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Hennefer Rathaus-Sturm fällt ins Wasser

Hennefer Rathaus-Sturm fällt ins Wasser

Der Blick gen Himmel am frühen Sonntagmorgen verhieß nichts Gutes. Wie aus Eimern ergoss sich der Regen über Hennef. An einen zünftigen Rathaus-Sturm mit allem, was dazugehört, war nicht zu denken.

Hennef. Der Blick gen Himmel am frühen Sonntagmorgen verhieß nichts Gutes. Wie aus Eimern ergoss sich der Regen über Hennef. An einen zünftigen Rathaus-Sturm mit allem, was dazugehört, war nicht zu denken.

Die Frankfurter Straße wirkte grau, trist und vor allem: wie leer gefegt. Bürgermeister Klaus Pipke hatte Erbarmen mit den Jecken und ließ sie ohne Gegenwehr ins Rathaus. Nach dem Motto "Platz ist in der kleinsten Hütte" feierte Pipke mit der Verwaltungsspitze, den Stadtsoldaten und sämtlichen Hennefer Tollitäten samt Anhang im historischen Saal des Rathauses. Da wurde es dann auch recht schnell kuschelig warm für alle Beteiligten.

Für das Blasorchester Uckerath und die Regimentskapelle der Stadtsoldaten war zu wenig Platz. Sie konnten nur nacheinander den Saal betreten, um für die jecken Töne der etwas anderen Rathaus-Erstürmung zu sorgen. "Wir haben uns heute Morgen dafür entschieden, drinnen zu feiern", sagte Pipke. Zwar blieb dem "obersten Aktenordnerquäler und Büroklammerzähler", wie Stadtsoldat "Jriffel" alias Hans Peter Lindlar, Klaus Pipke all die Jahre bezeichnete, viel Schmach erspart. Auch wurde er in diesem Jahr nicht verhaftet und mit Fußfesseln dem Volke präsentiert.

Dennoch konnte Lindlar ihm den einen oder anderen Seitenhieb auf die Verwaltung bei all der ausgelassenen und jecken Stimmung nicht ersparen. "Kennst du die gebratenen Hühner, die einem in den Mund fliegen?", fragte Lindlar den Sövener Kinderprinzen Cedric I. (Otto) und gab dann selbst die Antwort. "Die Herren der Verwaltung gähnen so langsam, dass die Hühner immer wieder in die Münder rein und auch wieder rausfliegen können", sagt Lindlar. "Hier im Rathaus gibt es übrigens auch einen Raum, in dem die Zacken in die Briefmarken geschnitten werden.

Und spezielle Telefone, wie das 'Ich bin nicht da-' oder das 'Dafür bin ich nicht zuständig-Telefon' gibt es natürlich auch", spottete Lindlar und hatte mit seiner humorvollen Moderation die Lacher wie immer auf seiner Seite. Als er die Uckerather Kinder-Prinzessin Andrea I. (Hambitzer) interviewte und von ihr erfuhr, dass die Kinderprinzenorden vom Uckerather Tischlermeister und Bestattungsunternehmer Reiner Schmitz stammen, fiel Lindlar sofort wieder eine passende Anekdote ein. "Ich war letzthin bei einer Beerdigung in Oberpleis. Da stand auf dem Wagen des Bestatters doch tatsächlich: Wir erfüllen Träume in Holz."

Auch bei diesem makabren Gag konnte sich die illustre Gesellschaft im historischen Rathaus vor Lachen kaum noch halten. Überhaupt war Lindlar wieder in Höchstform. Vom "Jriffel" bekam an diesem Tag mal wieder jeder sein Fett weg. "Freerk, was ist das denn für ein Name?", wollte der Jriffel vom Uckerather Prinzen wissen. "Haben Deine Eltern die übrig gebliebenen Buchstaben beim Scrabble dafür benutzt?"

Einträchtig wurde schließlich zu Willi-Ostermann-Klassikern und Karnevals-Gassenhauern geschunkelt und gesungen. Die Verwaltung mit den Jecken Arm in Arm. Am Ende gab es schließlich noch einen Höhepunkt, als Stadtsoldaten-Mariechen Klaus-Dieter Scholz alias "Spetzebötzje" und Peter Wroblewski alias "Löffelche" das Stadtsoldatenlied anstimmten und der ganze Saal die Zeilen mitsang:

"Die Kölsche sinn am luure, do kütt en ne Hoofe Buure, so blau-ruude staats jemahte, die Hennefer Stadtsoldate". Zwar hatte der Regen dem eigentlichen Sturm auf das Rathaus den Garaus gemacht. Trotzdem zeigten die Hennefer, wie flexibel sie sind und feierten fröhlich bis in den Nachmittag.