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Klausuren statt Kamelle

Klausuren statt Kamelle

Die strenge Unterrichtssregelung in Schulen an Weiberfastnacht finden manche Narren gar nicht gut

Bonn. Für Ulrich Stahnke ist die Sache sonnenklar: Schnaps ist Schnaps und Dienst ist Dienst. Mit dieser Haltung hat sich der Leiter der Bertolt-Brecht-Gesamtschule (BBG) jetzt allerdings keine Freunde gemacht.

Ausgerechnet an seiner Schule, die in Tannenbusch und damit mitten in einer der karnevalistischen Hochburgen Bonns liegt, geht es an Weiberfastnacht tierisch ernst zu. Jedenfalls am Vormittag und für die Schüler ab Klasse 10.

Denn während die Mitschüler bis Klasse 9 auf der Weiberfastnachtssitzung mit Deutschlehrer und BBG-Sitzungspräsident Sascha Clemeur in der Aula kräftig auf die Pauke hauen dürfen, stehen für die Großen Klausuren statt Kamelle auf dem Programm.

"Ein Skandal", schimpfen die Jecken unter den Eltern, die sich in ihrer Not an den Bonner CDU-Bundestagsabgeordneten Stephan Eisel gewandt haben. Der gilt zwar nicht als ausgewiesener Gesamtschulfreund, hat aber als Ehrenmajor der Stadtsoldaten durchaus Sinn für Karneval und damit auch Verständnis für diese Beschwerde.

Denn von den Klausuren betroffen seien einige Kadetten der Stadtsoldaten, und die sind doch gerade an Weiberfastnacht aus dem närrischen Straßenbild nicht wegzudenken.

Doch dem CDU-Politiker sind die Hände gebunden, immerhin hat sein Parteifreund und Kölner Regierungspräsident (RP) Hans-Peter Lindlar persönlich die Spaßbremse gezogen und an Weiberfastnacht per Rundverfügung bis 12.30 Uhr Schule angeordnet.

Aus guten Gründen, wie eine Mitarbeiterin von Lindlars Pressestelle dem General-Anzeiger auf Nachfrage erklärte: Damit solle dem doch oftmals übermäßigen Alkoholkonsum von Jugendlichen an Weiberfastnacht zumindest am Vormittag Einhalt geboten werden.

Und Stahnke kennt als erfahrener Schulleiter und gestandener Vater und Großvater seine Pappenheimer: Mit einer Schulsitzung wie für die Jüngeren lockt er von den Großen keinen frühmorgens ins Klassenzimmer.

Da zieht eine Klassenarbeit schon eher, schmunzelt er und verspricht zumindest für die Deutschklausur ein humorvolles Thema. Wer dann feiern will, der habe ja noch den ganzen Tag vor sich, meint der Direktor.

Dann sei er aus dem Schneider und die Eltern in der (Aufsichts)-Pflicht. Zudem gilt: Wer im Karnevalsverein absolut unabkömmlich ist, kriegt selbstverständlich frei und darf die Klausur nachschreiben, verspricht Stahnke und beweist damit, dass auch in seiner Brust ein närrisches Herz schlägt.

Noch keine Beschwerde liegt dem General-Anzeiger übrigens aus der Elternschaft des Collegiums Josephinum vor: Dort müssen Donnerstagvormittag die Eltern die Schulbank drücken, weil die Lehrer zu einem Elternsprechtag eingeladen haben.

Eine entsprechende Verfügung dafür gebe es aber vom Regierungspräsidenten nicht, versicherte die Dame von der Pressestelle des RP.