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Spanische Bützje und Kamelle verkehrt

Spanische Bützje und Kamelle verkehrt

St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft feiert in Pützchen - Kinderzoch in Heidebergen - Traditioneller Kostümball erfreut die Besucher in Holtorf

Pützchen. (aff) Seit langen steht für die Jecken im Dorf fest: Am Wochenende vor Karneval geht es zu den Schützenfrauen ins Pfarrzentrum! Denn wenn die feiern, neigen sie nicht zum Kleckern, sie klotzen!

Durch ein wundervolles wanddeckendes Tuch mit einem aufgedruckten Vorhang fühlten sich die Narren beinahe wie im Opernhaus. "Pötzje Olé" hieß das Motto des Abends. Angelehnt an den Bonner Karnevalsslogan stellten die 17 Frauen der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft ihre Sitzung unter den Leitspruch "Bonn bützt die Welt, wir bützen Spanien".

Mit Hilfe ihrer Vereinskollegin Susanne Weber, die am Theater Neuwied und am Jungen Theater in Beuel schneidert, entwarfen und nähten die Damen für jede ein andalusisches Traum-Kostüm. Kombiniert mit ausladenden Hüten und stilechten Fächern konnten ihre Tänze und ihr Gesang nicht daneben gehen.

Dennoch machte sich vor dem Auftritt etwas Nervosität breit. Mit Gänsehaut an beiden Armen gab Sabine Kopschetzky zu: "Natürlich sind wir aufgeregt. Im Saal warten unsere Familien und Freunde, nicht auszudenken, wenn da was schief geht." Die Sorge war unberechtigt.

Gelbe Schilder überall im Saal baten darum, nicht auf die gepolsterten Stühle zu steigen - ansonsten wären diese nach der auf Pützchen umgedichteten Fassung des Bläck-Fööss-Evergreens "Et Spanien Leed" hin gewesen. Wahrlich, die Schützenfrauen brauchten sich nicht hinter den Gästen verstecken.

Neben den Nixen vom Märchensee, den Godesberger Stadtsoldaten, Pötzjens Junge und dem Schwatze Botzedräjer wurde vor allem Wäscherprinzessin Melanie II. sehnsüchtig erwartet.

Denn eine Dame aus den eigenen Reihen begleitet die Tollität als Wäscherin durch die Session: Für die 17-jährige Anna-Maria Roth war es zwar ein anstrengender Abend, doch scheute sie das An- und Ausziehen nicht: "Es gehört halt dazu, dass ich auch in meinem eigenen Verein mitmache."

Heidebergen. (rgu) Auch wenn Heidebergen ein Ortsteil von Holzlar ist - karnevalistisch gilt es als Besonderheit. Denn dort findet seit 54 Jahren ein vermutlich im gesamten Rheinland einzigartiger Kinderzoch statt: "Bei uns", so Kurt Springer, "fliegen die Kamelle nicht aus dem Zoch an den Straßenrand, sondern umgekehrt".

Springer, Vorsitzender des Bürgervereins Heidebergen, führte den Zoch durch die wenigen Straßen Heidebergens, und am Straßenrand standen die Eltern und warfen Kamelle. Den einzigen Wagen des Zochs hatte Axel Frank gebaut, ebenfalls Vorstandsmitglied des Bügervereins.

Er sagte: "Vor allem solche Veranstaltungen stärken die Gemeinschaft im Viertel", sagte er. Der Bürgerverein in Heidebergen existiert seit 1952, einen eigenen Karnevalsverein gibt es dort nicht. Die Jecken aus Heidebergen sind größtenteils in Holzlar organisiert.

"Karneval ist für uns in erster Linie der Kinderumzug", so Springer. Am kommenden Wochenende allerdings, am Karnevals-Samstag, werden sie auch beim Holzlarer Veedelszoch dabei sein.

Das ist Tradition, und dazu gehört auch Holger Lorenz. Er ist Polizeioberkommissar und begleitet seit sieben Jahren den Heidebergener Zug. Viel zu tun gibt es für den Ordnungshüter dabei nicht. "Für mich ist das eine nette Abwechslung", sagte er. Ziel des Kinderzuges war wieder die Gaststätte "Am Wolfsbach".

Dort erwartete die Kinder ein buntes karnevalistisches Programm mit einem Zauberer und der Kindertanzgruppe "Young Originals". Als Ehrengäste empfingen die Heidebergener die Beueler Wäscherprinzessin Melanie II., die LiKüRa-Prinzessin Simone I und - der Feier angemesssen - das Holzlarer Kinderprinzenpaar.

Holtorf. (aff) Da geht man auf einen Kostümball, natürlich gebührend verkleidet, und wo landet man? Auf einer Karnevalssitzung. Nicht so in Holtorf. In dem Ennertort wird Kostümball noch wörtlich genommen - zur Freude der Gäste.

Sie ließen sich von Harry Fischer, Moderator des Abends, nicht lange zum ersten Tanz bitten und stürmten zur Damenwahl die Tanzfläche. Eingeladen hatten die Bürgervereine, die sich im Rotationsprinzip mit der Organisation abwechseln. In diesem Jahr übernahm die Chorgemeinschaft St. Antonius die Federführung und präsentierte ein kleines, aber ausgewogenes Programm.

Brigitta Baum eröffnete den Abend als Leichenbestatter Himmelreich, die Chorgemeinschaft amüsierte unter Leitung Heike Fischers und Kurt Fassbenders mit einem selbst arrangierten und umgedichteten Karnevalspotpourri, und für den heimlichen Höhepunkt des Abends sorgten Gert Braun, Ludwig Pott, Jakob Fronhof und Buggi Burgunder als "Die vier Flötenköppe".

Ausgelassen tanzten die Jecken zwischen jeder Nummer und feierten die zur Hauskapelle gewordenen Los Ultimos. Hörbar angeschlagen begrüßte LiKüRa-Prinzessin Simone I. ihre Jecken und entschuldigte sich: "Liev Jecke vom Berg, Ihr merkt es, ich mache meine Arbeit wohl ganz gut. Was wäre eine Prinzessin ohne diese Stimme."

Zwar versuchte sie alles, um noch hörbar zu bleiben. Doch selbst das Hausrezept ihrer Großmutter, aufgekochtes Zwiebelwasser mit Kandis, käme da nicht mehr gegen an, gesteht sie nach dem Auftritt.

Auch Wäscherprinzessin Melanie II. und das Bockerother Dreigestirn statteten den Holtorfern einen Besuch ab. Mit viel Gesang und manchem Paar durchgetanzter Schuhe wurde es in der ausverkauften Saal des portugiesischen Vereins Lusitania noch eine lange Nacht.