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Ritterspiele in Godesberg eröffnet

Ritterspiele in Godesberg eröffnet

Ernst Ludwig I. und Godesia Rosi regieren die Narren der Badestadt

Bad Godesberg. Normalerweise ist Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann ja eher als geerdeter Mensch bekannt.

Umso mehr überraschte sie am Freitagabend bei der Proklamation des Godesberger Prinzenpaares mit der Ankündigung, sie höre Stimmen aus dem Jenseits. Im langen Kleid mit Leopardenfell, schwarzem, breitkrempigem Riesenhut, das Gesicht verschleiert, machte sie außerdem deutlich: Politik war einmal, jetzt zählt die Zukunft. Bis auf den letzten Platz besetzt waren die Studioplätze in der Stadthalle bei ihrer Astro-Show "Pythia vom Moltkeplatz TV".

"Fragen Sie mich, und ich verrate Ihnen, was ich sehe", forderte die Star-Wahrsagerin die Zuschauer auf. Direkt die erste Anruferin war eine alte Bekannte. Pythia telefonierte mit Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann in Berlin - was die erste Frau Bonns, die im Saal saß, schmunzeln ließ. "Bonnern Sie noch oder regieren Sie schon?", fragte Pythia süffisant. Das Ende der Ampelkoalition sei ja inzwischen eine olle Kamelle. "Die Karten werden neu gemischt. Von mir!", stellte die Frau mit den hellseherischen Fähigkeiten klar.

Dem nächsten Anrufer, Umweltdezernent Volker Kregel, sagte sie voraus, dass ihm eine blonde Frau im Alten Rathaus als Erbschaft Amt und Bürde hinterlassen werde. Ob's wahr wird? Bei einer Visionenfolge wunderte sich die Pythia vom Moltkeplatz dann aber doch selber: ein Thermalbad auf der Rigal'schen Wiese, alle Bürgerdienste versammelt in Bad Godesberg, der Bezirk wieder eine selbstständige Stadt? "Ob mit meiner Kugel was nicht stimmt?"

Schließlich wagte sie einen Blick in Sachen neues Prinzenpaar in die Zukunft. Da es ihr noch ohne Insignien erschien, beschloss Pythia flugs: "Wenn die beiden hier sonst keiner proklamiert, tu ich es eben." Strahlend ergriffen daraufhin Prinz Ernst Ludwig I. (Berg) und seine Godesia Rosi (Aretz) das Mikrofon. In einem Schlagabtausch garantierten sie: "Wir führen Euch mit Spaß und Freud', ganz sicher durch die Narrenzeit."

Selbst ihre kleinen Fehler brachten die sympathischen Regenten zur Sprache. "Öfter, das ist unbestritten, habt ihr darunter schon gelitten, dass ich nicht gerade pünktlich war. Aber künftig ist es klar, dafür sorgt mein Hofstaat schon, werde ich pünktlich in Person", versprach Godesia Rosi. Ihr Prinz gestand: "Über mich sagte manch einer, der ist fußkrank wie sonst keiner. Ging es ums Spazierengehen, hat mich keiner mehr gesehen. Mit dieser Faulheit ist nun Schluss, weil ich als Prinz jetzt laufen muss."

Pythia (früher auch bekannt als Bezirksvorsteherin. . .) schenkten die beiden ein stimmgewaltiges (Stecken-)Pferd, da sie sich, ob ihres leeren Portemonnaies, keine Kutsche mehr leisten könne. Ihr zur Seite stellten die Tollitäten den neuen Godesberger Festausschuss-Präsidenten Christian Hüffel. "Der Gaul ist etwas schwer zu reiten, drum wird der Christian sie begleiten", meinte Prinz Ernst Ludwig I. Mit dem Ritt der beiden erklärten die Herrscher die "Godesberger Ritterspiele" für eröffnet. Mancher im Saal hatte das Sessionsmotto bereits als Ritter, Gaukler oder Burgfräulein umgesetzt.

Sehr zur Freude von Christian Hüffel, der erstmals auch durch die Sitzung führte. Der 41-jährige "waschechte Godesberger" meisterte seinen Job souverän. Eine Befürchtung hatte er allerdings. Dass das Bühnentelefon seines Vize-Präsidenten Dieter Nussbaum klingeln könnte, um die Absage eines Programmpunktes, wie Guido Cantz, Colör, Jodesberger Junge oder Bruce Kapusta, zu vermelden. Zumindest bis Redaktionsschluss blieb ihm dieses Los erspart.

Der Prinz:

Der Prinz wurde am 3. März 1964 in Bad Godesberg geboren. Wenn sich Ernst Ludwig Berg nicht gerade um seinen Alten- und Krankenpflegedienst kümmern muss, ist er garantiert im Fitnessstudio anzutreffen oder reist. Der Prinz zählt zu den Gründungsmitgliedern der Rodderbergfunken Mehlem und ist seit 2005 Senatsmitglied bei der KG Rot-Weiße i-Pünktchen.

Seit 20 Jahren kennt er Rosi Aretz, und für ihn war klar: Wenn Prinz, dann nur mit ihr als Godesia. Einen Stromausfall und eine, bei der Sessionseröffnung zugezogene Erkältung, hat Ernst Ludwig I. erfolgreich überstanden. Deshalb findet er auch das Prinzenpaar-Motto so passend: "Et wor, wie et wor. Et is, wie et is. Et kütt, wie et kütt. Un . . . et ist noch immer jootjejange."

Godesia:

Die Godesia erblickte das Licht der Welt am 4. Februar 1954 ebenfalls in Bad Godesberg. Die Bürgerliche [gsh]Rosemarie Katharina Aretz[gsn] leitet als Präsidentin die Geschicke der KG Rot-Weiße i-Pünktchen. Eine karnevalsfreie Zeit gibt es bei ihr nicht wirklich. Aber für ihre fünf Enkel und die Truckerfreunde aus Troisdorf, die auch gestern im Saal mitjubelten, findet sie immer eine Zeitlücke.

Und im Sommer geht's seit 17 Jahren auf den Nürburgring, "gigantische" Trucks angucken - Zelt inklusive. An ihrem Prinzen schätzt die Godesia, "dass er sich, auch wenn's hektisch wird, immer an Absprachen hält". Mit dem "Quatschen" müsse sie sich in der Session etwas zügeln, kündigte Godesia Rosi an. Vielen würde dann bestimmt an der 120 Prozent Vollblutkarnevalistin etwas fehlen.