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Die Kunst des stilvollen Verlierens

Die Kunst des stilvollen Verlierens

Beim Rathaussturm sind Oberbürgermeisterin und Federfuchser wieder einmal chancenlos

Bonn. Werner Stieber ist nicht zu beneiden. Seit dem Jahre 2000 verteidigt der Bonner mit Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann und den Federfuchsern das Alte Rathaus gegen Prinz und Bonna.

Und jedes Mal verliert er. Gegen Windmühlen kämpfen ist nichts gegen diese Kunst, stilvoll in die Niederlage zu gehen. Mehr noch: Der 58-jährige stellvertretende Vorsitzende der Kolpingsfamilie Bonn-Zentral sagt, es sei eine Ehre, immer wieder vergebens mit den Stadtsoldaten in der jecken Rathausschlacht die Bleistiftklinge zu kreuzen.

Sonntagnachmittag ist es wieder soweit, die politische Ordnung in Rathaus und Stadt auf den Kopf zu stellen. OB Dieckmann bittet die Federfuchser aus der Kolpingsfamilie inständig, sich im 14. und letzten Jahr ihrer Regentschaft endlich einmal anzustrengen. Polizeipräsident Wolfgang Albers verspricht vollmundig, das Unmögliche möglich zu machen.

Er stellt sich und die Rathaus-Verteidiger in die Nachfolge von Barack Obama im US-Präsidenten-Wahlkampf. Doch statt "Yes we can" skandieren die Bonner Federfuchser trotzig: "Joh mir künne". Damit haben sie zumindest die Lacher auf ihrer Seite, zumal Moderatorin Anja Pohl die Stadtsoldaten-Feldmacht mit spitzer Zunge empfängt.

Zu den Pferden der Kavallerie sagt sie: "Morgen gibt es Sauerbraten." Zu Ehrenkommandant Herbert Raab: "Im Alter muss man Proviant dabei haben, man unterzuckert ja schnell." Zum Kommandanten Wolanski: "Der kleine Ralf sucht seine Mutter und möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden."

Oberfederfuchser Albers meint, da die dicke Kanone der Stadtsoldaten gewiss älter als neun Jahre sei, möge man sie verschrotten und die Abwrackprämie kassieren. Der jecke "Überläufer" Helmut Kollig brilliert als französelnder Napoleon, der durch eigenwillige Satzstellung auffällt: "Deswegen bin ich gekommen zurück, um euch alle zu machen platt."

Das wortreiche Fechten und kunstvolle Verteidigen hilft nicht. "Jedes Jahr die gleiche Leier", sagt Wolanski und bläst zum Sturm. Prinz und Bonna umgehen beinahe unbemerkt die Leitern und schleichen über die innere Rathaus-Treppe auf den Balkon.

"Dat Ding is uns", bilanziert Anja Pohl. Die Rathaus-Uhr zeigt 15.23 Uhr, als die Regierung der Narren beginnt. Die OB hat einen letzten Wunsch: "Bis Aschermittwoch sollt ihr daran arbeiten, alle unsere Schulden abzubauen." Prinz Ralf I. kündigt an, die jecke Lebensfreude auf die Straße zu bringen. Miriam I. sagt, über die Schulden werde man noch sprechen. Später.