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Siebengebirgstollitäten setzen auf perfektes Styling

Siebengebirgstollitäten setzen auf perfektes Styling

"Ab Aschermittwoch wird mir was fehlen." Vorsichtig steckt Siebengebirgsprinz Stefan I. ein Bein nach dem anderen in die feine Seidenstrumpfhose. Er erinnert sich genau an den Tag, an dem er erstmals die zarten Nylons anzog.

Siebengebirge. "Das war schon ein wenig komisch." Immerhin gibt es eigens für Prinzen ein Männermodell in Spezialausführung - mit Reißverschluss an der "richtigen" Stelle. Nach 64 Auftritten, die das Prinzenpaar bislang im Jubiläumsjahr des Tambourcorps TV Eiche absolviert hat, ist aber auch das Anziehen der engen Beinkleider für Stefan Jungheim ein Kinderspiel.

Während der Prinz im heimischen Ankleidezimmer in sein Ornat schlüpft, rauscht nebenan der Föhn. Im Bad legt Hoffriseurin Alexandra Rötzel letzte Hand an die Haarpracht von Prinzessin Andrea I.. Damit das Krönchen "wie festgetackert" sitzt, hat die Stylistin winzige Kämmchen an den Enden des Diadems befestigt. "Die benötigt man eigentlich für Toupets."

Währenddessen klagt Andrea Jungheim über die Nachteile des ständigen Herausputzens: "Durch das viele Haarspray und das tägliche Waschen werden die Haare ganz weich." Ein Problem, das Friseurin Alex "im Griff hat". Stehen besonders viele Auftritte an einem Tag an, reist sie sicherheitshalber mit.

Nach exakt 30 Minuten sind die Tollitäten fertig und warten auf ihren Chauffeur. Um den Hals hängt der funkelnde Prinzenorden. Das andere Edelmetall, das den beiden bei zahlreichen Veranstaltungen verlieren wurde, bleibt zu Hause: Die Orden werden mit der Zeit zur Last am Hals. Ebenfalls abholbereit: die Körbe mit dem Wurfmaterial und Kartons mit Nachschub.

Nicht fehlen darf die Notfallkiste: Ersatzstrumpfhosen, Handschuhe, Schuhputzzeug, Notapotheke. "Palim, Palim", draußen klingeln Glöckchen. "Aha, der Till kommt." Es ist aber gar nicht Till Eulenspiegel aus dem Gefolge, sondern eine Lieferung Wurfmaterial für den Zug - kleine Plastikbälle mit Glöckchen drin. "Till" Tina Louis steigt erst unterwegs zu.

Mit dem Minibus geht's zum Bistro XXL, wo sich die Mannschaft trifft. "Darauf freuen wir uns immer besonders. Es ist toll, so einen Verein im Rücken zu haben", schwärmt Prinz Stefan. Zur Einstimmung wird das Prinzenlied "Supergeiles Jahr" gesungen: die Betriebstemperatur steigt, die Stimmung auch. Die Stadtsoldaten prosten sich zu. Es kann losgehen.

Stefan und Andrea freuen sich: "Das Prinzendasein ist noch schöner als wir es uns erträumt haben." Bislang sei alles super gelaufen. Am wichtigsten ist beiden, "Frohsinn rüberzubringen". Es sei ein tolles Gefühl zu erleben, wie der Funke überspringt. Zweieinhalb Jahre hat die Vorbereitung gedauert. 20 Mal wird das Prinzenpaar allein an Weiberfastnacht auf der Bühne stehen.

"Da muss man schon ein bisschen verrückt sein." Im positivsten Sinne. Mittlerweile ist aber auch viel Routine im Spiel. Jeder im neunköpfigen Gefolge hat seine feste Aufgabe und kann sich hundertprozentig auf die anderen verlassen.

In Niederdollendorf fiebern die Jecken derweil dem Sitzungsbeginn entgegen. Das Prinzenpaar ist als erstes dran. Wie üblich haben die Tollitäten keine vorgefertigte Rede im Kopf, lassen alles auf sich zukommen. Und es läuft wie geschmiert.

Die Tollitäten sind zufrieden: "Es ist nicht leicht als Eisbrecher am Anfang." Umso schöner, wenn das Eis dann nur so dahin schmilzt. Prinzenführer Carsten Müller gibt noch grünes Licht für ein "schnelles Bier" bevor es weitergeht zum nächsten Auftritt in Ittenbach - dem 66. von insgesamt 150 in der Session.

Salbeibonbons und Stimm-ÖlHatschi - ausgerechnet kurz vor dem Höhepunkt der tollen Tage hat die Erkältung viele Jecken eiskalt erwischt. Tatsächlich blieb auch der närrische TV Eiche-Tross von der Erkältungswelle nicht verschont. Die Jecken lassen sich ihre Stimmung aber nicht vermiesen.

Und für den Fall der Fälle gibt es an Bord des Prinzenshuttles einen Notfallkoffer: vom Pflaster bis zur Kopfschmerztablette ist hier alles drin. Selbst vor dem Prinzenpaar haben die heimtückischen Erreger nicht halt gemacht: Nasenspray und Salbeibonbons gehören bei Prinzessin Andrea genauso ins Handtäschchen wie Lippenstift und Haarspray.

Außerdem wird regelmäßig mit Salzwasser gegurgelt. Nicht zu vergessen: das Stimm-Öl aus der Apotheke. "Man glaubt ja gar nicht wie trocken einem der Hals auf der Bühne werden kann", so Andrea I.. In den Körben mit dem Wurfmaterial ist daher immer auch ein Fläschchen Wasser versteckt.