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Vier Jahreszeiten und ein Rosenmontagszug

Vier Jahreszeiten und ein Rosenmontagszug

Etwa 250 000 Menschen haben ihren Spaß am 3,8 Kilometer langen närrischen Lindwurm in Bonn - Neuer Zugleiter Axel Wolf ist mit seiner Premiere sehr zufrieden - Müll, Glasbruch und eine kleine Schlägerei - Sonst keine besonderen Vorkommnisse

Bonn. Vier Jahreszeiten an einem Tag? Das geht nicht nur auf einer Pizza. Vielmehr ist das ein Allgemeinplatz, den die Einwohner von Melbourne, einer der Metropolen down under für sich reklamieren.

Was passiert, wenn ein Australier aus dieser schönen Stadt den Rosenmontag ausnahmsweise in Bonn erlebt? Er bringt das unberechenbare Wetter aus seiner Heimat mit. Andrew Ryan, dienstlicher Gast bei der in Friesdorf ansässigen Firma ZF Boge Elastmetall, kennt das, was uns beim Rosenmontagszug in Bonn eher kalt überraschte: Sonne und Schnee in regem Wechsel. Und wenn es dazwischen noch mal herbstlich grau oder frühlingshaft warm wird, dann ist es eben wie down under, oder?

Die Sonne lässt sich am Montag gegen 12.30 Uhr nur für kurze Zeit von einem Schneeschauer vertreiben. Die meisten Jecken haben sich sowieso dick eingepackt und trotzen singend dem weißen Regen-Konfetti, den Petrus vom Himmel schickt.

Doch schon vor 14 Uhr lacht den Narren wieder die Sonne. Die besten Plätze auf dem gefüllten Marktplatz genießen die Jecken auf der Tribüne vor dem Alten Rathaus sowie auf den Balkonen von Café Metropol und Stern-Hotel.

In der Altstadt herrscht ebenfalls viel Betrieb. Dort halten sich vorwiegend junge Erwachsene über 20 Jahre auf. Am städtischen Parkhaus ist ein Streugutbehälter umgefallen, Flaschen und zerbrochenes Glas liegen in den Grünanlagen, die Händler und Gastronomen verkaufen Fassbier an der Straße, Wildpinkler schlagen sich in Büsche. Ein Polizist an der Ecke Maxstraße/Heerstraße weiß nichts von besonderen Vorkommnissen zu berichten.

An der Vorgebirgsstraße fährt der Wagen von Zugleiter Axel Wolf links heran. Der Chef will den Zug passieren lassen, um sich die mehr als 3 200 Teilnehmer persönlich anzusehen.

Nachher berichtet er, dass ein Pferdegespann des Stadtsoldaten-Corps aus dem Zug genommen worden sei. Und ein Pferd der Ehrengarde habe sich an einer Glasscheibe verletzt. Im Bereich der Heerstraße habe es eine kleine Schlägerei gegeben.

Davon abgesehen ist Wolf hochzufrieden mit seiner Premiere als Zugleiter. "Ein super Zug! Wir sind super-klasse durchgekommen, ohne größere Löcher." Wolf schätzt, dass 250 000 Besucher den etwa 3,8 Kilometer langen Zug betrachteten. Die beteiligten Gruppen seien "ganz toll" kostümiert - und optimal zusammengestellt.

Kurz nach 15 Uhr passiert der letzte Wagen mit Prinz Klaus III. und Bonna Judith I. die Bühne vor der Sparkasse am Friedensplatz. Orange Fahrzeuge des Amtes für Stadtreinigung schließen sich unmittelbar an, um die Spuren des Zuges zu beseitigen.

Auf dem Markt ist mittlerweile gut zu sehen, wo die Gruppen entlang gezogen sind. Dort herrscht jedoch nicht mehr viel Betrieb. Die Band "Met Hätz und Siel" spielt nur noch für ein kleines Häuflein wacker schunkelnder Jecken. Die meisten Menschen verlassen die großen Plätze nach dem Zug, begeben sich teilweise in die Kneipen oder etwa zur "After-Zoch-Party", die um 16 Uhr im "Gangolf.com" beginnen soll.

Schade: Obwohl vermehrt auf die Jugendschutzbestimmungen hingewiesen wurde, gibt es nach GA-Informationen offenbar immer noch den einen oder anderen Kioskbetreiber, der - für einen schnellen Euro - Alkohol an Minderjährige verkauft hat.