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"Et Lömpche" bekommt Gesellschaft

"Et Lömpche" bekommt Gesellschaft

Die Alfterer Große Karnevalsgesellschaft ersetzt ihre alte Standarte - Die neue wird am Wochenende eingeweiht

Alfter. Der Stoff ist etwas zerknittert, die goldenen Fransen abgenutzt, das Leuchten der Farben erloschen. Nach mehr als 50 Jahren wird die alte Standarte der Alfterer Große Karnevalsgesellschaft (AGK) nun in den Ruhestand verabschiedet.

Einen ehrwürdigen Platz hat sie schon: An der Wand im Dachgeschoss des Hauses von Geschäftsführer Hans Beier, neben dem "Lömpche". So nennen die rund 80 Mitglieder der AGK ihre erste Fahne aus dem Gründungsjahr 1912. Für Nachwuchs ist natürlich gesorgt. Seit August 2008 ist die neue Fahne da, eingeweiht wird sie am 14. Februar in der Karnevalsmesse in Sankt Matthäus.

Warum Fahne statt Standarte? "Früher wurde die Standarte zu Pferd durch Alfter getragen. Heute ist das nicht mehr der Fall. Der Tragekomfort ist bei einer Fahne höher, außerdem ist sie bei kirchlichen Veranstaltungen und Beerdigungen einfach praktischer", erklärt der Vorsitzende Jürgen Zahn. Schon vier Auftritte hat die neue Fahne hinter sich, zuletzt auf der Prunksitzung des eigenen Vereins. Gemacht ist sie aus Samt, Baumwolle und roter Seide. Die erste Seite zeigt sowohl den Löwen und die drei Streifen aus dem Wappen von Alfter als auch einen Helmschmuck, den Hans Beier 1956 selbst kreiert hat.

Der Glas- und Porzellanmaler erzählt, wie es dazu kam: "Damals fertigte ich das Motiv dieses Helmschmucks als Glasscheibe für einen Kölner Verein an. Weil mir dieser Helmschmuck so gut gefiel, münzte ich ihn farblich passend auf die AGK um", so Beier. Die andere Seite der Fahne ziert eine Kappe in den Vereinsfarben Rot und Weiß. Eine Fahnenstickerei in Köln-Niehl hatte drei Monate gearbeitet, bis die Fahne ihren Weg nach Alfter antreten konnte.

Ganz billig war diese Anschaffung nicht. Aber die Vollblutkarnevalisten wissen um den ideellen Wert ihrer neuen Fahne und zwinkern getreu dem Motto "Über Geld spricht man nicht". "Neben den beiden Altertümchen gab es noch eine Reihe weiterer Fahnen, allerdings ist uns über deren Verbleib nichts bekannt", erklärt der stellvertretende Vorsitzende, Herbert Kerz. Kein Wunder, immerhin blickt die AGK im Jahr 2012 auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück.

Damals noch aus dem Junggesellenverein "Kiere Jonge" hervorgegangen, wurde sie 1926 eigenständig, nachdem sich Prinzengarde und Komitee abgekoppelt hatten. Seitdem bietet sie ihren Vereinsmitgliedern neben Elferratstouren, Grillfesten und Gründungsfeiern in jeder Session vor allem zwei Höhepunkte: Die Prunksitzung und eine große Sause nach dem Zug an Veilchendienstag. Wie fast jeder Verein hat die AGK Nachwuchsprobleme, "außerdem leben wir vom Saisongeschäft", sagt Zahn. Einen deutlichen Trend im Karneval sieht auch er: "Die Leute wollen auf den Sitzungen laute Musik statt Einzelvorträge."

Zudem gäbe es nur noch wenige gute Redner, ergänzt Beier. Der Verein hat sich vorgenommen, zum Jubiläum eine ganz besondere Sitzung zu bieten. "Es wird etwas pompöser, allerdings nur im Rahmen unserer Möglichkeiten", sagt Zahn. Besonders freut er sich, schon jetzt verkünden zu können, dass die AGK für das Jahr 2012 ein Prinzenpaar aus den eigenen Reihen gefunden hat.