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Manege frei, die Vilicher Narren kommen

Manege frei, die Vilicher Narren kommen

Die Rot-Weißen Senatoren feierten zirkusreif im ausverkaufen Saal

Vilich. (tst) Im Wohnzimmer von Rudi Wetz knirschte und quietschte es schon im Advent. Aus Styroporplatten schnitt der gelernte Schrift- und Werbegrafiker beim Weihnachtstee die Saaldekoration aus, die den Raum der Rot-Weißen Senatoren Vilich in der Saison zieren sollte.

Jedes Jahr aufs Neue entwirft er eine bunte Narrenwelt, die dieses Mal auf den Elefanten gekommen ist: "Manege frei 2002, Vilich es dobei" hieß es am Samstag zirkusreif im Haus der Begegnung zur Großen Kappensitzung der Rot-Weißen. 128 Besucher sorgten für ein tropisches Klima im ausverkauften Haus, das nach der Renovierung von den Narren zum ersten Mal auf Karnevalstauglichkeit getestet wurde.

Eng war es auf der Bühne, vor allem als Sitzungspräsident Kai Kröger die erste Programmnummer ankündigte: die Sternschnuppen Bockeroth, 20 Tänzerinnen und Tänzer, die auch dicht gedrängt noch spielend die Beine bis neben das Ohr schwingen können und danach, als wäre es nichts, im Spagat auf den Boden gleiten lassen. Bei so viel Betrieb auf der Bühne fiel zunächst gar nicht auf, dass etwas Wesentliches fehlte: der Narrenrat.

Derart ratlos waren die Senatoren geworden, weil der Nachwuchs fehlt. Das Durchschnittsalter liegt exakt bei 59,75 Jahren, hat Präsident Hans Klein akribisch ausgerechnet. Erklären kann er sich dieses "typische Vereinsproblem" nicht: "Wir machen ein gutes Programm für wenig Geld."

In der Tat war auf der Programmliste alles vertreten, was im Rheinland Rang und Namen hat: vom Männerballett "Bonner Bonbons" über das Beueler Stadtsoldaten-Corps bis zu Madame Motterboddem. Die "Herrin von Kohl und Rüben" bemühte bei ihrem Auftritt kräftig die kölsche Mundart, um einem vergnügten Publikum deftige Anekdoten aus Haus und Hof darzubieten.

Ob Reperaturen am Stillen Örtchen oder das Zusammentreffen eines beherzten Tierarztes mit einem noch beherzteren Jungstier - als Madame ein letztes Jahr mit der Mistgabel aufstampfte, hatte sie den Saal auf ihrer Seite.

Wie unterschiedlich Tanzdarbietungen ausfallen können, demonstrierten die Poppeldorfer Schloßmadämchen: War bei den Sternschnuppen noch schweißtreibende Akrobatik angesagt, jagten die grünen Schlossherrinnen komödiantisch ihren Quotenmann von einer Verkleidung in die nächste. Ein Hahn im Korb hat es eben schwer inmitten von jecken Wievern. Besonders, wenn er den "Höhner-Rock" tanzt.