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Remm-Flemm, Haas höpp, Alaaf und Helau

Remm-Flemm, Haas höpp, Alaaf und Helau

Karlheinz Ossendorf schreibt über den Karneval an Rhein und Sieg im Wandel der Zeit - "Es hat lange gedauert, bis ich mich an dieses Thema herangetraut habe" - Stoff für zwei Bände

Rhein-Sieg-Kreis. Das wohl meistgebrauchte Wort im Karneval ist zweifellos "Alaaf". Und natürlich kommt es aus Köln. Über seinen Ursprung und seine Bedeutung gibt es viele Geschichten und Vermutungen. Der närrische Schlachtruf soll einst wirklich ein Schlachtruf gewesen sein.

Das jedenfalls behauptete der Kölner Mundartforscher Wilhelm Koch in einem 1886 erschienen Beitrag. Schon 1267 seien die Bürger der Stadt mit dem Ruf "Kölle Alaaf" - was wohl soviel heißt wie "Köln vor allem anderen" - in die Schlacht gegen ihren eigenen Erzbischof Engelbert gezogen. Beweise dafür gibt es aber nicht.

Tatsache dagegen ist, dass um das Jahr 1550 ein unbekannter Kölner Töpfer die Worte "Alaaf for einen goden Druinck" in seinen Bartmannkrug ritzte. Diese interessanten Einblicke in rheinische Geschichte und Brauchtum gibt Karlheinz Ossendorf in seinem jüngsten Werk "Mit I-aah und dreimal Alaaf", das als achter Band der Schriftenreihe "Gelebtes Brauchtum im Rhein-Sieg-Kreis" erschienen ist.

"Karneval an Rhein und Sieg, das ist lebendiger Brauch, das ist Volkstum in einer sich ständig verändernden Form", sagte Heinz-Jürgen Land, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung für den Rhein-Sieg-Kreis, die die Schriftenreihe herausgibt.

Auf 136 Seiten stellt Ossendorf die Geschichte von Karneval, Fastelovend und Fasteleer - wie der Mummenschanz je nach Ort und Region genannt wird - vor. So unterschiedlich die Bräuche und Sitten zwischen Swistbach und oberer Sieg sind, so unterschiedlich sind auch die Schlachtrufe.

Ossendorf belegt, dass längst nicht überall das aus der Domstadt importierte Alaaf allein gebraucht wurde und wird. So lassen die Altenrather "Sandhasen" ihre Jecken mit einem dreifachen "Haas höpp" durch die Narrenzeit hüpfen.

Tierisch geht es auch in Menden zu. Dort stimmen die "Essele" seit Generationen ihr "Iii-Aah" an. Als lautmalerische Umschreibung menschlichen Luftlassens wird gedeutet, womit Karnevalisten in Uckerath seit 1860, seit der Gründung der dortigen Karnevalsgesellschaft, ihrer Freude Ausdruck verleihen: Dort wird das deftig-derbe "Remm-Flemm" gerufen.

Echte Exoten in den kölnischen Rheinlanden sind die Dünstekovener Karnevalisten, berichtet Ossendorf. Statt des kölschen Alaafs oder einer eigenen Schlacht~ruf-Variante schmettern die Narren aus der Swisttaler Ortschaft ungestraft und ungesühnt das im Kölner Raum verpönte, weil in Düsseldorf gebräuchliche "Helau".

Ausführlich beschäftigt sich Ossendorf in seiner Karnevals-Historie auch damit, welche heidnischen Wurzeln der Karneval hat, warum die Fasteleer ausgerechnet am Elften im Elften beginnt und wie sich aus den Generalversammlungen der frühen Carnevals-Comitées die Sitzungen entwickelten. Er klärt, warum die Jecken ihre eigenen Prinzen, Paare und Dreigestirne erwählen und was es mit "Nubbel", "Ääzebär" und "Fuck" auf sich hat.

Es hat lange gedauert, bis ich mich an dieses Thema herangetraut habe", sagte Ossendorf. Dann aber erwies sich der Stoff als so umfangreich und vielfältig, dass ein Band nicht ausreichte. Heft 9 der Schriftenreihe wird sich erneut dem Fastelovend widmen. Themenschwerpunkte werden laut Ossendorf Weiberfastnacht, Karnevalsorden und -musik sein.

Der Band "Mit I-aah und dreimal Alaaf" ist kostenlos in allen Geschäftsstellen der Kreissparkasse erhältlich.