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So lief der Rathaussturm in Bonn ab

Rathaussturm in Bonn : Karnevalisten legen OB Dörner mit Luftschlangen lahm

Mit Blaulicht und Martinshorn haben die Jecken die Verteidiger des Bonner Rathauses erfolgreich abgelenkt. Oberbürgermeisterin Katja Dörner verliert damit bereits das dritte Rathaus. Nach Aschermittwoch wollen die Karnevalisten über eine Veränderung der Veranstaltung beraten.

Mit List und Tücke sowie einem verwegenen Ablenkungsmanöver ist es dem Bonner Prinzenpaar am Sonntagnachmittag gelungen, Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Macht im Rathaus abzuluchsen. Mithilfe der Bonner Berufsfeuerwehr und deren Karnevalsverein „Funkentöter“ haben die Stadtsoldaten Prinz Cornelius I. (Diehl) und Bonna Carina I. (Dederichs) sicher ins Alte Rathaus manövriert. Die Tollitäten schwebten im Korb der Drehleiter auf den Rathausbalkon. Moderator und Ex-Prinz Thomas Zimmermann sagte zur OB: „Das erinnert mich an Pützchens Markt. Die Bonna ist die ‚Wilde Maus’.“

Um 15.01 Uhr wehte die Prinzenfahne auf dem Dach. Zeitgleich reckten die Tollitäten den Rathausschlüssel in den Himmel. „Wir sind an der Narrenmacht“, schrie der Prinz dem Narrenvolk zu.

Stadtsoldatenkommandant Wolfgang Orth freute sich diebisch, dass sein Plan aufgegangen war. Ein 50-Liter-Fass Kölsch hatte der Corpsführer als Belohnung dafür ausgelobt, dass die Feuerwehr mit zwei Wagen mit Martinshorn und Blaulicht die Sternstraße bis zum Marktplatz fährt und damit für ordentliche Verwirrung in den Verteidigungslinien der OB sorgt. Die Fidelen Walzbröde in der Kolpingsfamilie Bonn-Zentral irrten orientierungslos umher, zogen sich ins sichere Rathaus zurück und gaben den Amtssitz der OB ohne große Gegenwehr preis.

Prinzen-Parade: Bonna Carina I. und Prinz Cornelius I. schreiten durch die Reihen der Bonner Stadtsoldaten.
Prinzen-Parade: Bonna Carina I. und Prinz Cornelius I. schreiten durch die Reihen der Bonner Stadtsoldaten. Foto: Stefan János Wagner

Diese Showeffekte kamen beim Publikum gut an. Wiewohl sich der eine oder andere Beobachter kurzzeitig fragte, ob der Feuerwehreinsatz nicht vielleicht doch echt sei. Spätestens als Funkentöter-Chef Frank Hofmann aus dem großen Leiterwagen mit Karnevalsmütze statt Einsatzhelm ausstieg, war klar, dass der Einsatz nur einen jecken Hintergrund haben konnte.

Geringes Interesse an Veranstaltung bei den Bonnern

Apropos Publikum: Der Rathaussturm kränkelt leider immer noch an mangelndem Interesse in der Bonner Bevölkerung. Wohlwollend geschätzt standen maximal 1000 Gäste hinter den Absperrungen. Die Karnevalszüge in Liküra und Bad Godesberg, in Poppelsdorf und Endenich sind einfach eine zu große Konkurrenz für die Innenstadt. „Veedelszöch om Dörp“ sind halt familiärer.

Und weil das Besucherinteresse so gering ist, hatte sich die Ehrengarde bereits vor Monaten entschieden, am Karnevalssonntag ihr Großes Biwak nicht mehr auf dem Marktplatz aufzubauen. „Einfach zu teuer. So viele Würstchen und Getränke können wir gar nicht verkaufen, um die Kosten zu decken“, sagt Ehrengarde-Kommandant Thomas Janicke. Die Ehrengarde war deshalb nur mit Grill, Ordensstand und Getränkebude vertreten.

Wolfgang Orth wollte das Interesse am Rathaussturm steigern und verpflichtete die Band „Sibbeschuss“. Aber ohne Bühne auf dem Marktplatz und Zuhörer, die rund 100 Meter entfernt hinter der Absperrung standen, kam sich die Band um Frontmann Sascha Hardt ein wenig verloren vor.

 Federfuchser gegen Feuerwehr: Mit dem Leiterwagen können die Angreifer letztlich die Rathausverteidiger auf dem Marktplatz überwinden.
Federfuchser gegen Feuerwehr: Mit dem Leiterwagen können die Angreifer letztlich die Rathausverteidiger auf dem Marktplatz überwinden. Foto: Stefan János Wágner

Nach Aschermittwoch soll auf Vorstandsebene ein Gespräch zwischen Stadtsoldaten und Ehrengarde stattfinden, bei dem ergebnisoffen über eine Frischzellenkur für Biwak und Rathaussturm gesprochen wird. „Wir müssen grundlegend etwas ändern, sonst können wir die Bonner von diesem Termin nicht überzeugen“, sagt Janicke.

Und was sonst noch am Karnevalssonntag auffiel: Unterstützung bekamen die Stadtsoldaten beim Rathaussturm von einer 30-köpfigen Abordnung der KG Altstädter aus Köln und vom Kinderchor „Bönnsche Pänz“ unter Leitung von Joe Tillmann. Die Kinder waren bei der ersten Angriffswelle aufs Alte Rathaus vertreten und lenkten die Verteidigerriege mit ihrem Lied „Ich bin ne Bönnsche Jung“ ab.