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Noch'n Tusch? Mit der MoMu kein Problem

Noch'n Tusch? Mit der MoMu kein Problem

Ein Tag mit Prinzenführer Christoph Arnold samt Prinz, Bonna und Equipe - "Mobile Musikeinheit" ersetzt Kapelle

Bonn. Samstag 9.30 Uhr. Der morgendliche Nieselregen fällt noch träge auf die Stadt herab, doch vor dem Königshof herrscht hektisches Treiben: Männer in festlich blauer Tracht laufen durcheinander und richten sich ihre blonden Napoleon-Löckchen.

Einige Damen in dunkelrotem Kleid überprüfen gegenseitig den Sitz ihrer Pagenmützen. Der graue Reisebus - bedruckt mit den herrschaftlichen Abbildern vom Prinzenpaar - steht mit laufendem Motor vor der Hofburg. Doch wo nur ist der Prinzenführer, der das Kommando über den versammelten Hofstaat haben soll?

Ein Mann mit blau-roter Schärpe unter der offenen Regenjacke - den Pappbecher Kaffee noch in der Hand - springt behände in den schon rollenden Tourbus und wird lautstark begrüßt. Ohne ihn geht am Samstag nichts:

Mit Prinzenführer Christoph Arnold geht es zum ersten Termin, einem von rund 350 mit Prinz und Bonna in dieser Session. Katharina II. nimmt das Bordmikrofon: "Guten Morgen, liebe Jecken!" - "Morje!" klingt es überraschend frisch von der versammelten Mannschaft. Ein kurzer Abriss des Programms, dreimal "Alaaf".

Auch im Karneval geht nichts ohne die nötigen Instruktionen. Arnold kündigt die erste Station an: eine Tankstelle. Prinzenpaar, Adjutanten, Wachen, Paginnen und der Standartenträger steigen aus dem Bus. Leider ist der Chef nicht da: Kommando zurück.

10 Uhr, Endenich. Der Pavillon ist längst aufgebaut, das Fass angestochen. Der Prinzenführer ruft durch den Bus: "Achtet auf eure Kleidung. Es ist kalt: Also Mäntel an. Brauch ich ja nicht nochmal zu sagen, richtig? Und Ausmarsch."

Bläser und Pauken scheppern schon "Einmol Prinz ze sin" beim Gang übers Kopfsteinpflaster - hin zu Mettwurstbrötchen und sprudelndem Sekt. "Ming Sonnesching han ich immer dobei - eure Lieblichkeit Katharina II.", sagt Andreas II. und nimmt sie kurz drauf auch wieder mit. Arnold schaut auf die Uhr, keine Zeit.

Foto- und Blumenladen, Bäckerei und Optiker wollen auch noch besucht werden. Nicht zu vergessen ein Grieche, der der Mannschaft noch schnell einen Ouzo mit auf den Weg gibt.

11.35 Uhr. Der Hofstaat betritt eine Endenicher Gaststätte, in der es bereits gefühlte zwölf Stunden später zu sein scheint. Mal hinsetzen, durchatmen. "Es ist auch immer wichtig, ein paar Ruhezeiten mit einzukalkulieren, damit es nicht zu anstrengend wird und die Gruppe bei Laune bleibt", weiß Arnold aus seiner mittlerweile sechsjährigen Erfahrung als Prinzenführer. "Wir haben ja noch was vor."

12.40 Uhr, vor Knauber. Eine Absprache über Handy regelt die letzten Formalitäten. "Wo ist die MoMu?" Aufregung im Bus: MoMu - die Neuanschaffung der Session - hat sich hinter dem Sitz versteckt. Gemeint ist die "Mobile Musikeinheit". Eine rollbare Box mit angeschlossenem MP3-Player sorgt dafür, dass Prinz und Bonna auch ohne Begleitkapelle den Tusch immer dabei haben. Auftritt, das Prinzenpaar schenkt Erbsensuppe aus.

13.33 Uhr, Hauptbahnhof. Drei Minuten Verzug. Die Kapelle steht schon bereit. Erwartungsgemäß säumen zahlreiche Passanten - teils schunkelnd, teils völlig irritiert - den Weg der stramm Marschierenden. "Manche Leute gucken, als ob wir total verrückt sind. Hm, sind wir vielleicht auch", schmunzelt ein Adjutant, der mit stets wachem Blick genauestens darauf achtet, dass auch das wertvolle Ornat nicht zu Schaden kommt.

16.46 Uhr. "Ja, für die Karnevalszeit schalte ich zu Hause die Heizung aus und melde den Strom ab", scherzt eine der Wachen beim Einstieg in den Bus. Ein Adjutant steht bereit, um dem Prinzen den Alternativ-Hut zu reichen: einen ohne die langen Federn, die sich im Außenspiegel zu verfangen drohen. Weiter.

21.45 Uhr. "Was nur macht der Aachener Prinz auf der Bühne?" Ein Konkurrent bei der Ehrengarde in der Beethovenhalle - das schmeckt nicht jedem im Festausschuss. Doch Prinz und Bonna brauchen sich anschließend bei ihrem letzten Termin nicht zu verstecken.

Vor dem Auszug verteilen sie Plüsch-Sonnen an den Elferrat. "Jetzt alle zurück in die Hofburg, Uniformen ausziehen, und dann macht jeder, was er will", instruiert der Prinzenführer. Am Ende reicht's noch für einen Absacker in der Hofburg, bis alle platt ins Bett fallen. Am Sonntag um 11 geht's weiter.