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Jecke erobern die Trutzburg im Handstreich

Jecke erobern die Trutzburg im Handstreich

Die Hennefer Stadtsoldaten reißen sich das Rathaus unter den Nagel - Junge Tänzerinnen helfen ihnen dabei

Hennef. Netter Versuch, aber es half alles nichts. Bürgermeister Klaus Pipke hatte sich gut für den Rathaussturm gewappnet und bildete mit seinen treuen Vizes eine geschlossene Verteidigungslinie auf dem Balkon des historischen Gebäudes.

Dennoch mussten sich der Hennefer Verwaltungschef und seine Entourage am Sonntagmittag der närrischen Übermacht geschlagen geben. Eine Galgenfrist lang ließ Ober-Stadtsoldat und Regierungspräsident Hans Peter Lindlar, genannt "Jriffel", den mit lauter Orden dekorierten Bürgermeister noch auf dem Balkon ausharren.

Bilddoku Bilder vom Rathaussturm in HennefSchließlich hatte der redegewandte Jeck in gewohnt humoriger Weise noch einiges an Programm zu präsentieren. Dazu zählte auch zum Warmmachen das Hofhalten bei den großen und kleinen Prinzenpaaren, die auf der Bühne für majestätischen Glanz sorgten.

Exakt um 11.20 Uhr verging Pipke und Co. auf ihrer für uneinnehmbar gehaltenen Festung das Lachen, und zwar schlagartig. Der Blick nach links die Frankfurter Straße hinauf ließ die als "Langsahm-Gähner" und "Gleitzeit-Trickser" verunglimpften Rathausleute erzittern. Denn das, was da auf die "Büroklammerbieger" zumarschiert kam, war die geballte Narren-Power aus Hennef.

Sämtliche Karnevalsgesellschaften hatten ihre jecken Streitkräfte geschickt, um die Wände der Stadtverwaltung wackeln zu lassen. Die Attacke auf die "Aktenverhunzer" eröffnete die Showtanzgruppe der KG Rot-Weiß Bröl. In Piraten-Kluft und zu guter Musik machten sich die Mädels daran, die Verteidiger auf dem Rathausbalkon schwindelig zu tanzen.

Mit Erfolg: "Ich mein', die dürften hochkommen", sagte nach dem Auftritt ein überzeugter Klaus Pipke. Aber weil Jriffel auf ordentliche Demokratie setzt, fragt er bei der Vize-Bürgermeisterin Michaela Balansky nach: "Was meinst Du als Frauenbeauftragte, geht das in Ordnung?". Da musste die Politikerin hoch oben auf dem Balkon nicht lange drüber nachdenken.

"Na klar, alle Mädels können heraufkommen", meint die Ratsfrau. Doch auf den Vorschlag der unten wetternden Stadtsoldaten, dafür die Männer über die Brüstung zu schubsen, ging sie sicherheitshalber nicht ein. Nicht nur in Bröl, auch in Happerschoß können die Mariechen über die Bühne wirbeln. Das bewiesen die "Tanzflöhe" mit ihrem Auftritt und schlugen beschwingt eine weitere Bresche in die Stellung der "Sesselhocker".

Nachdem die städtische Zwingburg schon so in ihren Grundfesten erschüttert war, hatten auch die Verteidiger nicht mehr allzu viel entgegen zu setzen. Zwar parierte Bürgermeister Klaus Pipke noch die eine oder andere Verbal-Attacke der Stadtsoldaten. Aber lange ging das nicht mehr gut.

Weil sie wohl vorher wusste, wie die Schlacht ausgehen würde, hatte die rot-blaue Truppe schon vorsorglich ihre Fahnen am Rathaus gehisst. Den glücklosen Verteidigern blieben nur zwei Dinge: kapitulieren und den Gegnern gratulieren. Denn jetzt regieren in Hennef die Narren. Bis Aschermittwoch, dann ist bekanntlich alles vorbei.