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Wutbürger gibt es in Breisig nicht

Wutbürger gibt es in Breisig nicht

Der Schock saß bei vielen noch tief. Aber mit dem Lachen klappte es dennoch wieder ganz gut. "Er hätte es so gewollt", waren sich die Bad Breisiger Karnevalisten einig, als sie am Samstag die erste Sitzung ohne Dirk Schmidt feierten.

Bad Breisig. (sim) Der Schock saß bei vielen noch tief. Aber mit dem Lachen klappte es dennoch wieder ganz gut. "Er hätte es so gewollt", waren sich die Bad Breisiger Karnevalisten einig, als sie am Samstag die erste Sitzung ohne Dirk Schmidt feierten.

Der 43-jährige Sitzungspräsident, Ex-Prinz und Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft (KG), war zum Sessionsauftakt auf der Bühne zusammengebrochen und dann völlig unerwartet in der Klinik an einer Gehirnblutung gestorben.

"Unsere Herzen sind in Trauer, aber wir sind entschlossen zu feiern, auch in der Überzeugung, dass Dirk Schmidt das von uns erwartet hätte", erklärte Schmidts Stellvertreterin, die nun kommissarische KG-Vorsitzende und Sitzungspräsidentin Irmgard Köhler-Regnery:

"Er hätte gewollt, dass wir seinem Freund Markus Feix, dessen Prinzessin und dem Hofstaat eine schöne Zeit bereiten, wie sie es verdient haben." Diesem Wunsch folgten die Bad Breisiger Jecken denn auch getreu dem Namen der KG "Mir lossen ohs net bang maache".

Trotz dem vielleicht ein oder anderen Kloß im Hals standen Prinz Markus und seine Prinzessin Marion (Feix) zu ihrer Proklamation strahlend auf der Bühne und boten im schmucken rot-weißen Ornat in der in Blau und Rot geschmückten und rappelvollen Jahnhalle ein imposantes Bild, umringt von ihrem Gefolge mit den Hofdamen Manuela Gesell und Andrea Kapser, Hofmarschall Alexander Kurp, den Adjutanten Oliver Mattulke und Jens-Uwe Gehrke und den Kleinadjutanten Jan-Niclas Feix und Nikolaus Kapser.

Vor der Proklamation der neuen Tollitäten für zwei Jahre hieß es jedoch für ihre Vorgänger, Prinz Günni und Prinzessin Gisela (Monien), Abschied zu nehmen. Dabei rückte Rainer Maier traditionell den langen Federn an der Prinzenkappe mit der Axt zu Leibe.

Gleichzeitig freute sich der scheidende Prinz über die Verleihung des großen Verdienstordens der KG und legte auch einen gelungenen Auftritt gemeinsam mit Peter Weiß und Klaus Kurp als "Die Profis von der Eierquell" hin, die in Bänkellied-Manier ihre Handwerkergeschichten vortrugen.

Köhler-Regnery glänzte als Sitzungspräsidentin wie in ihrer Paraderolle in der Bütt als "Ähn us Jönneschdorf", die über den heimischen Tellerrand bis zu den Bergarbeitern nach Chile schaute und die Unterschiede zwischen Stuttgart 21 und dem neuen Breisiger Bahnhof herausstellte:

Beide Bahnhofsbauten seien teuer, aber während in Stuttgart die Staatsseele hochgekocht und der Begriff "Wutbürger" entstanden sei, habe es in der Quellenstadt nur einen "Verzällchesabend" gegeben, bedauerte sie.

Nicht wegzudenken aus dem Breisiger Karneval sind zudem Karli und Alexander Kurp: Während der Vater als "Bäuerche vom Breisijer Feld" Lacher sammelte, hatte sein Sohn alias "En närrische Pastur" eine Abordnung seiner Gemeinde aus Horath im Hunsrück mitgebracht, die seine Kommentare über Kirchen-, Bildungs- und Sprachkrisen ebenso bejubelte wie die Breisiger seine spitze Zunge gegenüber Waldorfern oder den Oberliga-Leistungen der heimischen Sportgemeinschaft.

Funken, Kadetten, Dragoner und Majorettes der rund 220 Aktive zählenden KG sowie die "Lollipops"-Frauen gefielen mit Darbietungen von Gardetanz über Samba bis zur Fußballfaneinlage. Peter Neusser und Wolle Jaeckert hatten die Jecken mit umgetexteten Hits in Stimmung gebracht. Motto des Abends: "Venedig feiert Maskenball - Breisig lebt den Karneval".