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Einmal Prinzenpaar zu sein, reichte ihnen nicht

Einmal Prinzenpaar zu sein, reichte ihnen nicht

Kreisbrandmeister Walter Jonas und seine Frau Marianne regieren die Oberpleiser Narren - Vor 41 Jahren waren sie schon einmal gemeinsam Herrscher

Siebengebirge. Es waren einmal ein Prinz und eine Prinzessin, die gemeinsam über ihr kleines Volk herrschten. Als sie älter wurden, verliebten sie sich, heirateten und wurden König und Königin eines großen Landes.

Solche Lebensläufe gibt es natürlich nur im Märchen. Weil es im Karneval nämlich keine Könige und Königinnen gibt. Ansonsten hat sich die Geschichte so - oder zumindest ganz ähnlich - im beschaulichen Uthweiler abgespielt.

Denn dort wohnen Marianne und Walter Jonas. Das Uthweiler Kinderprinzenpaar 1967, das Oberpleiser Prinzenpaar 2008. Die Oberhäupter einer jecken Dynastie und karnevalistische Überzeugungstäter. Zwei Menschen, für die der Fastelovend fast etwas Schicksalhaftes hat.

Wer derzeit Familie Jonas besucht, der findet statt eines Wohnzimmers eine Bierzeltausstattung, geschmückte Tische, Collagen aus dem Familienalbum, und an der Flurdecke baumelt ein Hinweisschild für jenen Ort, den selbst der Prinz alleine aufsucht. Die Umbauten sind zwangsläufig: "Wir brauchen Platz, wenn Besucher kommen."

Und das können, wie nach der Proklamation, schon mal mehr als 100 auf einmal sein. "Aber das wussten wir vorher, schließlich sind wir seit Jahren im Karneval aktiv", sagt Marianne Jonas. Was eine Untertreibung ist. Und was möglicherweise dazu führte, dass Walter II. sich zunächst reichlich zierte.

Und das, obwohl der Kreisbrandmeister und seine Frau wie kaum ein anderes Paar vom Karneval geprägt sind. Man kannte sich bereits im Sandkasten, vor allem aber kannten sich die Eltern. Die waren es wohl auch, die zusagten, als für den damals gerade vom Kirchenchor vorangetriebenen Kinderkarneval erst zum dritten Mal ein Prinzenpaar gesucht wurde.

Die beiden können sich selbst gar nicht mehr so genau daran erinnern, waren sie doch gerade mal zwölf Jahre alt. "Nur an das Gefühl, in Oberpleis neben dem großen Prinzenpaar zu stehen. Das war toll", erinnert sich Marianne Jonas, und lacht: "Die Großen, das sind ja wir dieses Jahr."

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, verdanken die Narren einer langen Autofahrt. Am 23. Oktober 2007 war Marianne Jonas unter einem Vorwand von Heinz Vogt, Präsident der Narrenzunft und Apotheker, in einen Nebenraum gelockt worden.

Und quasi per Rezept zur jecken Aufgabe verpflichtet worden. Das Problem: Der Kreisbrandmeister hatte solche Ansinnen in den vergangenen Jahren immer von sich gewiesen. "Ich war gerade auf einer Tagung. Bevor ich zurückfahre, rufe ich immer an." Und diesmal war es ein ganz besonders Gespräch. "Ich muss dir was sagen, aber später." "Was denn?" Dann die Falle: "Ach, Du sagst ja doch nur nein."

"Wozu? Sag´s doch, ich habe ja jetzt zwei Stunden Autofahrt vor mir, da kann ich nachdenken." Diesen Dialog haben beide noch genau im Ohr. "Nein", sagte Jonas tatsächlich. "Doch als ich in Uthweiler ankam, da hab ich gesagt: “Ja, wir machen es jetzt„." Seitdem hat keiner der beiden zurückgeblickt.

So wie damals. Als man sich als 16-Jährige plötzlich mit ganz anderen Augen sah, im Karneval ganz andere Vorzüge am anderen entdeckte und schließlich - da war es dann aber schon Frühsommer - auch die Liebe füreinander. Geheiratet wurde am Tag vor Weiberfastnacht 1976. Die beiden Töchter wurden jeweils im Januar geboren, und sie waren schon als Zweijährige im Zug dabei.

Nicht nur das, schließlich ist Marianne Jonas Funkenfrau. Der Prinz ist seit mehr als 30 Jahren bei den Blau-Weißen Funken, Büttenredner auf den Sitzungen der Narrenzunft und seit 1994 zudem Sitzungspräsident des Bürgervereins Uthweiler.

Dass da auch die Töchter jeck werden mussten, ist klar. Beide haben beim Tanzcorps der Sternschnuppen in Bockeroth getanzt, heute ist Susanne deren Leiterin. Und sie war 1992 Kinderprinzessin in Uthweiler. Schwester Manuela ist zudem Solomariechen bei den Funken.

Der Rest der Welt aber wurde "belogen und betrogen". In voller Absicht. "In Oberpleis ist das immer ein großes Geheimnis", schmunzelt Jonas. Und die beiden hatten bei aller Liebe zur Ehrlichkeit wahrlich Spaß daran, falsche Fährten zu legen.

Erst in der Woche vor der Proklamation wurde ein enger Familienkreis eingeweiht, damit dieser alles vorbereiten konnte. Natürlich half auch die Narrenzunft, wo sie konnte, etwa beim Ändern und Anpassen der vereinseigenen Kostüme und der Erstellung der Orden.

Den Prinzenorden ziert ein Feuerwehrauto, in Miniversion als Button gibt´s das Auto mit blinkendem Blaulicht. Der Verein half zudem bei der Beschaffung der Bierbänke fürs Wohnzimmer. Schon deshalb, weil man das freundliche Angebot, man liefere auch gerne an eine Adresse, aus Geheimhaltungsgründen hatte ablehnen müssen. "Und so war die Überraschung beim Einzug in den Saal umso größer", sagt Marianne Jonas.

Auch ihr zunächst zögerlicher Mann ist nun knatschverdötscht. Trotz der Ringe unter den Augen - die Regentschaft ist das Größte für ihn: "Mittlerweile kann ich das jedem nur empfehlen."

Besonders freuen sich die beiden über die Hilfe, die sie von allen Seiten erhalten - "sonst könnten wir das alles gar nicht stemmen." Schon gar nicht die 180 Kilo Kamelle, die für den Zug am Sonntag in Oberpleis gedacht sind.

An Aschermittwoch ist dann alles vorbei - die beiden haben keine Angst, in ein großes Loch zu fallen. Durchaus "mutig", wussten die beiden an ihrem einzigen freien Abend der letzten Wochen doch prompt nicht, was sie machen sollten. Andererseits sind die außerkarnevalistischen Vereinstätigkeiten und beruflichen Aktivitäten der beiden mehr als umfassend.

Bevor es so weit ist, geht ja am Rosenmontag noch der Zug durch Uthweiler, da, wo alles begann. Jonas: "Da gehen mehr Leute mit, als es Zuschauer gibt." Aber die, die am Straßenrand stehen, feiern vor allem die Freude am Jeck-Sein. Ganz so wie früher eben.