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Landstrum Rheinbach musste auf seine Sitzungen verzichten

Nach Flut und Pandemie : Rheinbacher Landstürmer verzichten auf alle Sitzungen

Die Landstürmer, die sonst mit ihren ganz eigenen Ansichten und viel Musik das Rheinbacher Leben auf die Karnevalsbühne brachten, mussten zum zweiten Mal auf ihre Sitzungen verzichten. Zu Weihnachten gab es Videos, zu den jecken Tagen ging nicht einmal das.

Dreitägiger Sitzungsmarathon der Rheinbacher Landstürmer, 1500 Zuschauer wieder restlos begeistert, die selbst ernannten „Söhne Rheinbachs“ sprudeln über vor Ideenreichtum und Kreativität: So ist es leider nicht gekommen. Wie schön wäre es heute, nach dem Landsturm-Wochenende das oder ähnliches über drei aufeinanderfolgenden Sitzungsabende in der Rheinbacher Stadthalle schreiben zu können. Aber leider gilt wie schon im Jahr 2021 wieder das Motto „Sad Friday“. So hatten die Landstürmer im vergangenen Jahr ein Foto von der leeren Stadthalle und traurigen Emojis betitelt.

Jetzt also schon wieder ohne. Anders als erhofft hat es damit bereits im zweiten Jahr in Folge keine Sitzungen gegeben. Die Pandemie bremst die Landstürmer, die sonst im Karneval so einiges zu Rheinbacher Leben und Politik zu sagen haben. Auch auf ersehnte Online-Formate mit Video-Clips werden die Fans verzichten müssen. Es zeichne sich keine Lage ab, in der eine Vorbereitung von Sketchen und Liedern mit allen Landstürmern möglich wäre, erklärte Landsturm-Literat Heiko Hecking.

Widrigkeiten über die Pandemie hinaus

Dabei hatten die „Söhne Rheinbachs“ schon seit ihrem letzten öffentlichen Auftritt beim Veilchendienstagszug 2020 über die Corona-Pandemie hinaus mit einer ganzen Reihe von Widrigkeiten zu kämpfen. Den Anfang machte gleich zum Jahresbeginn 2021, mitten im Lockdown, nach 13 Jahren die Kündigung der Probenräume im Keller der Stadthalle aus Brandschutzgründen. Vergeblich blieb der Versuch, eine Ausnahmegenehmigung oder „Duldung“ wenigstens für den Zeitraum zwischen Oktober und der Karnevalswoche zu erreichen oder die notwendigen Umbauten sogar auf eigene Kosten durchzuführen. „Die Möglichkeiten, uns sowohl mit einem kleinen Musikprobenraum und einem Raum für wöchentliche Treffen in großer Runde auf eine Sitzung 2021/2022 vorzubereiten, waren uns damit genommen“, beschreibt Hecking. „Asyl“ erhielten sie im Vereinsdomizil ihres Stammvereins, dem Rheinbacher Stadtsoldatencorps. „Im Wasemer Turm konnten wir wenigstens einmal wöchentlich ungestört zusammenkommen und hatten einen Treffpunkt für den Austausch von Ideen“, blickt Hecking zurück. Im Juli dann die nächsten schlechten Nachrichten: Von der Hochwasserkatastrophe waren fast alle Landstürmer in Rheinbach und Odendorf persönlich betroffen. Und auch der Landsturm als Gruppe blieb nicht verschont. Der in Räumlichkeiten von Ferdi Pfahl in der Polligstraße ausgelagerte Fundus mit Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern aus 52 Jahren Landsturm – allesamt Unikate mit den Werken von Hans Klinz, Janni Feuser und Manfred Dimon – wurden durch die Flut komplett zerstört. „Kostbare Erinnerungsstücke wurden uns genommen“, bedauert Hecking.

Die Weihnachtsgeschichte à la Landsturm

Sie rappelten sich wieder auf und begannen im Oktober mit den ersten Plänen für Sketche, Musik und Requisitenbau für 2022. Da überrollte sie die nächste Corona-Welle, die aus Fürsorgegründen auch für die eigenen Familien weitere Treffen zunächst wieder unmöglich machte. Aber die Landstürmer schafften es zumindest, für die Weihnachtszeit lustige Video-Clips zu produzieren, die immer noch online sind. Es gibt ein Video mit viel Musik zum Mitsingen. Ein anderes zeigt die Weihnachtsgeschichte à la Landsturm, wo die hochschwangere Maria mit Joseph nach der Unterkunftssuche über AirBnB in einem Stall landen, der zwar nur einen Stern bei Booking.com erhält, aber damit als „Stern von Bethlehem“ in die Geschichte einging. Natürlich bringen die drei Könige nicht Weihrauch, Myrrhe  und Gold. In Coronazeiten sind ganz andere Gaben viel wertvoller: Toilettenpapier, Hefe und WLan. Auch sehenswert das Video, in dem Landstürmer einem Nicht-Rheinländer auf „Englisch mit Knubbele“ geduldig „How to celebrate the Elften-Elften“ erklären.

Keine Möglichkeit für Videos zur aktuellen Session

Es war allerdings auch bald für die jetzige Session klar, dass es unter Corona-Bedingungen keine Landsturm-Sitzungen geben konnte. In Absprache mit den Stadtsoldaten war die Absage die Konsequenz. „Landsturm nur mit der Hälfte an Zuschauern oder noch weniger, dabei mit einem notwendigen Hygienesystem plus dazugehöriger Kontrollen, das ist nicht umsetzbar. Alles in allem hätte es neben den ohnehin schon schwierigen Probebedingungen einen zusätzlichen Aufwand bedeutet, den wir nicht hätten stemmen können“, waren sich die Landstürmer einig. Und bedauern zugleich, dass es auch keine Online-Lösungen geben kann, weil sich keine Lage abzeichne, in der eine Vorbereitung von Sketchen und Liedern mit allen Landstürmern möglich wäre. So bleibt für die Fans nur, die vorhandenen Clips anzuschauen. Und das Versprechen: „Die Söhne Rheinbachs sind unverwüstlich und arbeiten mit dem bisher gesammelten Material weiter, um dann in der Session 2023 endlich wieder mit einem Paukenschlag die gewohnten Sitzungen präsentieren zu können. Bis dahin wird man den Landsturm aber gewiss hier und da in der Stadt antreffen.“