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Wühlen im Bürokratie-Wust

Wühlen im Bürokratie-Wust

Trotz der neuen Auflagen wird kein Karnevalszug ausfallen - Mitarbeiter im Ordnungsamt prüft Gutachten und Versicherungen

Bonn. Die gute Nachricht zuerst: Nach derzeitigem Stand muss kein "Veedelszoch" im Stadtbezirk Hardtberg und im westlichen Bonn ausfallen. Die schlechte Nachricht: Schon morgen könnte das anders aussehen. Die neue Verordnung des Regierungspräsidenten, die die Züge mit härteren Auflagen sicherer machen soll, bringt viel Unsicherheit mit sich.

Dransdorf, Lengsdorf, Endenich, Röttgen, Ippendorf - überall sitzen in diesen Tagen Zugleiter, Vereinsvorsitzende und Ortsausschussvertreter beieinander und brüten mit rauchenden Köpfen über Lösungen.

Denn das Merkblatt des Regierungspräsidenten führt im Einzelfall zu schier unüberschaubaren Papierbergen. Christoph Schada beispielsweise hat sich noch in der vergangenen Woche durch den neuen "Bürokratie-Wust" gewühlt. Der Vorsitzende des Lengsdorfer Ortsfestausschusses organisiert den Karnevalszug. Für jeden Wagen muss er nun ein sechsseitiges TÜV-Gutachten vorlegen.

Dazu kommen Versicherungsbescheinigungen für Wagen, Autos und Personen. Eine Tagesversicherung über zwei Millionen Euro auf Personenschäden, eine Million Euro auf Sach- und 100 000 Euro auf sonstige Schäden sollte Schada auf seinen Namen abschließen.

Doch so viel Verantwortung lehnt er ab. Er hat die Versicherungen über den Festausschuss Bonner Karneval laufen lassen. "Wenn im Zug jemand mit einer Kamelle am Auge getroffen wird und dadurch Sehkraft einbüßt, hätte ich persönlich eine lebenslange Teilrente zahlen müssen."

Auch Friedhelm Porschen, Organisator des Veedelszochs in Lessenich, hat Bedenken. "Ich halte es schon für problematisch, Ehrenamtler mit solchen Problemen zu behaften", sagt er.

In Lessenich sei aber trotz des erheblichen Mehraufwands alles gut gelaufen. Nicht so in Endenich. Wegen der neuen Verordnung werden im Zoch am Karnevalssonntag vier Wagen weniger mitgehen als im vergangenen Jahr. Ortsausschussvorsitzender Josef Hamacher: "Die neuen Auflagen waren den Ehrenamtlern einfach zu teuer. Und außerdem haben sie auch oft die Zeit nicht, wenn sie voll berufstätig sind."

Von einem erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand spricht auch Hans Krämer, Pressesprecher der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft. Dem größten Veedelszoch im westlichen Bonn jubeln Jahr für Jahr bis zu 30 000 Jecke zu. Wenn nichts mehr dazwischen kommt, wird das auch in diesem Jahr so sein.

Auch im Ordnungsamt wird man nicht glücklich sein über die zusätzlichen Papierberge. Dort kümmert sich ein Mitarbeiter um die Unterlagen zu den Karnevalszügen, die aus den Ortsteilen eintreffen, sichtet Versicherungsnachweise und Gutachten, um am Ende sein "Okay" zu geben - oder auch nicht.

Bisher gab es laut Presseamt der Stadt allerdings keinen Grund, einzelne Zugwagen oder gar einen ganzen "Zoch" nicht zu genehmigen.