Bonner Bummel

Schon die römischen Kaiser hielten sich ihre Narren...

Bonn. Wo immer es professionelle Lustigmacher bei Hofe gab, standen sie hoch im Kurs. Die Narrenfreiheit, die ich meine, zieht sich durch die Jahrhunderte in der Geschichte der Kulturvölker. Einen zum Narren halten, ihn so richtig foppen, ohne ihn zu kränken - eine hohe Kunst.

Vernarrt in jemand zu sein, ist die höchste Steigerung der Zuneigung. Aber zum Narren gemacht zu werden ist noch lange nicht jedermanns Sache. Und damit wären wir beim Thema. Ohne Zweifel: der Karneval fördert die Wirtschaft und die Wirtschaften. Aber die "fröhliche Narretei", wo ist sie geblieben?

Ja, gewiss, bei "Kolpings" in Endenich etwa, da brummt der Frohsinn, bodenständig, trefflich, aber nicht treffend. Und auch etwa beim Forschologikum, dem Geheimtipp für den Freund geschliffenen nachhaltigen Humors, sind die Akteure nah dran am überkommenen Vorbild des Narren, der auf dem Drahtseil zwischen der Eitelkeit der Oberen und der Schadenfreude des gemeinen Volkes balanciert.

Kommerz hingegen ist oftmals Gift für den Karneval. Da muss ein schwacher Redner mitgekauft werden, wenn die kölsche Star-Truppe auf die Bühne soll, und noch eine Garde der dritten Garnitur dazu. Die Agentur diktiert das Programm auf den großen Bühnen und seinen Preis: friss oder stirb, basta!

Da könnt ich närrisch werden. Streiken müssten wir gegen diese Art von Volksbelustigung, fernab vom guten alten Brauchtum. Aber das setzt wohl Solidarität voraus. Und die finde mal einer in unserem Karneval! Was da auch in diesem Jahr wieder hinter und vor den Kulissen des organisierten bönnschen Fastelovends gespielt wird, ist überhaupt nicht zum Lachen.

Hohes persönliches Engagement, zeitlich, finanziell und ideell, steckt hinter dem Einsatz der vielen, vielen Ehrenamtlichen. Umso unverständlicher ist es, dass dann noch so viel Energie für Streit vor und hinter zig Bühnen übrig bleibt. Leute, haltet euch den Narrenspiegel vor!

"Met Brauchtum hätt dat nix zo donn", pflegt Tom Jakobi, der geschätzte frühere Festausschuss-Präsident, zu sagen. Dem ist nichts hinzuzufügen. Oder?

Werner