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Kleidung der Narren färbte sich erdbeerrot

Kleidung der Narren färbte sich erdbeerrot

Die Große Selhofer KG feiert am Sonntag ihr 75-jähriges Bestehen - Der erste Nachkriegsorden entstand aus Messingkartuschen

Bad Honnef. (khd) 1927 überquerte Lindbergh den Ozean, in der Domstadt begann man mit dem Bau des Messeturms, Willi Ostermann sang in Köln "Wenn Du noch eine Schwiegermutter hast" und die Selefer gründeten trotz Inflation und politischer Wirren die "Große Selhofer Karnevalsgesellschaft". Es waren kleine Geschäftsleute, Handwerker und Angestellte, die sich um Hermann Krahe, den ersten Präsidenten, den Heimatdichter Wilhelm Lenz, Josef Pielen, Jean Raths, Johann Stöcker und Fritz Kaiser senior scharten, um rund um die Martinskapelle Frohsinn in der fünften Jahreszeit zu spenden.

Dabei hielt man sich im Honnefer Süden nicht lange mit dem Führen eines Protokollbuchs auf, wollte man doch nur Fastelovend fiere. So zeugt nur der erste Orden vom Gründungsjahr, der in einem Strahlenkreuz einen Narren mit Schellenkappe zeigt. Eigene Kräfte bestritten mit großem Erfolg die Sitzungen und zum Elferrat kamen bald schon Pagen und Herolde hinzu.

Selbst ein Selefer Funkemariechen gab es, das von Gerhard Brungs dargestellt wurde. Geld für eine Fahne war nicht vorhanden, also wurde kurzerhand eine gemalt. Die Säle der Sitzungslokale in den Gaststätten "Zum Leyberg" und "Fritz Kaiser" waren immer proppe voll, wenn die eigenen Kräfte wie Wilhelm Raths, Franz Bott, et Arnsbergs Nettche oder Eva Fassbender in die Bütt stiegen.

Die Gesellschaft wuchs und war schon bald ein fester Bestandteil im Honnefer Karneval, bis der Krieg alle Bemühungen zunichte machte. 1946 trafen sich die Karnevalisten zur ersten Nachkriegsversammlung beim Kaisers Fritz, aber der Mut zu einer Sitzung fehlte noch. Man lud zu einem Bunten Abend ein, auf dem Willi Pinnecke seine ersten Lieder sang, während in der Bütt Klärchen Quadflieg, "Et Klör" und der spätere Präsident August Meyer glänzten.

Ermutigt durch den Erfolg dieses Abends gründete der Damenelferrat unter seiner Präsidentin Else Wilsberg die "Fidele Jecke". Der erste Nachkriegsorden der Selefer Narren unter Prinz Martin I. (Mundt) entstand 1947 aus Messingkartuschen, die mit roter Erdbeerfarbe angemalt wurden und so die Kleidung total verfärbten.

Heute zieren die Orden der Großen Selhofer KG, wie sich die Karnevalisten nach Rücksprache mit den Gründervätern bald wieder nannten, Selefer Originale wie "Dä Kroh''s Hermann", der "Schürreskaare Ütüt" oder "Dä Reinse Will", der Jahrzehnte lang als "Honnefer Ratsdiener" die Kommunalpolitik "op de Schüpp" nahm.

Ihren Festkommers aus Anlass des 75-jährigen Bestehens feiert die Große Selhofer KG unter ihrem Vorsitzenden Büb Brodesser am Sonntag ab 11.11 Uhr im Festsaal Kaiser.