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Von Termin zu Termin mit dem Rheinbacher Dreigestirn

Von Termin zu Termin mit dem Rheinbacher Dreigestirn

Der GA begleitet die Tollitäten einen Vormittag lang durch die Säle

Rheinbach. 6.20 Uhr. Der Wecker klingelt, Jungfrau Wolly I. ist wach. Heute ist ihr großer Tag. Weiberfastnacht. Und das stramme Programm ist so ganz nach dem Geschmack des ersten Rheinbacher Dreigestirns.

Der Vormittag steht im Zeichen der Schulen und Kindergärten. Die gehen immer besonders mit. Wolly freut sich. Und weil die Jungfrau die Reihenfolge - erst wachwerden, dann aufstehen und danach schminken - kennt, hält sie sich auch heute dran. Für die Feinheiten hält sich die persönlichen Trainerin, Adjutantin und Ehefrau - Michaela Wagner - bereit. Sie zieht ihrer Lieblichkeit den Kajal und rötet die Lippen.

7.30 Uhr. Treffen mit dem Tollitätentross in der Haus- und Hofbäckerei an der Hauptstraße. Ein schneller Kaffee und ein belegtes Brötchen müssen reichen. Fahrer Jürgen Bauer bittet: "Los". Es fängt an zu schneien. "Vorsicht der Bauer steigt ein!", ruft Walter I. Und auf geht's.

8.30 Uhr. Stadthalle. Die 600 Tomburg-Realschüler bereiten ihrem Dreigestirn einen tosenden Empfang. Vorweg die Tänzerinnen der Prinzengarde in Traditionsfellhosen Rot-Weiß und das Kinderdreigestirn. Auf der Bühne hat heute Jungfrau Wolly das Wort - Weiberfastnacht eben. "Es ist toll, wie ihr hier die Bude voll bekommen habt. Lasst uns alle zusammen feiern" - Jubel. Und Abgang. Nächster Termin. Fahrer Jürgen muss kratzen, der Neuschnee ist festgefroren. Ab jetzt bleibt er im Auto sitzen.

9 Uhr. Hauptschule Dederichsgraben. Vor dem Einmarsch ein bisschen die Beine vertreten. Die Adjutantinnen Irina Weber, Michaela Wagner und Maria Bauerfeind füllen die Kamellekörbe. Bei den weiterführenden Schulen werden weiche Gummibärchen geworfen, falls jemand auf die Idee kommt, das Wurfmaterial wieder zurück zu werfen. Die Schulband bringt die 350 Schüler schon auf Wohlfühltemperatur.

Am Eingang treffen die Tollitäten einen alten Bekannten. Pejo Münz rät: "Die Jungfrau immer schön massieren". Und rein geht's zum Schunkeln. Die Schüler sind aus dem Häuschen und zünden mit Moderator Josef Pick und Schulleiter Adolf Füllenbach die erste Rakete des Tages. Und die Karawane zieht weiter. Das treibt den Schweiß, drinnen heiß, draußen eiskalt, rein ins Auto, raus aus dem Auto, das ist nicht gesundheitsförderlich. Viren lauern in jedem Bützje. Trotzdem macht's Spaß.

9.30 Uhr. Grundschule Bachstraße. Turnhalle. Die Prinzengarde ist schon da, aber die Grundschulkinder fehlen. Warten im Auto. Zeit zum Nachdenken: "Ich bin froh, dass wir das gemacht haben, als Dreigestirn anzutreten, und die schönsten Tage kommen noch", sagt die Jungfrau. Nervös vor den Auftritten? "Nicht mehr, höchstens morgens beim ersten."

Heute werden es 14 sein. Da plötzlich strömen die Kinder in die Halle. Einmarsch. Kamelle fliegen kiloweise. Und zum ersten Mal singen die Drei ihr persönliches Fliegerlied. Die Kinder heben die Hände und singen mit. Fahrer Jürgen mahnt zum Aufbruch. Der Mann verkörpert Gelassenheit im Marschtakt der Termine, kennt Abkürzungen, wenn Eis, Schnee und Stau im Weg sind.

10 Uhr. Ein Hexenkessel wartet. Grundschule Sürster Weg. Da moderiert Hausmeister Hans-Willi Thom. Ein leidgeprüfter FC-Fan, den mit Bauer Walter verbindet, dass sie 1978 mit einem klapprigen 200-Mark-VW zum Bundesligaspiel nach Hamburg gefahren sind. Danach war der FC Meister. Thoms gute Stimmung hält bis heute an. Das Dreigestirn singt und genießt das Bad in der Menge.

Bauer Walter versieht seine Enkelin Michelle (8) mit dem Orden, und Prinz Erich I. Bauerfeind versucht beim Ausmarsch noch schnell jedem Kind die Hand zu geben. Jungfrau Wolly nutzt die Atempause und lässt sich den Lippenstift nachziehen.

10.30 Uhr. Kindergarten Schumannstraße. Während die Kleinen zum Lied "Cowboy und Indianer" singen, sucht Bauer Walter einen Platz, an dem er aufrecht stehen kann. Und er findet ihn unter der Lichtkuppel, denn mit seinen Pfauenfedern misst er mindestens 2,80 Meter. Damit verfängt er sich in der Krepp-Dekoration. Zuhören, singen, Orden tauschen, raus.

11.11 Uhr. Die Kreissparkasse wartet, und da sind dann alle Tollitäten der Stadt ohne Publikum unter sich. Am Aschermittwoch wird das Rheinbacher Dreigestirn rund 200 Auftritte hinter sich gebracht haben. Und der schönste wird der Veilchendienstagszug gewesen sein. Denn ab 14.11 Uhr regnet es - Kamelle!