Staatsanwalt kapituliert

Dem "Hohen Gericht zu Erpel" entkommt keiner

Erpel. (khd) "Du hast dein Haus überhaupt nicht närrisch dekoriert. Deshalb beantrage ich, dass du die Kirchjass bis zum Maat mit rut-wiesse Luftballons schmückst!" Keine Gnade kannte Staatsanwalt Uwe Kochems mit Helga Dressbach im Gerichtssaal "Om Maat".

Als Gemahlin des Ex-Prinzen Fritz II. müsse sie doch eigentlich wissen, was sich an Fastelovend so gehört, warf er ihr vor. Aber es sollte noch schlimmer kommen - war ihr Göttergatte doch nach einem Jahr Abstinenz wieder in die Rolle des rot gewandeten Richters geschlüpft, um die große Glocke zu schwingen.

"Dein Mann wird von dir ganz und gar nicht artgerecht gehalten, wie ich nur zu genau weiß. Zu oft verweigerst du ihm nach dem Essen die nötige Stärkung aus unserer Brennerei", klagte Fritz Dreesbach. Da hatte Verteidiger Herbert Buchmüller keine Chance. Das Urteil war gefällt, der Name "Sandra I. von den Herzdamen" muss in den Basalt der Erpler Ley gemeißelt werden, "mildere Umschläch" gab es nicht.

Seit 1999 steht Dreesbach - mit Ausnahme des Vorjahrs - bereits als Präsident dem "Hohen Gericht zu Erpel" vor, dem Prinzengarde und Stadtsoldaten die "Straftäter" zuführen. Einen davon, Kai Kruse, hatte er als Fritz II. gleich als "Angeklagten" in seinem Gefolge mitgeführt.

Und dass dieser vor den Schranken des Hohen Gerichts vergeblich auf die Schlagfertigkeit von Verteidiger Buchmüller hoffte, verstand sich von selbst. "Außer unserem Klingelpütz, der gerade zu einem besonders schweren Fall in die Rheingasse beordert worden ist, sind noch zwei Kleinbüschen mit der Prinzengarde Richtung Unkel und Linz unterwegs.

Und natürlich sind auch Stadtsoldaten zu Fuß ausgeschwärmt, denn mer kriejen se all, auch die entthronte Orts-Chefin", berichtete in einer Pause Andreas Schwager. Als KG-Vorsitzender hatte er die Schnaps-Orden unter sich, mit denen den Verurteilten der Obolus in die Gerichtskasse versüßt wurde.

Vor keinem machte das Gericht Halt, weder vor Elferratsmitglied Dieter Beschoner, noch vor Gregor Noll, dem neuen Sprecher des Ordenskapitels "Alt Erpilla", geschweige denn vor nichts ahnenden, harmlosen Wanderern, die von Erpel aus den Rheinsteig anstrebten. Ja, sogar Hansi Freund, einer der beiden Busfahrer, musste sich verantworten.

"Du hast deinen Weinbergsbus nicht gesäubert und fährst die Mädchen unserer Prinzengarde in einem dreckigen Gefährt, das auch noch in den Hünnijer Farben geschmückt ist", klagte ihn Kochems an. Außerdem würde er ein Kölschabzeichen tragen, obwohl er gar kein Bier brauen könne.

Einzig denkbare Strafe: "Mit dem Zeug aus deinem Saftladen färbst du den Rhein von Bad Hönningen bis Erpel am Rosenmontag rut un wiess!", verdonnerte Dreesbach den verdutzten Fahrer. Nur bei Inge Hobb versagte Justitia beinahe: "Ich kann doch nicht die Wirtin anklagen, bei der ich meine Thekenerziehung intensiv genossen habe", zeigte sich Kochems wahrlich befangen, so dass Buchmüller schon triumphieren wollte.

Zu früh: Dreesbach zeigte sich auch dieser Situation gewachsen, die "Ikone des Ortes von ihrem Sockel zu stoßen. Du häst dem Pitter die Weetschaff vill ze früh überjeben. Dat kann nit unjesühnt blieve", begründete er sein Urteil, das natürlich auch wieder dank einiger Geldscheinchen umgangen werden konnte.