Jeck mit Haut und Haaren

Im elterlichen Friseursalon ganz normal, auf der Bühne fast ein Profi: Godesbergs Kinderprinzessin Christina Wegner

Heiderhof. Im Friseursalon von Alexander Wegner sitzt ein zartes Persönchen und lässt sich vom Maestro persönlich die langen Haare richten. Aus dem Spiegel schaut ein hübsches Mädchengesicht. "Die kennen wir, das ist die Kinder-Godesia", tuscheln einige Kundinnen. Verlegenes Lächeln bei der Erkannten. Sie habe sie bei ihrer Inthronisation gesehen, meint eine frisch frisierte Dame im Hinausgehen.

"Toll gemacht, du warst ganz Haltung und Grazie." Jetzt strahlt die Kleine stolz. Und der Herr Papa dreht noch eine letzte Locke. "Ich mach' der Christina für jeden Auftritt eine andere Frisur", versichert er. Und seine Tochter bestätigt: "Bisher konnte ich wirklich jedes Mal anders frisiert auf die Bühne gehen." Die zehnjährige Christina Wegner ist Bad Godesbergs aktuelle Kinderprinzessin. Und so normal, wie sie sich hier im Salon der Eltern bewegt, so professionell wirkt sie mit ihrem Prinzen Tobias inzwischen in den Festsälen.

Sagt Steffi Caspari. Die muss es wissen. Hat die energische Kinderprinzenführerin des Festausschusses doch seit 1997 alle Mini-Tollitäten durch die Sessionen geleitet. "Alle waren anders. Und doch haben sich alle einmalig an die Absprachen gehalten", berichtet sie. "Die Steffi" sei halt ein Glücksfall. Die könne super mit Kindern umgehen, gibt Alexander Wegner das Kompliment zurück. Täglich außer Montag holt Steffi Caspari Godesbergs Nachwuchstollitäten mit der "Prinzenschaukel" zu den Auftritten ab. Mit dabei sind beider Adjutanten, praktischerweise ihre jeweiligen Geschwister.

Und dann geht's los. "Oft mit Party ohne Ende im Auto", lässt Caspari leichte Kritik an dem gerne herumalbernden Quartett durchschimmern. Christina lacht. Sie hätten doch trotzdem jede gereimte Rede gut gehalten und den richtigen Verein ausgerufen. "Ne, ihr hattet wirklich noch nie 'nen Hänger", lobt Caspari. Erst komme die Wagenprobe, dann das Altenheim in Kessenich und der Supermarkt in Siegburg und schließlich das Kinderland, zählt sie dann die Stationen des nächsten Tages auf. "Können wir danach auch spielen? Und ohne Ornat?" fragt die kleine Godesia hin spontan.

Wenn ihre Christina diesen Traum von Sissi-Kleid überziehe, erscheine die Kleine sofort wie eine andere Person, erzählt die Mutter. Inge Wegner-Schöner war vor genau 20 Jahren selbst "große" Godesia. Klar, dass die Kinder vom karnevalistischen Virus infiziert sind. Seit Christina bei den Bergfunken mittanze, habe sie eben auch Blut geleckt. Die Schule laufe normal weiter. Nur Arbeiten müssten jetzt nicht geschrieben werden. Die Lehrerin zeige viel Verständnis. Spätestens um 21 Uhr liege die Godesia abends im Bett. Alle Extra-Kurse nachmittags fielen aber flach. "Die Geige steht erst mal in der Ecke." Denn die Zehnjährige lebe ihre Session mit Haut und Haaren. Ihr mache einfach alles Spaß.

Die Session könne das ganze Jahr dauern, sagt Christina. Nur die lange Warterei sei oft "doof". Zum Essen sei natürlich manchmal wenig Zeit. Dann lade Caspari schon mal in ein beliebtes Schnellrestaurant ein - und hole die Lätzchen raus. "Es darf doch kein Ketchup auf`s Ornat", kichert Christina. Sie wolle die Session bis zum letzten Moment auskosten. Und danach? "Da pass ich auf, dass sie nicht in ein tiefes Loch fällt", verspricht die Mutter. Die Tochter sei jetzt so was wie prominent. Obwohl, eine Schulkameradin habe sie letztens gefragt, wie verkleidet sie denn zum Kinderkostümfest komme, prustet Christina. "Da hab' ich der geantwortet, du wirst mich schon erkennen."