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Der Prinz mit Schrecken und seine Königin

Der Prinz mit Schrecken und seine Königin

Ulrich III. (Schreck) und Stephanie II. (König) regieren beim "Circus Bonncalli" die Bonner Narren - Dompteurin Bärbel Dieckmann proklamiert die Tollitäten - Pänz jonglieren und tanzen auf dem Seil

Bonn. "Send in the Clowns": Wenn die Narren "Manege frei" rufen, geht''s nicht ohne die Spaßmacher. Festausschuss-Präsident Horst Bachmann setzt zum Smoking den Zylinder auf. Fertig ist der Zirkusdirektor. Dann greift er zur Klarinette und lockt mit einem Arrangement von Benny Goodman die Harlekine vom Elferrat auf die Bühne.

Der "Circus Bonncalli" beginnt am Freitagabend mit der Proklamation in der fast ausverkauften Beethovenhalle seine diesjährige Großvorstellung. Die Bonner Kolpingsfamilie schickt Ulrich III. (Schreck) und Stephanie II. (König) ins Zirkusrund, um bis Aschermittwoch die Narren in Hochstimmung zu versetzen.

Das klappt bei der Proklamation bereits bestens. Fast schon zu schade, die Seiltänzer, Jongleure und alle anderen Akrobaten der Oberkasseler Zirkusschule Corelli ins Vorprogramm zu stecken. Die Kinder und Jugendlichen zeigen viel Engagement.

Das ließ der echte Zirkus Roncalli vermissen. Rosenmontagszug? Ohne uns.

Nun steht Direktor Bernhard Paul mit Seifenblasenkünstler Pic auf dem Podium. Wenn auch nur als Pappkamerad. Mit grünen, gelben und roten Ballons verwandelt sich die Halle in ein passables Zirkuszelt.

Fell für alle Fälle

Und da sitzen sie dann, die großen Bonner Artisten: Stadtdechant Wilfried Schumacher "auf dem Hochamtseil", so Zirkusdirektor Bachmann. NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann, der in desolater Finanzlage "die Mäuse aus dem Hut zaubern soll". Der neue David Copperfield?

Seine Frau Bärbel, die Oberbürgermeisterin und Namensvetterin des jüngsten eiskalten Hochs mit Frosteinbruch, schützt sich mit Fellen: "Ich bin die Frau für alle Fälle", lautet der Kommentar der Dompteurin. Als neueste Neuigkeit vom politischen Zirkus in Berlin verkündet sie die Pläne von Superminister Wolfgang Clement ("die schwebende Jungfrau am Trapez ohne Netz und doppelten Boden"), der den Bonnern einen Zirkuszug bauen will - den Clementrapid.

Weit immobiler: das Guido-Mobil von Westerwelle, gerade erst aus der Fußgängerzone abgeschleppt, weil es verwaist nach 12 Uhr noch da stand. Eine Tierdressur der anderen Art domptiert der kleine Reiner Schreiber, "der den Leuten immer Bären aufgebunden hat". Plötzlich hockte er "in einem gut gesicherten Rheinbacher Bären-Zwinger".

Oh Schreck. Prinz Ulli, bei dem nomen keinesfalls omen ist, berichtet von seinem Aufstieg zur Tollität und redet sich in die Herzen der jubelnden Narren. Und seine Bonna? "Hoffentlich nichts Schreckliches", fürchtete der Prinz, Schultheiß der Fidelen Walzbröde bei Kolpings. Und bekam gleich eine Königin.

Bonna Stephanie mit dem majestätischen Nachnamen braucht beim Einmarsch fast schon eine Landebahn: Flugzeuge im Bauch? "Heute Abend war es eher ein dicker Jumbo aus Köln/Bonn." Doch nach perfekter Landung wünscht sie sich "nur bunte Clowns, Lachen und Spaß an der Freude" beim ganzen Bodenpersonal. Federschmuck, Schärpe und Paias für die Herrscher im "Circus Bonncalli", Applaus in der Manege.

Ehrengarde, Stadtsoldaten, Kribbelköpp, der Reporter vom Buureblättche und viele andere ruft der neue Schultheiß Ansgar Schuldenzucker in die Arena. Die Primeln auf den Tischen deuten es an: Die lange Session dauert fast bis in den Frühling. Und ist nach dem Hickhack um den Rosenmontagszug vor allem TÜV-geprüft.