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Weiblich, jung und jeck

Weiblich, jung und jeck

Michaela Wild ist mit 34 Jahren die jüngste Präsidentin einer Bonner Karnevalsgesellschaft

Dransdorf. Prinzenproklamationen, Prunksitzungen, Empfänge, Karnevalsumzüge und dazu noch närrische Frühschoppen - vor allem während der Karnevalstage wird ihr Hobby fast zum Fulltime-Job.

Trotzdem kann sich Michaela Wild ein Leben ohne den Bönnschen Karneval, genauer gesagt Dransdorfer Karneval, kaum vorstellen. Die 34-Jährige ist seit dem vergangenen Frühjahr Präsidentin der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft (GDKG), und steht damit der größten Bonner Karnevalsgesellschaft mit knapp 700 Mitgliedern vor.

Diesem ersten Jahr als Präsidentin gingen natürlich bereits viele schöne Sessionen in der GDKG voraus, wie sie erzählt. Vor 16 Jahren unterschrieb sie ihren Antrag auf die Mitgliedschaft.

Die Leidenschaft für die fünfte Jahreszeit liegt der gelernten Bürokauffrau, die auch in "ihrem" Dransdorf aufgewachsen ist, sozusagen im Blut: "Bei uns Zuhause hat Karneval immer eine große Rolle gespielt", erinnert sie sich.

Ihre Eltern traten beide als Tollitäten im Bönnschen Karneval in Aktion. Für sie selbst kamen bislang allerdings nur Aufgaben in der zweiten Reihe in Frage: Seit 2003 ist sie Mitglied im Damenkomitee "Laachduwe" der GDKG .

Mit der Arbeit im Vorstand begann sie 2005, zunächst als Schriftführerin, danach als Vizepräsidentin. "Als Präsidentin geht es darum, den Verein nach innen und außen zu repräsentieren", erklärt sie.

Man muss Veranstaltungen planen und moderieren, befreundete Vereine besuchen. "Das sind ein ganzer Haufen Termine in einer Session", fasst sie zusammen. Undenkbar ohne einen kulanten Arbeitgeber: "Für die heiße Phase werde ich mir wirklich ein paar Tage frei nehmen müssen", so Wild.

Auch wenn jecke, junge Damen in den Bonner Karnevalsvereinen eigentlich keine Seltenheit sind - eine so junge Präsidentin wie bei der GDKG sucht man sonst vergebens. "Das ist aber gar kein Problem", winkt Michaela Wild lässig ab, mit ihren männlichen Kollegen von den anderen Vereinen verstehe sie sich prächtig.

"Wir kommen alle gut miteinander aus." Wer soviel Zeit und Energie in ein Hobby investiert, dass für andere Freizeitaktivitäten kaum Zeit bleibt, muss auch gute Gründe dafür haben: "Der Bonner Karneval gefällt mir so gut, weil man viele lebenslustige Menschen kennen lernt, und immer wieder trifft."

Und von all den vielen Karnevalsgesellschaften ist ihr - wie könnte es anders sein - die GDKG die liebste. "Hier bei uns läuft alles wunderbar familiär ab, alle sind in einem Boot." Mit dem bisherigen Verlauf der Session ist sie mehr als zufrieden. "Es ist ein wirklich tolles Jahr für die GDKG", schwärmt sie.

Erstmals gibt es ein Kinderdreigestirn in Dransdorf. Das neue Vereinszentrum am "jecken Kreisel" ist bereits im vorigen August fertig geworden. Die närrischen Frühschoppen, in dieser Session wieder im Festzelt auf dem Kettelerplatz, waren auch ein voller Erfolg.

"Besser könnte meine erste Session als Präsidentin also wirklich nicht laufen", so Wild.

Was sie nach Aschermittwoch als erstes tun wird, weiß sie noch nicht genau. "Ich denke, ich werde erst einmal den Karneval in den Schrank hängen und langsam wieder in den Alltag einsteigen", sagt sie und lacht.

Immerhin steht im September ihre Prüfung zur Immobilienkauffrau an. Vielleicht findet sie auch ein bisschen Zeit um zu verreisen. Doch ganz loslassen vom Karneval kann sie wohl nicht: Denn nach der Session ist schließlich vor der Session, auch in Dransdorf.