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Hunde, die bellen, beißen nicht

Hunde, die bellen, beißen nicht

TuS Pützchen sperrt die Damen aus - Stimmung wie im Stadion - Kinderprinzenpaar und Wäscherprinzessin werden in der Oberkasseler Bürgersitzung gefeiert

Pützchen. Wer von einer Herrensitzung der Fußballabteilung TuS Pützchen 05 Gediegenheit und sanfte Töne erwartet, ist selber Schuld. Im Pfarrheim am Adelheidisplatz ließ Man(n) den Saal förmlich explodieren.

Vor drei Jahren als Finanzierungsmodell fürs neue Vereinshaus ins Leben gerufen, wurde die Veranstaltung schnell im karnevalistischen Dorfleben zur Institution und war auch in ihrer vierten Auflage mit rund 260 Gästen bestens besucht.

"Wir wollten eigentlich nur das Haus finanzieren. Es lief aber von Anfang an so gut, dass wir die Herrensitzung nun als festen Termin einplanen", berichtet Michael Schütte, 1. Vorsitzender der Fußballabteilung.

Wäre es nicht so, die Gäste würden es sicher übel nehmen. Noch bevor die Sternschnuppen aus Bockeroth mit ihrem Tanzcorps das Programm eröffnen konnten, schwall der Geräuschpegel des Saals auf ein Niveau an, das sonst nur im RheinEnergieStadion erreicht wird.

Rainer Roos alias "Das lustige Eifelröschen" wurde in seiner Schutzmann-Uniform erst nach einigen Zugaben von der Bühne gelassen, und auch Henning Schmiing, 2004 Sieger der vom WDR veranstalteten Castingshow "Ab in die Bütt", hatte als "Moped Manni" einige Schwierigkeiten, seine Nummer zu beenden.

Kurios übrigens, dass an diesem Nachmittag ein weiterer Gast als Manni auftrat - in diesem Fall mit dem Untertitel "der Rocker".

Manfred Nutsch-Mai ist wie sein Kollege Hansi Krein, alias "Der Rheinische Spaßvogel", eigentlich im Düsseldorfer Karneval zu Hause. Die beiden Nordlichter wussten aber auch die südlicheren Narren zu begeistern.

Doch nichts ist vergleichbar mit der Freude, die dem Eigengewächs "Beichtstuhlmäuse" entgegengebracht wurde.

War die Veranstaltung sonst meist eher deftiger Natur, brachten die Damen mit ihren Federboas ein gepflegt frivoles Flair ins derbe Treiben. "Eigentlich gründeten wir uns nur, um unseren Männern auf der ersten Sitzung etwas Gutes zu tun. Mittlerweile hat sich jedoch so eine Eigendynamik entwickelt, dass wir nun übers gesamte Jahr gebucht werden," schwärmt Claudia Taggesell, Choreografin und Kopf der "Beichtstuhlmäuse".

Über mangelnden Zuspruch kann sie sich wirklich nicht beschweren: "Wir haben mittlerweile drei Shows im Repertoire und stellen sie auch gerne individuell zusammen. Auf einer Goldhochzeit tanzen wir selbstverständlich ein anderes Programm als auf einer Herrensitzung."

Die Suche nach dem Kellner erübrigte sich bei dieser Sitzung dank großer an Holzstielen angebrachter Karten mit der nicht zu übersehenen Aufschrift: "Durst!" Na dann mal Prost.

Oberkassel. Um fünf vor sieben wird es hektisch. "Jetzt aber schnell!", treibt Dietmar Brenner, Präsident der KG Kaasseler Jonge Grün-Weiß, seinen Elferrat zusammen.

Kurz wird noch die Schlachtaufstellung durchgesprochen, geklärt, ob mit einer oder mit beiden Händen gewinkt wird, und dann geht es los.

Einmal quer durch die Jupp-Gassen-Halle, vorbei an dem feiernden Volk, entert der Rat seine neu ausgestattete Bühne und ist sichtlich stolz, direkt zum Anfang das Bad Honnefer Siebengebirgsprinzenpaar Dieter I. und Marion I. (Koch) samt Gefolge begrüßen zu dürfen.

Frisch verheiratet waren die Kochs sichtlich betrübt, dass sie nicht ausreichend Zeit mitbringen konnten. Sie bedankten sich aber für den warmen Empfang, und Dieter I. kündigte sein Jugendtanzcorps an: "Ich spreche nicht eure Schnüss und bleibe so mal einfach im Norddeutschen. Dann versteht ihr mich wenigstens", entschuldigte sich der gebürtige Schleswig-Holsteiner.

Die Ordensverleihung mit dem anschließenden Bützen zwischen Brenner und Prinzessin kommentierte er mit: "Ich bin immer wieder mal froh, wenn ich zu einer Gesellschaft mit Präsidentin komme, dann darf ich mal ran."

Im Grunde blieb auch nur wenig Zeit für die Tollitäten aus dem Süden, Schlag auf Schlag gaben sich die regionalen Karnevalsgrößen wie die Bickendorfer Knallköpp mit ihren deftigen kölschen Witzen, der Belgier Edgar Endres als Ne Bonte Pitter und Stefan van den Eertwegh als Die Erdnuss die Saalklinke in die Hand.

Für den gebührenden musikalischen Pfeffer sorgten De Wolle Söck aus Rauschendorf und die als Eisbrecher eingesetzten heimischen De Bönnsche.

So hießen die Oberkassler auch bestens eingestimmt unter tosendem Beifall ihr just proklamiertes Kinderprinzenpaar ihre Hoheit Julia I. (Dinier) und Prinz Felix I. (Wegen) willkommen.

Traditionell stellte Martin Dinier als Vizepräsident seine eigene Tochter dem verzückten Publikum vor und ließ einiges an Insider-Wissen erkennen: "Ich sah gerade euren Rektor Herrn Heel und hörte, dass ein Fach Fastelovend eingeführt werden soll. Da werdet ihr sicher als Vorbelastete direkt gute Noten bekommen."

Gute Noten als Eingeweihte bekäme sicherlich auch ihre Hoheit Wäscherprinzessin Melanie II., die es sich als Tochter des Vorstandsmitglieds Heinz Groll nicht nehmen ließ, den Verein ihres Vaters mit ihrem Besuch zu beglücken.

Unterstützung fand sie bei dem Tanzcorps der Nixen vom Märchensee, dem sie selbst 17 Jahre lang die Treue hielt.