Kein Einzug ohne Tamtam

Bonn. Bonna zu sein an Weiberfastnacht bedeutet Freiheit: Sie darf als Erste reden, dem Prinzen dann noch das Wort verbieten und einfach überall strahlend im Scheinwerferlicht stehen.

Dabei kennen vor allem die weiblichen Narren kein Halten mehr. Sympathie pur.

Prinz zu sein an Weiberfastnacht bedeutet Ruhe: Er darf bei jedem Auftritt dabei sein, muss nichts sagen und kann einfach alles gelassen über sich ergehen lassen. Er trottet folgsam seiner Bonna hinterher. Auch das gefällt den Damen. Insgeheim finden sie seine Tollität doch ganz schön toll.

So hat sich Holger I. entschlossen, nicht in den Skiurlaub zu fahren - obwohl die Koffer schon gepackt sind. Er trägt bei den Besuchen von Behörden, Schulen und all den Wieversitzungen eine Mütze, Schal und Skibrille. Seine Stöcke hat er auch dabei, um zwischendurch mal ein paar Schwünge in Trockenübung vorzuführen. "Ich wollte die Bonna nicht alleine lassen", gesteht der Narr, als er dann doch mal jet schwade darf. "Aber was hätten die Wiever auch von ihrem Tag, wenn sie nichts zu bützen hätten. Dann müsstet ihr euch selbst bützen." Sprachs und rennt mit gespitzten Lippen durch die Reihen. Nur nicht zu heftig um die Kurven pesen: Aber falls doch mal was passiert, ist an Bord des Prinzen- oder besser Bonna-Busses immer noch ein Arzt zur Stelle.

Fahrer Mark Becker sitzt nämlich in grünem OP-Kittel am Steuer. Seine Stereoanlage im Cockpit muss gar nicht die ganze Zeit über laufen. Denn wieder einmal ist das berühmte Panikorchester mit Christoph von Heydebrand an der Spitze an Bord. Zur Crew in blauen Glitzerfräcken gehören Mitglieder des Musikvereins Duisdorf und Bonner Journalisten, sozusagen Notenexperten und Laien. Doch schnell ist das Zusammenspiel von Blasinstrumenten, Trommeln, dicker Trumm und Becken gefunden. Prinzenlied, Rut sin de Ruse oder Viva Colonia - das Repertoire ist groß, kein Einzug ohne Tamtam.

Bezüglich der Musik haben sich aber vor allem die Pänz noch etwas ausgedacht. Zum Beispiel im Ippendorfer Kindergarten, wo die Kleinen "Alaaf auf das Prinzenpaar" singen. Vor allem Alexandra II. ist ganz verzückt, denn schließlich besucht sie hier ihre Tochter Lara (4). Das Sessionslied des Prinzenpaares, "Jeck op Bonn", können die Kleinen ebenfalls. Textsicher sind auch die Kinder der Nikolausschule in Kessenich.

Der Spaß aus dem Bus überträgt sich flott in die Säle. Da bleibt dann auch beim Bundesamt für Justiz keiner mehr in der zugigen Raucherecke stehen, um einen Blick auf das Prinzenpaar zu erhaschen. Mit Polizeieskorte und Blaulicht geht es von Termin zu Termin - 16 Stück zwischen 8.15 und 19 Uhr. Freude, Spaß und dann beim Damenkomitee Rot-Weiß in Buschhoven auch Rührung.

Dort kümmert sich Gertrud Meyer immer ums Kuchenbuffet. Als sie dafür den Sessionsorden erhält, fließen ein paar Tränen. Holger I. muss noch einige Qualen erdulden bis zu seiner Erlösung. Bei Blau-Weiß in Duisdorf muss er ein Schild hoch halten: "Ich bin ein Prinz, holt mich hier raus". Bei den Lustigen Bucheckern in Endenich soll er Liedtexte aufsagen. Blöd nur, dass die Damen sie vorher geübt haben.

Und dann ist da noch Forsch Frieda. Die Handpuppe reist den ganzen Tag mit. "Sie ist eigentlich der Prinz", versichert die Bonna. Hoffentlich küsst sie die Kröte rechtzeitig wach, damit heute alles wieder beim Alten ist.