein Sketch nahtlos an den anderen reihte. Zündende Gags? Gab es nicht. Musikalische Zwischenspiele? Fehlanzeige. Das machte viele Zuschauer in der Konsequenz wohl derart mürbe, dass sie entweder gleich am Tisch einschliefen oder nach Hause gingen.

Zum Sitzungs-Motto: Die Stadt steht kurz vor der Sintflut. Auf dem wieder einmal durch und durch gelungenen Bühnenbild von Janni Feuser drängen sich ihre typischen knollennasigen und dicklippigen Figuren zwischen Wasemer Turm mit Neutor, Martinskirche, Fachwerkhäusern und Hexenturm.

Angekommen sind auch schon Außerirdische, genauso wie zwei verliebte Nashörner am Rand. Passend eingestimmt mit "The Final Countdown" von Europe, begrüßt das Publikum den "Vorsitzenden des Ausschusses für Tourismus, Aktionismus und Alkoholismus" (Peter Eich), der die von Noah (Jakob Mufleh) angekündigte Sintflut leugnet und den "Zuckerrüben einkochenden Nachbarn" in Meckenheim unterstellt, diese Meldung gezielt gestreut zu haben, um in Rheinbach die Grundstückspreise kaputt zu machen.

Zum Beweis, dass beim "Kronjuwel der Stadtverplanung" selbstverständlich alles in Ordnung ist, gibt es vier Live-Schaltungen: ins "Waldhotel", in die "Strandbar", die "Alte Post" und den "Club M". Unterlegt werden die Szenen mit neu getexteten Hits wie "Schickeria", "Hey, was geht ab?" oder "Always look on the bright side of life". Mittendrin: "C-Promi" Daniela Katzenberger (Harald Assenmacher). Wider Erwarten kann das Medienwunder, das "von hinten Blondine, von vorne Ruine" ist, sogar zählen: bis "11 8000 mit drei Nullen wie drei Stullen".

Kein Wunder, dass Noah da erst mal seinen Terminkalender umorganisieren muss. Denn: "Euer Niveau ist so unterirdisch, da braucht meine Sintflut drei Tage, um das überhaupt sichtbar zu machen!". In der "Alten Post" treffen sich währenddessen betagte Mitglieder des Brauchtumsvereins (Jupp Muhr, Willi Mertens, Josef Pick), die sich auf "eines der letzten Abenteuer für Senioren, die Fahrt ins Kölner Hänneschen-Theater" vorbereiten. Und dann ist es soweit: Regenwolken von oben, Flut von unten. Höchste Zeit für eine Krisensitzung, witzig umgesetzt von Eich, Mats Mirgartz und Stephan Bruna, die schnell noch die Verordnung zur "Rettung hoher Tiere" abschaffen.

Besondere Höhepunkte: Assenmacher als Bruce Darnell bei der Casting-Show, "Aischa an der Dönerstange" (Mufleh), die musikalischen Brüder Peter und Richy Arzdorf, die mit dem stimmlich hochkarätigen Mirgartz insbesondere beim "Musi-Mix" punkteten. Schön anzusehen auch die Szene mit Hans-Peter Eich, der Bürgermeister Stefan Raetz für seine "Mission als Artenschützer der kleinen scheuen Einzelhändler" im Kampf gegen das Factory Outlet Center würdigt und die Wassermassen gelassen sieht: "Was schimpft ihr auf die Sintflut. Wir wären sowieso in unseren Schulden ersoffen."

Die Landstürmer Josef Muhr, Fred Paral, Karl-Heinz Jansen, Achim Frank, Josef Pick, Jakob Mufleh, Willi Mirgartz, Stephan Bruna, Hans-Peter Eich, Willi Mertens, Harald Assenmacher, Peter und Richy Arzdorf, Willi Mertens sowie als Helfer Thomas Kleinfeld, Mats Mirgartz, Kurt Kurscheidt, Erwin Glinski, Anja Langer, Sabrina Mirgartz, Carsten Mertens, Werner Gierts (Musikbegleitung), Janni Feuser (Bühnenbild).