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Joachim Ackermann: "Bei uns gibt es auch die leisen Töne"

Joachim Ackermann: "Bei uns gibt es auch die leisen Töne"

Bei der Prunksitzung von Blau-Gold Muffendorf überlässt Präsident Ackermann nichts dem Zufall. Für den Fall der Fälle hat er immer eine Gitarre im Foyer stehen, um notfalls selbst Lücken im Programm schließen zu können.

Bad Godesberg. Am Sonntag beginnt um 17 Uhr beginnt die Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Gold Muffendorf in der kleinen Beethovenhalle. Präsident Joachim Ackermann zeichnet als Literat nicht nur für das Programm des Abends verantwortlich, sondern präsentiert es als Sitzungspräsident auch höchstselbst. Kein Wunder, dass er nichts dem Zufall überlassen möchte. Mit Joachim Ackermann sprach Felix Gutschmidt.

General-Anzeiger: Was erwartet die Besucher am Sonntagabend?

Joachim Ackermann: Ein tolles Programm, super Stimmung und ein besonderes Publikum. Bei uns bekommen die Künstler die Ruhe und Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Bei uns gibt es auch noch die leisen Töne im Karneval.

GA: Unterscheidet das die Sitzung von Blau-Gold Muffendorf von anderen Prunksitzungen?

Ackermann: Ja, das ist etwas Besonderes bei uns. Deshalb kommen die Leute auch gerne. Bei Veranstaltungen in großen Hallen kann es sehr schnell unruhig werden, so dass der Künstler auf der Bühne keine Chance hat und sein Vortrag untergeht. Die Atmosphäre in der Kleinen Beethovenhalle ist einzigartig und das Publikum sehr diszipliniert.

Blau-Gold Muffendorf Joachim Ackermann, 48, ist von Beruf Gebietsverkaufsleiter der Bitburger Bier GmbH Köln. Seit 22 Jahren lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Muffendorf. Die Präsidentschaft der Karnevalsgesellschaft Blau-Gold Muffendorf übernahm er 2006 von Karl-Heinz Bettag, der seit der Gründung 1966 an der Spitze des Vereins stand. Bereits seit zehn Jahren führt Ackermann als Sitzungspräsident durchs Programm. Der Verein hat keine eigene Tanzgarde und legt großen Wert auf seine Eigenständigkeit. Jedes Jahr feiert Blau-Gold mit eigenem Motto. "Jeckes Theater" ist die Überschrift dieser Session. Ungewöhnlich sind die Trinkgewohnheiten des Vereins: Auf der Prunksitzung wurde bisher ausschließlich Wein und kein Bier ausgeschenkt.Ist der traditionelle Sitzungskarneval heute noch zeitgemäß?

Ackermann: Sicher geht der Trend in den letzten Jahren zur Party mit Programm. Ich habe da auch Spaß dran, aber der traditionelle Karneval hat nach wie vor seine Daseinsberechtigung. Bisher ist die Kleine Beethovenhalle immer voll gewesen. Und auch in diesem Jahr werden wir dies wieder erreichen.

GA: Nach welchen Kriterien stellen Sie das Programm zusammen?

Ackermann: Wir legen großen Wert auf gute Redner. Die Musik ist wichtig für die Stimmung. Ich versuche einen Spannungsbogen aufzubauen und in der zweiten Hälfte des Abends die erste noch einmal zu übertreffen. Leider bekommt ma die Künstler nicht immer zur gewünschten Zeit, so dass dies nicht immer möglich ist.

GA: Mit welchen Problemen werden Sie als Literat und Sitzungspräsident konfrontiert?

Ackermann: Wenn eine Gruppe kurzfristig ausfällt, muss schnell Ersatz besorgt werden. Sollte sich ein Künstler verspäten, hat das Auswirkungen auf den ganzen Abend. In den Verträgen der bekannten Karnevalsgrößen steht meist, dass sie nicht länger als zehn Minuten warten müssen. Der Willibert Pauels (Ne Bergische Jung, Anm. d. Red.) ist uns schon mal laufen gegangen.

GA: Wie wäre es denn mal anderen, unbekannten Künstlern eine Chance zu geben? Die so genannten Spitzenkräfte des Kölner Karnevals treten bei fast allen großen Sitzungen mit dem immer gleichen Programm auf.

Ackermann: Es kann nur mit einer guten Mischung funktionieren. Gewisse Namen muss man einfach haben, um das Publikum zu locken. Wenn ich auf die Kosten schaue, denke ich mir auch, dass man mal auf die Kölner Kräfte verzichten sollte, aber das kann man nicht machen. Und die jungen Talente muss man erst mal finden.

Früher bin ich auf Künstler-Stammtische gefahren und habe die meisten Künstler selbst gebucht. Heute läuft das alles über eine Agentur. Einen Redner oder Musiker zu verpflichten, ohne ihn vorher gesehen zu haben, ist immer ein großes Risiko.

GA: Sie haben die hohen Gagen erwähnt. Wie kann sich ein kleiner Karnevalsverein so eine Prunksitzung überhaupt leisten? Reichen die Einnahmen aus dem Kartenverkauf, um die Kosten zu decken?

Ackermann: Nein, bei weitem nicht. Ohne Sponsoren und die Unterstützung unseres Senats wäre so ein Abend nicht zu finanzieren. Die Prunksitzung ist immer ein Zuschussbetrieb.

GA: Wie bereiten Sie persönlich sich auf die Sitzung in der kleinen Beethovenhalle vor?

Ackermann: Ich überlasse möglichst nichts dem Zufall, also informiere ich mich vorher genau über jeden Künstler. Für den Fall der Fälle habe ich immer eine Gitarre im Foyer stehen, um notfalls selbst Lücken im Programm schließen zu können. Dazu ist es bisher zum Glück jedoch noch nicht gekommen.