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Prunksitzung im Maritim: Brings, Höhner und Kasalla rocken bei den Wiesse Müüs

Prunksitzung im Maritim : Brings, Höhner und Kasalla rocken bei den Wiesse Müüs

Eine begeisternde Prunksitzung, bei der unter anderen Hans Süper zum Ehrenmitglied ernannt wurde, feierten die Wiesse Müüs im Hotel Maritim. Richard Bongartz war für kamelle.de dabei.

„Ich bin ene kölsche Jung“: Fünf Worte in einem Lied, die ein ganzes Lebensgefühl ausdrücken. Das gilt auch für Bonner, wie es der Auftritt von Hans Süper bei der Prunksitzung der KG Wiesse Müüs am Samstagabend im Hotel Maritim zeigte.

Mit seinen Krätzchen, den ausschweifenden Melodien auf der Flitsch (Mandoline), seinem Humor und jeder Menge Selbstironie rührte der Altmeister des kölschen Fasteleers zu Tränen. Im fast vollen Saal erlebten die Gäste ein fast siebenstündiges Programm, das kaum Luft zum Atmen ließ.

„Zwei Worte genügen, um zu wissen, um wen es geht: “Du Ei„“, sagte Lukas Wachten vom WDR in seiner Laudatio auf Süper, der 1974 mit dem Colonia Duett begann. „Einmal wurden wir angekündigt, da standen 400 Leute da. Wir dachten, wir hätten es geschafft“, erinnerte sich der 80-Jährige.

Süper zum Ehrenmitglied ernannt

„Ävver et wore jar kein Stühle do.“ Er erzählte von seinem Ausflug zum FFK-Strand am Ballermann („bloß kein Neid“) und den Tütchen im Flugzeug, die man – wenn leer – prima als Doggybags nutzen kann. „Das war das Größte, das wir hier jemals auf einer Karnevalsbühne erleben durften“, so KG-Vorsitzender Roman Wagner. Er ernannte Süper zum Ehrenmitglied.

Hätte man der neuen Sitzungspräsidentin Verena Janssen das Mikro entrissen, hätte sie sich in der Halle locker weiterhin Gehör verschafft. Mit lauter Stimme führte sie souverän durchs Programm, teils unkonventionell, aber immer authentisch und ehrlich.

„Ich sag es jetzt einfach. Was für ein geiler Auftritt“, kommentierte die Ex-Bonna die Höhner, deren „Hey Kölle“ der fette Bläsersatz der Kapelle Markus Quodt das Sahnehäubchen aufsetzte. Nach etlichen Partykrachern bewies die Band, dass sie mit „E Levve lang“ auch tolle Balladen drauf hat.

Die gefiel auch Jessica von den Krümelmonstern in ihren blauen Kekskleidern, ein Clübchen von elf jungen Frauen aus Bonn. „Wir finden die Sitzung der Wiesse Müüs immer gut“, sagte sie. Marika und Ina freuten sich schon, auch noch zur Weibersitzung der Müüs zu gehen. Dank der Schneiderinnen Andrea Werner und Lydia Kremer ist die tanzfreudige Truppe sicherlich auch dort ein Hingucker.

Lebensgefährtin von Peter Stöger singt mit

Wie es Hans Süper damals schon erlebt hat, standen die Jecken fast das ganze Programm durch. Einfach weil es sie mitriss und sie zudem jede Menge Stehapplaus spendeten. Bei den Cöllnern sang mit Ulrike Kriegler, der Lebensgefährtin von 1. FC-Köln-Trainer Peter Stöger, eine Österreicherin eine charmante Mischung aus Alpendialekt und Kölsch („Zwoa Herzen“).

Sie bildeten den Auftakt des musikalischen „Who's who“ im rheinischen Fastelovend: Bei den am Sonntag frisch gekürten Mäuseordensträgern Querbeat glühten die Trompeten und Posaunen. Die Domstürmer begeisterten mit ihrer Show, bei der jeder den Sänger Micky Nauber im Dauertonhalten schlagen sollte.

Bei Brings überraschten die Videos, die zeitgleich zu „Jeck Yeah!“ und „Kölsche Jung“ über die beiden Leinwände flimmerten. Und noch mehr Gitarren: Die gab's bei Kasalla mit „Pirate“ und „Stadt mit K.“, die am Ende die 25 Bühnenclowns der Müüs im Arm hielten.

Ein Selfie mitten im Auftritt

Dazu blinkten dank moderne LED-Technik in den Reihen Hüte und Brillen, sodass der Tischnachbar aufpassen musste, nicht in Hypnose versetzt zu werden. Schwindlig konnte einem aber auch bei den artistischen Pyramiden und Hebefiguren von Mäuseballett und Dürscheder Mellsäck werden.

Nicht nur Verena Janssen bemerkte, dass es beim Wandel des Sitzungskarnevals hin zu Partys so langsam ein wenig an Rednern mangelt. Wie schön, dass „dä Tuppes vom Lande“ sich mit seinem klassischen Reimvortrag bestens Gehör verschaffte und an alte Zeiten mit Kassettenrekorder, Raider, Sunkist und dem günstigen Telefongespräch ab 18 Uhr erinnerte. „Hück es et Fernsehen su jroß wie ne Wand, in den 70er Jahren noch Kino genannt.“

Den Beamten im Bonner Stadthaus gab Guido Cantz einen mit: „Chillen ist die Kunst, sich beim Nichtstun nicht zu langweilen.“ Der Comedian rückte Michael ins Rampenlicht, der mitten im Auftritt ein Selfie bekam, und verband den Spaß mit dem Ernst: „Von der Demokratie ist die Türkei so weit entfernt wie der Papst von einer Nacht mit Helene Fischer.“ Wer dann ab 23.15 Uhr nicht mehr zur Party ins Foyer wollte, konnte sich endlich mal setzen.