KG Backes Jonge : So jeck war die Bäckersitzung in Ahrweiler
Ahrweiler Die Ahrweiler KG Backes Jonge hat im Ahrweiler Bürgerzentrum Garden und Stars von Köln bis Koblenz präsentiert. Auch die Bonner Band Cat Ballou heizte den Jecken auf.
Bäckersitzung – das ist ein Magnet für Karnevalsfans. Seit Jahrzehnten gehört diese, von einem Kegelclub der Bäckerinnung des Kreises Ahrweiler ins Leben gerufene Top-Karnevalsveranstaltung zum Besten, was auf den Ahrkreis-Bühnen in der fünften Jahreszeit geboten wird. Am Sonntag war einmal mehr die Prunksitzung im rappelvollen Ahrweiler Helmut-Gies-Bürgerzentrum angesagt.
Und wieder war es eine Veranstaltung mit „Wiederholungstätern.“ Viele der Gäste kommen jahrein, jahraus. Nicht nur das, auch auf der Bühne sind die närrischen Stars nicht zum ersten Mal dabei. Denn sie kommen gerne zu den Bäckern, die seit einigen Jahres als Karnevalsgesellschaft (KG) Backes Jonge organisiert sind.
Aber was ist das Besondere? Jupp Menth, der als Ne kölsche Schutzmann eigentlich bereits 2017 die jecke Polizeimütze an den Nagel hängen wollte, nun wieder auf der Bühne stand und an legendäre Bäcker-Herrensitzungen in „der ahle Hall in Bengen“ erinnerte, tritt gerne hier auf. Der Dauernörgler machte klar: „Kölle stirbt karnevalistisch aus.“ In Ahrweiler konnte er nach Herzenslust „op Platt“ schimpfen. Über Kölns Kardinal Woelki zum Beispiel: „Man hat den Eindruck, der Meisner ist immer noch da.“
Ein anderer Redner war vom Publikum begeistert: Der Tuppes vom Land musste gleich nach der Stimmungsband Cat Ballou ran, wodurch eine Rede eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, vor allem wenn es eine Reimrede ist. Bei den Backes Jonge war das anders, das Publikum rastete bei der Band aus, um dem Tuppes dann anschließend artig zuzuhören. Der hatte Aktuelles auf dem Schirm. Aber nur kurz, dann ließ er die „gute alte Zeit“ mit Telefon an der Schnur und Bandsalat in der Cassette hochleben. Und heute? „Wer heute ohne Handy zum Einkaufen fährt, wird eine Stunde später für tot erklärt.“
Auch für Gottfried Löhr, den zurzeit wegen Mobbing-Vorwürfen in der Kritik stehenden Trainer der Kölner Rheinveilchen, ist die Bäckersitzung etwas ganz Besonderes: „Seit 30 Jahren verabrede ich mit Josef Gill die Termine, immer ohne Vertrag. Da zählt das Wort.“ Vom Macher des laut Moderator Volker Scherhag „besten Tanzcorps von Köln“ gab es für den Ex-Präsidenten Gill eine Auszeichnung der Rheinveilchen. Die feierten ihren Trainer übrigens überschwänglich.
Cat Ballou, die Cöllner und die Beueler Stadtsoldaten
Die Prunksitzung der KG Backes Jonge bot einmal mehr Spitzenkräfte des Karnevals auf, längst nicht nur aus der Hochburg Köln. Die Stadtsoldaten Beuel machten den Auftakt, sie machten die Musik zu ihren Tänzen selbst und animierten das Publikum zum „Stippeföttche“. Entertainer und Redner Christian Pape schaute dem Rheinländer aufs Maul: „Gib mir mal dat Ding neben dem Teil, wo dat Zeug drauf liegt.“ Mit seinem Musiker Dr. Bibbermann setzte er unter tosendem Applaus zu Breakdance-Übungen an.
Grundsolide kamen die Cöllner daher. Das Sextett machte musikalisch klar: „Dat jitt et nur bei uns in Kölle.“ Seit mittlerweile vier Jahrzehnten finden Bauchredner Fred van Halen und Puppe Aki im Publikum ihre „Opfer“, wobei Aki plappert, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Eine der Weisheiten: „Wenn die Tabaksteuer vom Rauchen abhalten soll, was ist dann Ziel der Lohnsteuer?“ Die ganze Bandbreite der Tanzmusik, von Elvis bis Cordula Grün, präsentierten die 32 Tänzerinnen und Tänzer der Narrenzunft Gelb-Rot aus Koblenz. Auch sie sind mit ihrem ans Varieté erinnernden Programm Jahr für Jahr bei den Backes Jonge zu Gast. Ihre menschlichen Pyramiden waren wieder absolute Hingucker.
Derweil rockten Cat Ballou den Saal. Die junge Top-Band aus dem Domstadt-Karneval präsentierte ihre Hits. Bei „Et jitt kei Wood“, „Hück steht die Welt still“ oder „König meiner Stadt“ wackelten die Wände im Bürgerzentrum. Das war beim Schlussakt mit den Paveiern nicht anders. Passend zur späten Stunde machten die klar: „Dat jeiht vorbei“ und empfahlen „Nie wieder Alkohol“. Zuvor hatten die Unkeler Ratsbläser buchstäblich mit Pauken und Trompeten in den alten kölschen Karneval mit seiner „Kayjass Nummer Null“ entführt. „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“ ließ Willy Ostermann grüßen.