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150 Jahre KG Halt Pol Bad Honnef

Karneval in Bad Honnef : KG Halt Pol: Eine jecke Erfolgsgeschichte seit 150 Jahren

1874 schlug die Geburtsstunde der Karnevalsgesellschaft Halt Pol. Und die jecken Vorreiter des Bad Honnefer Karnevals punkteten unter anderem mit eigenen Damensitzungen, bevor die Kölner Kollegen daran auch nur dachten.

Seit 150 Jahren pflegt die Karnevalsgesellschaft Halt Pol den Fasteleer als Brauchtum. Schon der berühmte Caesarius von Heisterbach liefert in seinem „Dialogus miraculorum“ den ersten Beleg für den rheinischen Karneval aus der Zeit um 1200. Von famosen Prunksitzungen, dem Aushängeschild der ältesten und größten Honnefer Gesellschaft, konnte zu Zeiten des berühmten Zisterziensermönches freilich noch keine Rede sein und auch bei Gründung der KG Halt Pol im Jahre 1874 waren die Jecken noch meilenweit davon entfernt.

Caesarius berichtet von einem Gelage zweier Handwerker am Tage vor Aschermittwoch. Aus derartigen Mahlen entwickelte sich das Fastnachtsfest. Und so ähnlich war es ja auch in Honnef. Urwüchsiger Karneval war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts angesagt.

In den Wirtschaften überlegten nach Dreikönige die Stammgäste, et Schmölzje: „Wat dun mer diss Johr maache?“. Alles war spontan. Der jeweilige Wirt mischte tatkräftig mit. Persifliert wurden gerne die stadtbekannten Persönlichkeiten, und auch die Vorschriften der Kommune wurden fleißig aufs Korn genommen. Eintritt wurde nicht erhoben, höchstens für die Armenkasse gesammelt.

In Honnef gab es um 1850 etwa ein halbes Dutzend Lokale, in denen solche Sitzungen stattfanden. Rosenmontag wurde getanzt. Maskenbälle und Redouten für die obere Gesellschaftsschicht wie in Bonn und Köln? Fehlanzeige. Am Straßenkarneval beteiligten sich die Kinder, die Gesellen der Handwerker, die Knechte und Mägde der Bauern und Winzer.

Während einer der Handwerker aus der Caesarius-Geschichte im Aschesturm aus dem Kamin umkam, weil er nicht aufhören wollte mit der Feierei, ist aus Honnef solch ein trauriges Schicksal nicht überliefert. Bei aller Dollerei herrschte offensichtlich Disziplin. Aschermittwoch war Schluss mit lustig.

Im Narrenschiff: Die historische Aufnahme von 1907 zeigt den Elferrat der KG Halt Pol auf „großer Fahrt“.
Im Narrenschiff: Die historische Aufnahme von 1907 zeigt den Elferrat der KG Halt Pol auf „großer Fahrt“. Foto: Archiv KG Halt Pol

Nachdem in der Nachbarstadt Königswinter bereits 1860 eine Gesellschaft gegründet worden war, riefen einige Honnefer zu einer Zusammenkunft der Fastnachtsfreunde im alten Gasthaus Dell auf, so ist es durch Schriftstücke von Heimatdichter Franzjosef Schneider, et Freudeblömche, überliefert. Leider gingen viele Dokumente gerade aus den Anfängen der KG verloren. Manches wurde mündlich überliefert, ältere Liederhefte und Zeitungsberichte geben Einblicke. Aber eine genaue Dokumentation ist nicht möglich.

Ab November 1874 sollen sich jedenfalls wöchentlich Interessenten getroffen haben, um über den Zusammenschluss der Karnevalisten zu beraten. Das Motto: „Wat mer donn, dat soll ons gelle.“ Ihr Ziel: Künftig eine gemeinsame Sitzung abzuhalten und einen Zug durchzuführen. Im Januar 1875 erfolgte ein Aufruf an die Bürger, sich mit für das Brauchtum einzusetzen. Bald darauf stieg sogar schon eine Damensitzung. Beim Jubiläumsfestakt zum 150. Geburtstag zog Festredner Günter Leitner den Hut – Damensitzungen gab es in Köln erst über 80 Jahre später.

Die Jungkarnevalisten änderten schon bald ihren Namen in Carnevalsgesellschaft Halt Pol, wie eine Anzeige vom Januar 1878 dokumentiert. Um die Jahrhundertwende war Halt Pol die einzige Gesellschaft in Honnef. Zum Elferrat gehörten Büttenredner, Krätzjessänger, Liederdichter. Der witzigste Mitstreiter war Präsident. Die Sitzungen, die nicht für die „feinen Leute“ gedacht waren, erfreuten sich großer Beliebtheit. Bei Halt Pol musste man einfach gewesen sein.

Noch heute sind die Sitzungen, bei denen die Crème de la Crème des Kölschen Karnevals auftreten, äußerst beliebt. Aber es gab auch schwere Zeiten. Nachdem die Gesellschaft bereits 1899 über 100 Mitglieder hatte, und zum Silberjubiläum großes Programm fuhr, verschwand das Brauchtum nach Beginn des Ersten Weltkriegs für ein Jahrzehnt in der Versenkung, auch der Zweite Weltkrieg wirkte sich negativ aus. So fielen auch die Jubiläumsfeiern 50 und 75 Jahre nach Gründung ins Wasser.

Stattdessen wurde das 90-jährige Jubiläum 1964 groß begangen. Die KG Halt Pol 1874 hatte sich unterdessen dem Festausschuss Siebengebirge angeschlossen, der sich nach dem 1953 neu begründeten Bund Deutscher Karneval gebildet hatte. Damit gab es nun auch den Brauch, einen Siebengebirgsprinzen zu küren. Und Tollitäten gab es nun bereits einige bei der KG Halt Pol.

Zu den großen Ereignissen der Gesellschaft, deren Mitglieder mittlerweile einheitliche Uniformen tragen, zählt unbedingt der Erwerb des Hontes; die KG gestaltete dieses älteste profane Gebäude der Stadt am Markt zu ihrem Zeughaus. Und vor ihrem Domizil steht ihr Halt-Pol-Männchen in Stein. Günter Leitner: „Halt pol. Halt durch, halt stand, sei selbstbewusst, steh deine Frau und deinen Mann. Halt fass, halt Plaaz, nie nachgeben, ausharren, auch zusammenhalten, eine wunderbare Entwicklung.“ Sein Vorschlag: Das Freudeblömche-Denkmal neben der Halt-Pol-Figur zu platzieren und einen Halt-Pol-Orden ins Leben zu rufen für besondere Verdienste.