Raderdoll in Dollendorf

Am 6. Mai 1950 hatten Karl Schmitz und der unvergessene Heimatdichter Jean Assenmacher zur Gründung der Oberdollendorfer Karnevalsgesellschaft in die Gastwirtschaft der Geschwister Weber eingeladen.

Dollendorf. Am 6. Mai 1950 hatten Karl Schmitz und der unvergessene Heimatdichter Jean Assenmacher zur Gründung der Oberdollendorfer Karnevalsgesellschaft in die Gastwirtschaft der Geschwister Weber eingeladen.

Entsprechend konnte die Geburtstags-KG jetzt bereits zur 60. Sitzung der "Küzengarde" in die Niederdollendorfer Schulturnhalle eingeladen. Und dieser Einladung waren neben der Niederdollendorfer Tollität Helga I. Wikinger und Chinesen, Haremsdamen und Hexen sowie jede Menge Clowns gefolgt. Selbst "Prinz Poldi" konnte man in der Narrenschar ausmachen. Die begrüßte - gemeinsam mit Präsident Fritz Wenzel - gleich zu Beginn frenetisch die Regenten des Siebengebirges:

Prinz Dirk I., Jungfrau Johanna, und Seine Deftigkeit Bauer Ralph. Der musste sich rückwärts gebückt in die Turnhalle winden, um die mächtigen Pfauenfedern an seinem Hut nicht in Gefahr zu bringen. "Bei Euch hier auf der Bühne zu stehen, ist ein Traum", schwärmte der Prinz, und das nicht nur, weil die Jungfrau unter den Narren ihren Selefer Gartennachbarn und einige andere Honnefer entdeckt hatte. Im Gepäck hatte das Dreigestirn natürlich auch den Spielmannszug des TV Eiche und die Stadtsoldaten sowie die "American Dreamboys vom Rhing".

Begrüßen konnte Wenzel auch die Stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Mazur-Flöer, die zum ersten Mal von Thomasberg zur Küzengarde gekommen war. Und prompt outete sie sich auch noch als "ächt Määnzer Mädchen". Rehabilitieren konnte sie sich da nur mit Hilfe der Dollendorfer Abstammung ihres Mannes und dem Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Aus Köln hatte Literat Bernd Wenzel Taxifahrer Tino Selbach herbeizitiert, der das langsame Fortkommen in der Stau-Domstadt so beschrieb: "Vom Kennenlernen im Wagen bis zur ersten Beziehungskrise dauert es nur einen Kilometer!" Ansonsten kutschiert Tino meist Gesangsstars in seinem Taxi wie Paul Potts, dessen "Nessun dorma" er den Jecken ebenso vortrug wie alte Fastelovendlieder, bei denen sich die Dollendorfer als textsicher erwiesen.

"Heute haben wir keine eigenen Kräfte im Programm", berichtete der Vorsitzende Theo-Werner Honnef, während gerade die Hesprotter "Sweet Kisses" auf der Bühne für Furore sorgten und sich als New Yorker Cops wie als "Pokerfaces" die erste Rakete des Abends verdienten. In die Pause entlassen wurden die Jecken von Bauchredner Jörg Jara, der nicht nur den schrulligen Erwin Jensen, einen Verwandten der älteren Herren aus der Muppet-Show, aus der Kiste zauberte, sondern auch den heißblütigen Vogel Karlchen. Und sie provozierten jede Menge Lachsalven. khd

Niederdollendorf. Doch damit war für die Küzengarde das närrische Wochenende noch längst nicht vorbei. Denn die Dollendorfer Vereine haben nur ein paar Tage Zeit, um die Turnhalle der Niederdollendorfer Grundschule für den Karneval zu nutzen. Die Küzengarde hatte sich daher gleich zwei aufeinanderfolgende Termine gesichert, auch wenn das für die Mitglieder viel Arbeit bedeutete.

"Eine Sitzung bis in die Nacht hinein zu feiern und gleich am nächsten Morgen wieder aufstehen und aufräumen, das ist schon anstrengend", sagte Horst Lorenz vom Vereinsvorstand. Spaß hatte die Küzengarde jedoch auch am Tag nach der Sitzung, als sie die Turnhalle erneut für die Seniorensitzung öffnete.

Bei freiem Eintritt bekamen die Senioren und alle, die gerne mitfeiern wollten, ein buntes Programm zu sehen. Mit dabei waren etwa die Tollitäten aus Vinxel, das Siebengebirgs-Dreigestirn und natürlich Prinzessin Helga vom Niederdollendorfer Straßenkarneval. Doch damit nicht genug auf der Bühne: Die Damen der katholischen Frauengemeinschaft Sankt Laurentius präsentierten sich hier als Orgelpfeifen, die ordentlich gepflegt werden wollten.

Senatspräsident Klaus Weber bewies als "Schlappschnüss" sein Talent als Büttenredner und machte damit dem später folgenden Profi-Redner Willi Armbröster ordentlich Konkurrenz. Mit der Rede von Christa Sülzen aus Oberdollendorf und dem Auftritt von "Ostermanns Pänz" aus Niederdollendorf mangelte es nicht an Lokalmatadoren auf der Bühne, die auch von den "Wenter Flöhen" und dem Gesangsduo "Labbes on Drickes" genutzt wurde.

Am Samstag, 5. März, feiert die Küzengarde noch die "Verhaftung" karnevalsabtrünniger Oberdollendorfer, dann werden es sich einige Mitglieder des Vereinsvorstands bequem machen: Bei der nächsten Mitgliederversammlung Anfang April wollen Vorsitzender Theo-Werner Honnef und seine Vorstandskollegen Fritz Wenzel und Horst Lorenz zurücktreten. "Ich habe das jetzt 20 Jahre lang gemacht, jetzt sollten auch mal andere übernehmen dürfen", sagt Lorenz zu dem nahenden Abschied vom Vorstand. bb